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Im Verbund zur Professur

21.04.2020

An einer Hochschule für angewandte Wissenschaften studiert, in Kooperation mit der Uni Würzburg promoviert und jetzt Professor an der TH Ingolstadt: Diese steile Karriere hat der Informatiker Christian Pfitzner absolviert.

Christian Pfitzner hat an der JMU promoviert. Seit diesem Semester hat er die Professur für Intelligente Mensch-Roboter-Kollaboration an der TH Ingolstadt inne.
Christian Pfitzner hat an der JMU promoviert. Seit diesem Semester hat er die Professur für Intelligente Mensch-Roboter-Kollaboration an der TH Ingolstadt inne. (Bild: privat)

„Der Seitenwechsel vom Doktorand zum Professor ging wirklich schnell“, freut sich Christian Pfitzner und ergänzt: „Ohne mein tolles Betreuerteam an der TH Nürnberg und der Uni Würzburg wäre das nicht möglich gewesen.“ Pfitzner hat an der Technischen Hochschule Nürnberg Elektro- und Informationstechnik studiert und mit einem Master im Bereich „Mobile Robotik“ abgeschlossen. Im April 2019 reichte er seine Promotion an der Uni Würzburg als Mitglied des Verbundkollegs Digitalisierung des Bayerischen Wissenschaftsforums – BayWISS ein. Jetzt, zum Sommersemester 2020, startet der 32-Jährige als Professor für Intelligente Mensch-Roboter-Kollaboration an der TH Ingolstadt. An der Fakultät Elektro- und Informationstechnik lehrt er unter anderem in den Bereichen Messtechnik und Mobile Robotik.

Kooperation von Uni und HAW

Moment: Ein Absolvent einer Hochschule promoviert und wird auf eine Professur berufen? Das war früher so gut wie ausgeschlossen. Schließlich können in Deutschland nur Universitäten den Doktortitel vergeben. Zwar gab es schon länger die Möglichkeit der sogenannten „kooperativen Promotion“ von Hochschulen für angewandten Wissenschaften (HAWs) und Universitäten, erst mit der 2015 erfolgten Gründung des Fachforums Verbundpromotion des Bayerischen Wissenschaftsforums (BayWISS) ist dieser besondere Weg zum Doktortitel aber bayernweit transparent und strukturiert: Eine kontinuierliche, gemeinsame Betreuung von Professorinnen und Professoren aus Universitäten und HAWs, die wissenschaftlich zusammenarbeiten, sichert die Qualität der Promotionen. Dabei bleibt das Promotionsrecht bei den Universitäten, aber die beteiligte HAW wird auf der Promotionsurkunde genannt.

Zentraler Bestandteil in BayWISS ist außerdem, dass die Betreuerinnen und Betreuer solcher Verbundpromotionen an HAW und Uni gleichberechtigt sind – sowohl wenn es um die Begutachtung der Arbeit als auch um die Prüfung geht. Auf diese Weise sollen kooperative Promotionsprojekte weiter gestärkt und gefördert werden. „BayWISS ist eine hervorragende und einzigartige Struktur in Bayern, um das Potential talentierter Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen gerade auch an HAWs voll auszuschöpfen“, bestätigt der aktuelle Vorsitzende des BayWISS-Lenkungsrats und Präsident der Universität Bayreuth, Professor Stefan Leible.

Im Fall von Christian Pfitzner kooperierten die Professoren Stefan May von der TH Nürnberg, der bereits Betreuer seiner Masterarbeit war, und Andreas Nüchter von der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) im Rahmen des Verbundkollegs Digitalisierung des Bayerischen Wissenschaftsforums. „Das Verbundkolleg ist ein exzellentes Programm für gemeinsame Forschungsarbeiten der beiden Hochschulformen,“ lobt Nüchter. Zusammen mit Professor Wolfgang Mauerer (OTH Regensburg) ist er zudem Sprecher des Verbundkollegs Digitalisierung, das an der Universität Würzburg seinen Sitz hat. Es ist eines von derzeit elf BayWISS-Verbundkollegs, die zu thematischen Schwerpunkten wie Mobilität, Energie, Gesundheit, Life Sciences etc. bayernweit Universitäten und HAWs vernetzen.

Promotion über optische Erfassung von Körpergewicht

Mit Fragen der optischen Körpergewichtsschätzung hat sich Pfitzner in seiner Doktorarbeit beschäftigt. Ähnlich wie in der mobilen Robotik werden dabei Sensoren und eine Wärmebildkamera eingesetzt, um die Umgebung schnell und exakt zu erfassen. „Umgebung“ bedeutet in diesem Fall allerdings nicht einen Raum oder eine Landschaft, sondern beispielsweise das Gewicht eines Notfallpatienten – eine wichtige Information, wenn es um die Dosierung von Medikamenten geht.

Doch auch in unwegsamen Gelände kennt sich Pfitzner aus: Von 2013 bis 2016 leitete er das „AutonOHM-Rescue-Team“ und wurde damit 2015 im RoboCup-Rescue-Wettbewerb deutscher Meister. In diesem Wettbewerb kommen neben ferngesteuerten Robotern auch autonom fahrende Rettungs-Roboter zum Einsatz. Ausgestattet mit Wärmebildkamera, Mikrofon und Atemsensor müssen sie abseits von Straßen und Wegen navigieren und dabei das durchfahrene Areal kartografieren.  So sollen die Roboter potentiellen Rettungskräften bei der Bergung von Opfern helfen.

Erfolgreiche Firmengründung

Die Fragestellungen sind vielfältig und die Nachfrage nach Expertenwissen im Bereich der Sensorik und Robotik ist groß. Als Teil eines fünfköpfigen Teams gründete Christian Pfitzner gemeinsam mit Stefan May 2016 das Start-up „Evocortex“, das mittlerweile 20 Personen beschäftigt. Gemeinsame Forschungsprojekte laufen auch weiterhin mit Andreas Nüchter. Aktuell wird die Zusammenarbeit der beiden Wissenschaftler und der Firma Evocortex durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert. Dabei geht es um „autonome Mess-und Mähroboter zur Prüfung von Photovoltaik-Freiflächenanlagen (AutoPV)“.

Trotz dieses unternehmerischen Erfolgs hat sich Christian Pfitzner für eine Karriere in der Wissenschaft entschieden. Dank dieser Zeit im eigenen Unternehmen erfüllte Pfitzner auch die Voraussetzung von drei Jahren Praxiserfahrung für eine HAW-Professur. Für die Zukunft ist sich der frischgebackene Professor sicher, dass auch er talentierten Absolventinnen und Absolventen eine Promotion in seiner Arbeitsgruppe an der TH Ingolstadt ermöglichen wird. „Dank meiner eigenen Promotion habe ich schon jetzt ein großes Netzwerk an bayerische Hochschulen, welches mir den Einstieg als Professor erleichtert“, betont er.

Mehr Informationen zur Verbundpromotion

Weitere Informationen über die Promotion in einem BayWISS-Verbundkolleg sind auf der Website des Bayerischen Wissenschaftsforums – BayWISS zu finden. Informationen zum Verbundkolleg Digitalisierung gibt es hier  sowie auf den Seiten der Graduiertenschule der Universität Würzburg.

Kontakt

Dr. Karin Streker, Koordination des BayWISS-Verbundkollegs Digitalisierung, Universität Würzburg
T.: +49 931 31-89695, streker@baywiss.de

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