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Im Dialog mit der islamischen Welt

10.04.2018

Internationale Kontakte und Erfahrungen für Studierende und Dozierende aus Würzburg und im Gegenzug eine moderne und professionelle Museumsausbildung in Ägypten: Das sind die Ziele eines neuen Kooperationsprojekts der Universität.

Martin Stadler (l.) bei der Eröffnung der Ausstellung „Museums of Egypt: A Journey from Aswan to Alexandria“ (Foto: privat)
Martin Stadler (l.) bei der Eröffnung der Ausstellung „Museums of Egypt: A Journey from Aswan to Alexandria“ (Foto: privat)

Superlative hat Ägyptens Museumslandschaft viele zu bieten. So ist beispielsweise das Ägyptische Museum in Kairo das weltweit größte Museum für ägyptische Kultur. Seine gut 100.000 Ausstellungsstücke – andere Quellen sprechen von 150.000 – spiegeln die Geschichte des Landes aus rund 4500 Jahren wider. Rund 2,5 Millionen Besucher sollen dort jedes Jahr unter anderem an der Maske des Königs Tutanchamun vorbeiziehen.

Und der nächste Rekord zeichnet sich schon ab: Noch in diesem Jahr werden voraussichtlich erste Bereiche des neuen „Grand Egyptian Museum“ eröffnet. In dem futuristischen Bauwerk ist so viel Platz, „dass man genauso gut ein Museum für Jumbojets einrichten könnte“, schrieb der Spiegel im vergangenen Dezember. Es soll nach seiner Fertigstellung mit 150.000 Ausstellungsstücken jährlich 4,8 Millionen Besucher anlocken. Die veranschlagten Baukosten: mehr als 800 Millionen US-Dollar.

Eine Fülle an Kulturschätzen

Trotz seiner gewaltigen Fülle an Kulturschätzen ist Ägypten nicht auf der Höhe der Zeit, wenn es darum geht, diesen Fundus der Öffentlichkeit zu präsentieren. Vor allem bei der Ausbildung des entsprechenden Personals gibt es noch Defizite: „Die Zahl der Mitarbeiter in ägyptischen Museen ist zwar groß, viele von ihnen fühlen sich aber nicht ausreichend qualifiziert und haben einen ungemeinen Wissensdurst“, erklärt Martin Stadler. Der Professor hat an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) den Lehrstuhl für Ägyptologie inne. Gemeinsam mit Guido Fackler, Professor für Museologie an der JMU, hat er deshalb vor drei Jahren ein Programm initiiert, das dieser Situation begegnen soll. Jetzt geht es in seine zweite Runde.

„Heritage Dialogues“: So der Name des neuen Projekts, das der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) bewilligt hat. Es ist Teil des Programms „Hochschuldialog mit der islamischen Welt“; der DAAD fördert damit an der Uni Würzburg „nachhaltige Ansätze aus Ägyptologie und Museologie zur Qualifizierung des Museums‐ und Ausstellungssektors in Ägypten“. Die Laufzeit des Projekts beträgt drei Jahre; im ersten Jahr stehen rund 80.000 Euro dafür zur Verfügung.

Fachlicher und methodischer Wissenstransfer

„Hochschuldialog mit der islamischen Welt“ bedeutet in diesem Fall konkret: „Museologie und Ägyptologie der Universität Würzburg kooperieren mit der Helwan University in Kairo in ihren Masterstudiengängen ‚Museum Studies‘ beziehungsweise ‚Museum und alte Kulturen‘“, erklärt Guido Fackler. Dabei gehe es sowohl um einen fachlichen als auch um einen methodischen Wissenstransfer mit dem Ziel, neueste Forschungsergebnisse für die Lehre nutzbar zu machen.

 „In Ägypten ist die Lehre noch stark monologisierend“, sagt Guido Fackler. Praxisbezug und praktische Elemente tauchen im Studium dort kaum auf. Das zu ändern ist eines der Ziele des interkulturellen Projekts. Dabei soll über eine neu einzuführende Projektlehre ein dezidierter Praxisbezug und eine klare Berufsorientierung in der Museumsausbildung an der Helwan University verankert werden. Dafür wollen die Beteiligten neue Lehr- und Lernformate, wie etwa Projektseminare oder Ideenwerkstätten, gemeinsam erproben, auf ihre Chancen und Grenzen untersuchen und – im „Erfolgsfall“ – in konkrete Lehrprojekte einfließen lassen.

Dialog auf Augenhöhe

Aufbauarbeit lediglich für Ägypten sei dies allerdings nicht, betonen die beiden Professoren. „Es handelt sich um einen Dialog auf Augenhöhe und ein gegenseitiges Geben und Nehmen. Auch wir lernen daraus“, so Martin Stadler. Wobei mit „wir“ nicht ausschließlich das Lehrpersonal gemeint ist. Schließlich richtet sich das Programm nicht nur an die Dozierenden der beteiligten zwei Universitäten. Genauso wie diese wechseln auch Studierende vom Nil an den Main und umgekehrt. Jeweils fünf Stipendiatinnen und Stipendiaten pro Semester lernen so Land und Leute und die jeweilige Lehre intensiv kennen.

Bei Null beginnen müssen die Beteiligten aus Würzburg und Kairo übrigens nicht: In den vergangenen drei Jahren haben sie im Rahmen des DAAD-Projekts „Kulturgut bewahren, Bewusstsein bilden, Breitenwirkung entfalten“ bereits die notwendige Basis geschaffen, auf der sie nun aufbauen können.

Neue Wanderausstellung in Kairo eröffnet

Und im Rahmen einer sogenannten Abschlussmaßnahme konnte vor kurzem die Wanderausstellung „Museums of Egypt: A Journey from Aswan to Alexandria“ im Ägyptischen Museum in Kairo eröffnet werden. Sie gibt in Verbindung mit einer App erstmals einen Einblick in die Vielfalt der ägyptischen Museumslandschaft. Das Gemeinschaftswerk von ägyptischen und deutschen Stipendiatinnen und Stipendiaten des DAAD-Projekts soll nach einigen weiteren Stationen in Ägypten später auch an der Universität Würzburg präsentiert werden.

Viel Engagement und persönlichen Einsatz verlangt der interkulturelle Austausch trotz einiger Erfahrungen auch jetzt noch von den beiden Professoren. Warum sie das auf sich nehmen? „Über dieses Projekt gewinnen wir viele wichtige neue Kontakte, die man sowohl für die Lehre als auch für die Forschung nutzen kann“, erklärt Martin Stadler, der regelmäßig an Ausgrabungsstätten in Ägypten forscht. Das beginne bei den Mitarbeitern in den einzelnen Museen in Ägypten und reiche bis ins Ministerium für Altertümer.

Ein Gewinn für Studierende

Die Kontakte zu „wichtigen Akteuren im Museumsbereich“ sind auch für Guido Fackler der große Pluspunkt des Projekts. „Museen spielen international und agieren international unterschiedlich. Gut, wenn man das kennt“, sagt er. Den Studierenden biete der Austausch zusätzlich die Möglichkeit, interkulturelle Kompetenz zu gewinnen und in Kairo mit Problemen konfrontiert zu werden, die in Deutschland reine Routine sind. „Solche Erfahrungen kritisch zu hinterfragen kann überaus lehrreich sein“, so der Museologe.

So gesehen ist es vielleicht sogar ganz gut, dass die Unterschiede zwischen Würzburg und Kairo groß sind. Schließlich – darin sind sich beide Professoren einig – könne man auch über den Kontrast viel lernen.

Links

Mehr Informationen zu dem Projekt

Informationen zur Ausstellung

Bericht einer Studentin, die fünf Monate in Kairo war 

Kontakt

Prof. Dr. Guido Fackler Guido, T: +49 931 31-85607, guido.fackler@uni-wuerzburg.de

Prof. Dr. Martin Stadler, T: +49 931 31-82787, martin.stadler@uni-wuerzburg.de

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