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Impulse für mehr Inklusion

24.04.2018

Studierende mit Behinderungen und chronischen Krankheiten bekommen an der Uni Würzburg Unterstützung: Für sie gibt es seit zehn Jahren die Beratungsstelle KIS. Deren Geburtstag wurde nun mit vielen Gratulanten gefeiert.

Beim Festakt zum 10. Geburtstag von KIS im Toscanasaal (v.l.): Bernd Mölter, Tanja Götz, Uwe Klug, Adolf Bauer, Sandra Mölter, Oliver Jörg, Olaf Hoos, Alfred Forchel, Christiane Schindler und Reinhard Lelgemann. (Foto: Andreas Grasser)

„Zum zehnten Geburtstag lässt sich feststellen: Das Kind ist gut geraten.“ Das sagte Universitätspräsident Alfred Forchel beim Festakt zum zehnjährigen Bestehen der Kontakt- und Informationsstelle für Studierende mit Behinderung und chronischer Erkrankung (KIS). Gefeiert wurde am 19. April 2018 im Toscanasaal der Residenz. Der Universitätspräsident blickte in seiner Ansprache auf die Geschichte der KIS zurück und stellte deren Leistungen vor.

Was die KIS leistet

Insgesamt wurden in der KIS bislang rund 3.000 Beratungen durchgeführt. Die Beratungsstelle ist für Studieninteressierte und Studierende da, die durch eine Behinderung oder Erkrankung dauerhaft im Studium eingeschränkt sind.

Die KIS bietet unter anderem einen Hilfsmittelpool. Dazu gehören mobile Funk-Anlagen, mit deren Hilfe Hörbehinderte in Vorlesungen die Dozenten besser verstehen können. Es gibt auch einen Umsetzungsdienst: Hilfskräfte bereiten Lehr- und Lernmaterialien so auf, dass diese für Studierende mit Sehbehinderung nutzbar werden. Für Kommilitonen mit motorischen Einschränkungen fertigen Mentoren in Lehrveranstaltungen die Mitschriften an. Außerdem unterstützt KIS die Lehrenden und die Gremien der Universität – etwa bei didaktischen, baulichen, sozialrechtlichen und organisatorischen Fragen.

Das ist ein beachtliches Aufgabenspektrum. Die Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) leiste hier mehr als reine Pflichterfüllung. Darauf wies Professor Olaf Hoos hin, Beauftragter der Universitätsleitung für Studierende mit Behinderung und chronischer Erkrankung.

Wie die KIS sich entwickelt hat

Gegründet wurde die Beratungsstelle 2008 auf Initiative von Professor Reinhard Lelgemann vom Institut für Sonderpädagogik. Er hatte von 2004 bis 2017 das Amt als Beauftragter der Universitätsleitung für Studierende mit Behinderung und chronischer Erkrankung inne. Die erste KIS-Leiterin war Mechthild Klostermann. Ihr folgte 2010 Sandra Mölter nach, die die Beratungsstelle bis heute prägt: „Sie ist das Herz und der Motor von KIS“, sagte Präsident Forchel.

Unter Sandra Mölter habe sich die KIS von einer reinen Beratungsstelle zu einer Netzwerkerin und Impulsgeberin weiterentwickelt. Forchel erinnerte daran, dass zum Beispiel der 2017 gegründete Forschungs- und Praxisverbund „Inklusion an Hochschulen und barrierefreies Bayern“ auf Würzburger und Bayreuther Initiative hin entstand. Dem Verbund gehören sechs Hochschulen an, koordiniert wird er von der JMU.

Wie weit die KIS ausstrahlt

Auf die Strahlkraft der KIS wies Oliver Jörg hin, stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Wissenschaft und Kunst im Bayerischen Landtag. Um 2008 herum habe die Inklusion an Hochschulen noch kaum eine Rolle in der Landtagsarbeit gespielt. Doch es sei klar gewesen, dass dem Thema in der Zukunft wachsende Bedeutung zukommen werde. „In dieser Situation war KIS für uns im Landtag ein Paradebeispiel für die Art und Weise, wie man es machen kann“, sagte Jörg.

Mit ihrer Netzwerkarbeit strahle die KIS inzwischen weit über die Grenzen Bayerns hinaus, so Tanja Götz, Leiterin der Stabsstelle Inklusion beim Staatsministerium für Unterricht und Kultus (bis vor kurzem auch für Wissenschaft zuständig). Im Namen der Stadt gratulierte Bürgermeister Adolf Bauer zum 10. Geburtstag. Er nannte Würzburg ein „Oberzentrum der Behindertenhilfe“. Hier gebe es zahlreiche Einrichtungen, die durch ein großes Netzwerk und den starken Willen zu mehr Inklusion verbunden seien. Der KIS wünschte er in diesem Umfeld eine weiterhin gute Entwicklung.

Wie es bundesweit um die Inklusion steht

„KIS ist ein Best-Practice-Beispiel. Wir brauchen das um zu zeigen: Inklusion ist machbar und für Hochschulen gewinnbringend.“ Dieses Lob kam von Christiane Schindler, Leiterin der Informations- und Beratungsstelle Studium und Behinderung des Deutschen Studentenwerks (Berlin). In ihrem Festvortrag ging sie das Thema „inklusive Hochschulen“ aus bundesweiter Sicht an.

Grundsätzlich sei das Ziel der Inklusion in allen deutschen Hochschulgesetzen festgehalten. Die Hochschulen strebten flächendeckend nach Barriereabbau, überall seien Beauftragte eingesetzt, betroffenen Studierenden würden Nachteilsausgleiche gewährt. „Das alles ist meist auch gut in die Praxis umgesetzt“, so Schindler.

Aber: „Der Blick auf die Breite der Beeinträchtigungen fehlt noch, meist richtet er sich nur auf Studierende mit körperlichen Behinderungen.“ Dabei seien zwei Drittel der Beeinträchtigungen psychischer Art – vielen Studierenden machen zum Beispiel Depressionen oder Prüfungsängste zu schaffen. Flexiblere Studienverläufe könnten hier Abhilfe schaffen.

Die Barrierefreiheit von Lehr- und Lernmaterialien lasse ebenfalls zu wünschen übrig. Skeptisch ist Schindler hier mit Blick auf die Digitalisierung der Hochschullehre: „Auch die digitalisierte Lehre muss barrierefrei sein. Ich befürchte aber, dass sie eher neue Exklusionsrisiken schafft.“

KIS-Leiterin Sandra Mölter dankte in ihrem Schlusswort allen Gratulanten. Der Festakt endete mit einem Empfang in der Antikensammlung des Martin-von-Wagner-Museums.

Website der KIS

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