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Hacken für die Heilung: Hackathon verbindet IT und Medizin

08.04.2025

Beim 2. Healthcare-Hackathon Würzburg haben kleine Teams Programme und Apps für die medizinische Praxis entwickelt – darunter eine KI, die Diktate in fertige OP-Berichte umsetzt.

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Die drei Siegerteams des 2. Würzburger Healthcare-Hackathons. (Bild: Jörg Fuchs)

Die IT-Technologie ist längst eine tragende Säule von Medizin und Gesundheitsforschung – und der Healthcare-Hackathon Würzburg widmet sich beiden Disziplinen auf innovative Weise: Bereits zum zweiten Mal lockte er IT-Begeisterte, Forschende und Studierende nach Würzburg. Mehr als 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus ganz Deutschland trafen sich am 27. und 28. März 2025 im Skyline Hill Center auf dem Hubland, um in Team-Wettbewerben kreative und praxisorientierte Lösungen für aktuelle Herausforderungen an der Schnittstelle zwischen Medizin und Informationstechnologie zu entwickeln.

Hackathon – mehr als ein Wettbewerb

Obwohl die drei besten Teams mit Preisen belohnt wurden, geht der Hackathon weit über einen reinen Wettstreit hinaus, wie Co-Organisator Professor Rüdiger Pryss betont: „Wir haben ein kreatives Labor geschaffen, in dem Expertinnen und Experten Theorie und Praxis vereinen, um in kürzester Zeit innovative und tragfähige Ideen zur Lösung medizinischer Herausforderungen zu entwickeln“, so der Medizininformatiker vom Lehrstuhl für klinische Epidemiologie und Biometrie der Universität Würzburg. Teilnehmen können alle, die sich kreativ einbringen wollen – von der erfahrenen Ärztin über den IT-Mitarbeiter bis hin zu Studierenden.

Forschen und Heilen statt Schreibarbeiten

Gemeinsam widmen sich die Teilnehmenden Fragestellungen, die sie aus ihrem Alltag mitgebracht haben – so wie Dr. Jonas Engert: „In der Medizin gibt es zahlreiche Dokumentationspflichten wie zum Beispiel ausführliche Operationsberichte“, erklärt der Arzt, der am Uniklinikum Würzburg an Stammzellen von Hörnerven forscht. „Diese Aufgaben verschlingen einen erheblichen Teil meiner Arbeitszeit, die ich viel lieber direkt mit meinen Patienten oder in der Forschung und Lehre verbringen würde.“

Daher haben er und sein interdisziplinäres Team aus IT-Experten und Wirtschaftswissenschaftlern, die überwiegend in Würzburg studiert haben und in der Region forschen und arbeiten, ein Programm entwickelt, um die medizinische Dokumentation zu erleichtern. „Wir reduzieren Schreibarbeiten mithilfe Künstlicher Intelligenz“, erläutert Teammitglied Dominik Rose. „Der Chirurg diktiert während des Eingriffs, was er durchführt. Die KI untersucht den Inhalt und übersetzt die relevanten Teile in einen vollständigen OP-Bericht – ohne dass der Arzt sich dazu noch einmal an den Schreibtisch setzen muss!“

„Die Arbeit im interdisziplinären Team war super“, freut sich Teammitglied Daniel Dietz. „Und die Ergebnisse unseres Programms sind viel besser, als wir zu Beginn vermutet hatten.“ Den Nutzen des Programms lobte auch die interdisziplinär besetzte Jury des Hackathons – und zeichnete das Team „The Systemists“ um Dr. Jonas Engert mit dem dritten Platz aus (400 Euro).

Chatbot analysiert Leitlinien und Anleitungen

Auch das Siegerteam („Trias“, 1.000 Euro) hat sich mit Dokumenten befasst: Der Würzburger Software-Entwickler Robin Lamprecht und der Berliner Medizinstudent Nils Reuter haben in der kurzen Zeit des Hackathons eine App entwickelt, die Dokumente aus medizinischen Leitlinien und Anleitungen für Medizingeräte analysiert. „Solche Texte können viele Hundert Seiten umfassen,“ so Robin Lamprecht. Benötigt man daraus gezielte Informationen, kann es wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen sein. „Unser Chatbot bietet gezielten Zugriff auf gesicherte medizinische Daten und erlaubt es dadurch auch Patientinnen und Patienten sowie medizinischen Laien, valide und seriöse Informationen zu Gesundheitsthemen zu recherchieren.“

Nachsorge in der Intensivmedizin bei Kindern

Der zweite Platz (600 Euro) ging an den Würzburger Firmengründer Markus Matiaschek sowie den Uni-Mitarbeiter Jonas Michler. Das Team „Code + Care“ um Mentor Professor Christoph Härtel, Direktor der Kinderklinik am Uniklinikum Würzburg, entwickelte digitale Fragebögen zur Nachsorge von intensivmedizinischen Eingriffen bei Kindern. „Intensivmedizinische Behandlungen können für Kinder sehr belastend sein – und im späteren Verlauf zu Depressionen führen“, so die Preisträger. „Unsere Fragebögen helfen bei der strukturierten Nachsorge von medizinischen Eingriffen, um Problemen im Zusammenhang mit Behandlungen auf die Spur zu kommen.“

Projekt-Nachhaltigkeit und gute Gründerszene in der Region

Professor Rüdiger Pryss freute sich über die beeindruckenden Ergebnisse der Hacking-Sitzungen und über die Nachhaltigkeit der Hackathon-Projekte: „Ein Drittel der Projekte aus dem letzten Jahr wurden bis heute kontinuierlich weiterentwickelt.“ Und auch für die Hackathon-Projekte des Jahres 2025 sieht er großes Potenzial. „Viele der tollen Projekte werden weiterentwickelt und eine große Rolle in der medizinischen Praxis spielen!“

Als Grundlagen für den Erfolg der Hackathon-Projekte betont Pryss die dynamische Gründerszene in der Region: Interdisziplinarität, Vernetzung und kompetente Ansprechpartner aus den Bereichen Wissenschaft, IT und Firmengründung bilden einen fruchtbaren Boden für neue Start-up-Ideen. „Und das“, so Rüdiger Pryss, „spricht sich immer weiter herum!“


Über die Veranstaltung

Hackathon ist eine Wortneuschöpfung aus den Begriffen Hack und Marathon. Anders als die meisten Menschen denken, hat diese Art von Veranstaltung nichts mit dem Eindringen in fremde Computer und geeignete Abwehrmaßnahmen zu tun. Vielmehr steht bei einem Hackathon die gemeinschaftliche Entwicklung von Soft- und Hardware im Mittelpunkt.

Der Healthcare-Hackathon Würzburg ist eine Kooperation des Lehrstuhls für klinische Epidemiologie und Biometrie der Universität Würzburg (IKEB), des Instituts für medizinische Datenwissenschaften (ImDS) der Uniklinik Würzburg, des Würzburger Innovations- und Gründerzentrums IGZ und des Zentrums für Digitale Innovationen (ZDI) Mainfranken. Organisiert wurde das Event von Miriam Schlüter, Carsten Vogel und Daniel Hieber von der Universität Würzburg, Franziska Raupach und Dr. Christian Andersen vom ZDI sowie Dr. Gerhard Frank vom IGZ.

Teilnehmer der Jury zur Bewertung der Projekte waren Professor Johannes Schobel von der Hochschule Neu-Ulm, Dr. Gerhard Frank vom IGZ, Dr. Andrea Thelen-Frölich vom Interdisziplinären Zentrum für Klinische Forschung Würzburg (IZKF), Maximilian Ertl, Geschäftsführer des Datenintegrationszentrums Würzburg am UKW, und Helmut Greger, Leiter des Servicezentrum Medizin-Informatik (SMI) der Uniklinik Würzburg.


Sponsoren

Finanziell und logistisch wurde der 2. Healthcare-Hackathon unterstützt von (alphabetisch):

  • dem Cloud-Computing-Anbieter aws
  • der Agentur für Innovation & Förderung im Technologie- & Wissenstransfer Bayern Innovativ GmbH
  • dem Hersteller für Computer- und IT-Hardware Cherry
  • dem EU-Digital Innovation Hubs Netzwerk EDIH DigiCare
  • dem Anbieter von Dialyseprodukten und Dialysedienstleistungen Fresenius Medical Care
  • Systhemis, Anbieter für Softwarelösungen und IT-Beratung im Gesundheitswesen
  • der Würzburger Vogel Stiftung Dr. Eckernkamp
  • sowie der Würzburger Versorgungs- und Verkehrs-GmbH WVV

Weitere Bilder

Von Jörg Fuchs

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