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Handschriften von Weltrang in Augenschein genommen

16.07.2024

Würzburgs Bischof Dr. Franz Jung und eine irische Delegation waren zu Besuch in der Unibibliothek. In einer Sonderführung konnten sie wertvolle historische Handschriften bewundern.

Dr. Hans-Günter Schmidt erklärte die Geschichte des Kilianevangeliars.
Dr. Hans-Günter Schmidt erklärte die Geschichte des Kilianevangeliars. (Bild: Holger Schilling / Universitätsbibiliothek)

Das Kiliansevangeliar und ausgewählte weitere historische Handschriften aus der ehemaligen „Würzburger Dombibliothek“ haben Bischof Dr. Franz Jung, Generalvikar Dr. Jürgen Vorndran und eine Delegation aus dem irischen Mullagh in der Grafschaft Cavan, Heimatort des heiligen Kilian, am Montag, 8. Juli, in der Würzburger Universitätsbibliothek in Augenschein genommen. Gastgeber und fachkundige Besucherführer waren Dr. Hans-Günter Schmidt, Leiter der Einrichtung, und Frau Kerstin Kornhoff, Direktionsreferentin und Handschriftenspezialistin der Universitätsbibliothek.

Kiliansevangeliar im Fokus

Das Highlight der Führung war das Kiliansevangeliar. Die Besucher zeigten sich überrascht von seiner kompakten Größe, da im „Saint Kilian's Heritage Centre“ eine wesentlich größere Replik ausgestellt ist.

Das Evangeliar, das im 6. Jahrhundert in einem Skriptorium im Burgund entstand, wurde im Laufe der Jahrhunderte mehrfach überarbeitet. Im elften Jahrhundert sei die Elfenbeinschnitzerei als Schmuck des Einbanddeckels hinzugekommen. Sie ist in Franken nach Vorlangen aus dem byzantinischen Kulturraum, möglicherweise in Bamberg, entstanden. Unter Bischof Lorenz von Bibra, Ende des 15. Jahrhunderts, sei dann der schwere silberne Rahmen mit Reliquien und Edelsteinen hinzugekommen.

„Das Buch hat immer gelebt. Das wird auch an der angelsächsischen Handschrift, mit der Anmerkungen zum Text hinzugefügt wurden, deutlich“, erklärte Dr. Schmidt. Das Evangeliar war kompakt genug, um auf Reisen mitgenommen zu werden, weshalb es legendarisch dem heiligen Kilian zugeschrieben wird.

Weitere wertvolle Handschriften

Kerstin Kornhoff präsentierte den Besuchern zwei altirische Handschriften aus dem späten 8. Jahrhundert. Eine dieser Handschriften enthält Paulusbriefe mit viel Platz zwischen den Zeilen, wo verschiedene Schreiber Glossen, unter anderem auf Altirisch, hinterlassen haben. „Anhand dieser haben Sprachwissenschaftler diese alte Sprache rekonstruiert“, erläuterte Kornhoff.

Die zweite Handschrift, ein Matthäus-Evangelium in irischen Großbuchstaben, enthält hineingebunden kleine Zettel mit Anmerkungen. „In einem Teil des Buches finden sich die Anmerkungen zwischen den Zeilen, an anderer Stelle waren diese zu umfangreich und wurden auf separaten Zetteln eingefügt“, erklärte Dr. Schmidt. Besondere Beachtung fanden die Kommentare zweier bedeutender Theologen: Sillán, Abt von Bangor und Lehrer von Columbanus, und Mo-Cuonroc den Weisen, Angehöriger der Semuine aus dem County Waterford.

Passend zum Fest des heiligen Kilian hatte Dr. Schmidt auch ein Martyrologium aus dem 9. Jahrhundert vorbereitet, das in fränkischer Handschrift auf Latein verzeichnet, dass der Gedenktag des Heiligen am 8. Juli begangen wird.

Bischof Jung dankte im Namen der Gäste herzlich für die informativen Einblicke. Diese Sonderführung bot der irischen Delegation nicht nur einen faszinierenden Einblick in das kulturelle Erbe, sondern auch in die historischen Verbindungen Europas. Die Würzburger Universitätsbibliothek leistete einen wertvollen Beitrag zum Verständnis und zur Bewahrung dieser einzigartigen Schätze.

Die „Würzburger Dombibliothek“

Bis zur Säkularisation 1803 gehörte die Würzburger Dombibliothek zum Domstift in Würzburg. Seitdem wird das Handschriftenensemble, das zu den bedeutendsten in Mitteleuropa zählt, in der Universitätsbibliothek Würzburg aufbewahrt. Dank der umfassenden Digitalisierung können die Handschriften im Internet unter libri-kiliani.eu sowie franconica.online eingesehen werden.

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Von Universitätsbibliothek Würzburg

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