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Gut organisiert durchs Jurastudium

06.07.2021

Ein gutes Selbstmanagement ist in jedem Studium von Vorteil. Für Helena Schoppel ist das sogar extrem wichtig: Ohne Plan geht gar nichts für die Jurastudentin, denn sie ist von ADS betroffen.

Studentin Helena Schoppel vor der Alten Universität. Dort ist die Juristische Fakultät der Uni Würzburg angesiedelt.
Studentin Helena Schoppel vor der Alten Universität. Dort ist die Juristische Fakultät der Uni Würzburg angesiedelt. (Bild: Robert Emmerich / Universität Würzburg)

Sommer 2021. Helena Schoppel studiert Jura im zehnten Semester an der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg. In einigen Wochen steht das erste Staatsexamen an. Da gibt es jede Menge zu lernen. Aber Helena wirkt gelassen: „Ich habe einen Lernplan, an den halte ich mich“, sagt sie.

Feste Pläne sind für die Studentin sehr wichtig. Im Alter von sechs Jahren wurde bei ihr ADS diagnostiziert, das Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom. Für die Betroffenen ist es nicht nur schwierig, ihre Aufmerksamkeit zu fokussieren. Sie neigen auch zu mangelnder Selbstkontrolle, können oft ihre Impulsivität nicht beherrschen.

„Als Kind war ich chaotisch, habe laufend meine Sachen irgendwo liegenlassen und die Hausaufgaben vergessen. In der Schule war ich geistig nicht wirklich anwesend“, erzählt Helena. Zum Chaos im Kopf kamen Wutanfälle dazu, die sie nicht kontrollieren konnte.

To-do-Listen und Tagespläne als Stütze

In der Kindheit half eine Medikamenten- und Verhaltenstherapie, Ordnung in das Chaos zu bringen. Später ging es auch ohne Therapie – zuerst allerdings mehr schlecht als recht.

„Meine Schulnoten waren nicht so gut, und mir wurde klar, dass ich etwas ändern muss“, sagt Helena. Sie habe darum aus eigener Initiative systematisch angefangen, Dinge zu planen. To-do-Listen zu erstellen, feste Tagesstrukturen für sich zu entwickeln. Sie lernte, an Aufgaben dranzubleiben.

Das war ein Kraftakt. Sie schaffte den Realschulabschluss, holte das Abitur nach und fing an, Jura zu studieren.

Warum sie dafür die JMU ausgesucht hat? Das lag auch an einer Bekannten, die hier ebenfalls für Jura eingeschrieben ist: Sie erzählte, dass sie mit der Uni Würzburg zufrieden sei. Helena geht es nun genauso: „Das Studium hier macht Spaß!“

Beratungsstelle KIS als Hilfe

Nach einigen Semestern erfuhr Helena von ihrem Bruder, dass sie als ADS-Betroffene einen sogenannten Nachteilsausgleich beantragen kann. Die Uni gibt ihr dann mehr Zeit bei Klausuren und anderen Prüfungen. „Das ist gut für mich, denn fürs Strukturieren und Ordnen brauche ich länger als andere.“

Es war auch ihr Bruder, der sie auf die KIS aufmerksam machte, die universitäre Kontakt- und Informationsstelle für Studierende mit Behinderung und chronischer Erkrankung. Helena ließ sich dort zum Thema Nachteilsausgleich beraten. Alles lief gut ab: freundlich, hilfsbereit und schnell sei das Team der KIS gewesen.

Gelassenheit und innere Ruhe

Im Herbst 2019 hatte Helena im Studium eine außergewöhnliche Stressphase zu meistern. Seitdem greift sie wieder auf eine Therapie zurück – auf ein ADS-Medikament für Erwachsene.

„Diese Zeit war chaotisch für mich, ich war extrem angespannt“, sagt sie. „Das Medikament half mir sehr gut, das zu bewältigen. Ich habe es danach nicht abgesetzt, weil es mir auch im Alltag gut tut. Ich bin damit gelassener und habe wesentlich mehr innere Ruhe.“

Chaos ade also – der Lernplan steht, das Staatsexamen kann kommen.

Informationen zum Nachteilsausgleich

Die Kontakt- und Informationsstelle der Uni Würzburg für Studierende mit Behinderung und chronischer Erkrankung (KIS) bietet auf ihren Webseiten eine pdf-Broschüre mit Informationen zum Nachteilsausgleich an. Zielgruppe sind Studierende, aber auch Mitarbeitende der Prüfungsämter, Lehrende sowie Prüfungsausschussvorsitzende der JMU.

Webseite KIS

Von Robert Emmerich

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