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Gut für Pflanze, Tier und Mensch

29.03.2022

Bis Herbst 2022 entsteht auf dem Uni-Areal am Hubland der neue CampusGarten. Der Umzug wurde notwendig, da die Universität das alte, 2014 bepflanzte Areal für Bauzwecke benötigt.

Bis der neue CampusGarten in voller Pracht steht, ist noch viel Arbeit nötig. Hier bauen Simon Moser und Pascal Bunk gerade am neuen Teich. (Bild: Pressestelle Uni Würzburg)

Sie müssen inzwischen nicht mehr viel Überzeugungsarbeit leisten: Das Interesse am studentischen Projekt CampusGarten ist groß. Rund hundert Studierende und Lehrende bauen hier inzwischen eigenes Gemüse an. Seit Februar helfen viele Gärtner außerdem an jedem Samstag mit, den Garten auf dem Campus Nord der Universität neu anzulegen. Bis Herbst soll der neue „CampusGarten 2.0“ fertig sein.

Eine natürliche Form des Gärtnerns

Studierende, die sich als WG eine Vierzimmerwohnung ohne Balkon und Gartenparzelle teilen, sind glücklich über die Möglichkeit, sich im CampusGarten gärtnerisch austoben zu können. 60 Beete stehen zur Verfügung. Gegärtnert wird in kleinen Grüppchen. Der CampusGarten besteht allerdings nicht nur aus Nutzbeeten. „Die sind in ein permakulturelles Konzept eingebettet“, erläutert Promotionsstudent Pascal Bunk, der sich seit der Gründung für den CampusGarten engagiert. Der etwas sperrige Begriff „Permakultur“ meint eine natürliche Form des Gärtnerns mit den Kreisläufen und den Wechselwirkungen in der Natur.

In Gärten gibt es vor allem in der warmen Jahreszeit eine Menge zu tun. Die Würzburger CampusGärtner allerdings sind das ganze Jahr über aktiv. Heuer im Winter wurde die Neuanlage des Gartens geplant. Außerdem machten sich die CampusGärtner Gedanken darüber, welche Workshops im neuen Garten angeboten werden könnten. Bildungsarbeit kommt in dem vom studentischen „Referat Ökologie und Nachhaltigkeit“ getragenen Öko-Projekt eine große Bedeutung zu, sagt Wiebke Degler vom Orga-Team. Sie selbst würde im neuen Garten gern einen Workshop zur Saatgutvermehrung anbieten.

Beitrag zur Biodiversität

Von Anfang an hatten es sich die CampusGärtner auch zum Ziel gesetzt, einen Beitrag zur Biodiversität zu leisten. Im neuen Garten wird es deshalb ein „Sandarium“ für Eidechsen sowie eine Eidechsenburg geben. Außerdem werden Teiche angelegt. Simon Moser verpasst gerade einem der neuen Teiche eine sogenannte Kapillarsperre. Seit 2019 engagiert sich der Physiker im CampusGarten. Seither, sagt er, habe er viel gelernt. Am heutigen Tag zum Beispiel über die Eidechsenburg: „Bis vorhin war die für mich bloß ein Steinhaufen gewesen.“ Dann hatte er erfahren, wie solch ein „Steinhaufen“ angelegt sein muss, damit Eidechsen hier auch wirklich ihre Eier ablegen.

Gerade in Phasen, wenn das Studium alle Kraft abfordert, kann es schwierig werden, sich um das eigene Beet zu kümmern. Darauf ist das Orga-Team eingestellt, so Wiebke Degler: „Studierende möchten sich bei uns engagieren, tun dies anfangs auch mit großer Euphorie, doch plötzlich kommt das Leben dazwischen.“ Anders als in Schrebergärten fliegt man dann nicht gleich raus. Vor allem dies zeichnet das Projekt aus: Die CampusGärtner gehen nicht nur behutsam mit Pflanzen und Tieren um, sondern legen auch großen Wert auf einen freundlichen Umgang miteinander. Zum Mitmachen eingeladen sind im Übrigen ausdrücklich vor allem unerfahrene Gärtner.

Pausenbrot mit selbstgezogenen Kräutern

Anfangs sei das Gärtnern auch für ihn ein Buch mit sieben Siegeln gewesen, gibt Simon Moser zu: „Vieles ging in den ersten beiden Jahren in die Hose.“ Er habe zum Beispiel nicht gewusst, dass auch Pflanzen Sonnenbrand bekommen können. Der Physiker kämpfte mit Mehltau und Kaninchen. Nach solchen Schwierigkeiten ist es umso schöner, endlich eigenes Gemüse zu ernten. In der Mittagspause kurz mal in den Garten zu huschen, um das Pausenbrot mit selbst gezogenen Kräutern „aufzupimpen“, sei ein tolles Gefühl, bestätigt CampusGärtnerin Paulina Gundlach.

Diversität in jeder Hinsicht ist ein auffälliges Charakteristikum der studentischen Garteninitiative. Das Unterschiedlichste wird im Garten zusammengedacht, die unterschiedlichsten Menschen bringen sich ein. So „wild“ das Ganze daherkommt, so ausgeklügelt sind die Pläne dahinter. Und auch, wenn Hierarchien nicht spürbar werden, gibt es leitende Hände. Vor allem das fasziniert Simon Moser: „Wir CampusGärtner werden auf großartige Weise vom Orga-Team ‚von der Seite‘ geführt, und zwar höchst effizient, so etwas habe ich selbst im professionellen Bereich noch nie erlebt.“

Gehölze, die dem Klimawandel trotzen

Daran, dass diametrale Ansichten jemals für ernsthafte Konflikte gesorgt hätten, kann sich Wiebke Degler nicht erinnern. So war man sich im Planungsteam auch rasch einig, mit welchen Bäumen und Hecken die drei Wälle im Garten bepflanzt werden sollen. 300 Bäume und Sträucher wurden inzwischen gepflanzt: „Darunter Wildobst, Beerensträucher, Esskastanie und Quitte.“ Auch in diesem Fall hatten sich die CampusGärtner wieder eine Menge Gedanken gemacht, was sie anpflanzen könnten: „Es sollten Gehölze sein, die dem Klimawandel trotzen.“ So kam man auch auf Ölweide, Sanddorn und Blasensträucher.

Der CampusGarten zeigt, dass eine Universität heute kein Elfenbeinturm mehr ist. Jeder Bürger, der mag, kann auf den Campus Nord kommen, um den CampusGärtnern über die Schultern zu schauen. „Wir wollen auch einen Saatgutautomaten aufstellen“, verrät Wiebke Degler. Der ist ebenfalls nicht nur für Studierende und Lehrende, sondern für alle Interessierten gedacht. Nur die Beete sind Angehörigen der Uni vorbehalten. Was daran liegt, dass die Hochschule den CampusGarten mit einem großzügigen Zuschuss unterstützt. Das ist neu und darüber sind die CampusGärtner laut Wiebke Degler sehr dankbar: „Im alten Garten mussten wir jeden Cent zusammenkratzen.“

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