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Internationale Tagung: Religion, Democracy and Citizenship

24.09.2019

Anfang Oktober treffen sich Wissenschaftler aus 20 Ländern in Würzburg, um ihre Forschungen über den Zusammenhang von Religion, Demokratie und Bürgerschaft zu präsentieren. Dazu eingeladen hat der Theologe Hans-Georg Ziebertz.

Symbolbild
Eine vitale Bürgerschaft ist eine wichtige Voraussetzung für eine funktionierende Demokratie. Welchen Beitrag dazu Religionen und religiöse Traditionen leisten, untersuchen Wissenschaftler im Rahmen einer Tagung an der JMU. (Bild: gremlin / istockphoto.com)

Egal, ob in Ungarn, Italien, Frankreich und nicht zuletzt in Deutschland selbst: Sich häufende Wahlerfolge populistischer Bewegungen und ein verstärktes Aufkommen von Nationalismus prägen die politische Landschaft vieler Länder nicht nur in Europa. Gleichzeitig konstatieren Beobachter eine mangelnde positive bürgerliche Einstellung und einen schwindenden sozialen Zusammenhalt in den westlichen Gesellschaften. Immer lauter wird die Klage, dass das Gefühl von Sicherheit und Stabilität im sozialen und politischen Leben sowie in internationalen Beziehungen abnehmen.

Sind deshalb liberale demokratische Gesellschaften in ernster Gefahr? Dieser Frage gehen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der internationalen Tagung „Religion, Democracy and Citizenship“ nach, die vom 10. bis 13. Oktober 2019 in Würzburg stattfindet. Organisiert hat die Tagung Professor Hans-Georg Ziebertz, langjähriger Inhaber des Lehrstuhls für Religionspädagogik an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU).

Die Tagung findet statt im Burkardushaus (Am Bruderhof, 97070 Würzburg). Das Programm ist auf der Website des Lehrstuhls zu finden.

Eine Teilnahme an Vorträgen ist nur nach vorheriger Anmeldung möglich. Informationen und Anmeldung: sylvia.scheller@uni-wuerzburg.de

Nachdenken über Demokratie und Staatsbürgerschaft

„Das Entstehen autoritären und neonationalen Denkens wird von vielen Menschen als Bedrohung für die Demokratie verstanden. Diese Entwicklungen regen den Diskurs über die Wünschbarkeit der Demokratie an und darüber, wie Staatsbürgerschaft in dieser Zeit gedacht werden sollte. Die internationale Tagung verbindet diese Überlegungen mit der Frage nach dem Beitrag der Religionen zu Bürgerschaft und Demokratie“, beschreibt Ziebertz den Hintergrund der Tagung.

Im Kontext fortschreitender Globalisierung und Migration komme das Konzept von Bürgerschaft an seine Grenzen, das diese an den Besitz eines Passes für einen bestimmten Nationalstaat koppelt, so der Religionspädagoge. „Die Zahl der Menschen wächst, die als Bürger in einem Land leben, dessen Staatsangehörigkeit sie nicht besitzen. Da stellt sich die Frage, welche Bedeutung das Kriterium der Nationalität für Staatsbürgerschaft überhaupt haben sollte und wie eine globale oder kosmopolitische Bürgerschaft theoretisch gedacht und praktisch beschaffen sein könnte“, so Ziebertz.

Vitale Bürgerschaft sei eine Voraussetzung und zugleich eine aktive Domäne der Demokratie. Was die Frage nach sich zieht, wie die politische Gemeinschaft, das politische Regime und die politischen Autoritäten wahrgenommen werden. Schließlich gelte die Leistungsfähigkeit des politischen Systems als wichtiger Indikator dafür, wie Menschen das politisch-demokratische System bewerten. „Ohne Unterstützung durch die Bevölkerung riskiert das demokratische politische System sein Überleben“, so der Religionswissenschaftler.

Die Rolle der Religion in der Demokratie

Eine nicht ganz unwichtige Rolle in diesem Prozess übernehmen religiöse Traditionen und religiös motivierte Menschen – schließlich sind auch sie Akteure der Zivilgesellschaft und keineswegs neutral. Aber in welcher Weise entsprechen religiöse Weltanschauungen und Überzeugungen welchen Vorstellungen von Staatsbürgerschaft in einer modernen demokratischen Gesellschaft? Wie nehmen religiöse Menschen die gerade beschriebenen Prozesse wahr, bewerten und reagieren auf sie? Welche Konzepte werden unterstützt und welche abgelehnt, wenn Religiosität überhaupt mit Fragen der Demokratie und Bürgerschaft verbunden ist?

All diese Fragen sind Gegenstand der jetzt stattfindenden Tagung und waren Schwerpunkt einer internationalen Forschergruppe zum Thema „Religion and Human Rights“, die Professor Ziebertz in den vergangenen sieben Jahren geleitet hat. Darin, so Ziebertz, sei es um die Rechte gegangen, die jedem zustehen, ohne etwas dafür tun zu müssen.

Ziel der Tagung soll es nun auch sein, das Interesse auszuloten, zu dem Thema ein neues internationales Forschungsprojekt vorzubereiten. „In diesem neuen Projekt können auch Verpflichtungen verhandelt werden, die wir als Bürger annehmen müssen, wenn wir unser Gemeinwesen erhalten wollen. Insbesondere die christliche Religion ist nicht nur innerlich und spirituell, sondern auch politisch. Daher muss auch nach ihrer Verantwortung in einer sich verändernden Welt gefragt werden“, sagt Ziebertz, der sich mit seinem Vortrag am 12. Oktober um 16 Uhr aus dem aktiven Dienst an der Universität verabschiedet. In der Forschung wird sich Zieberts allerdings auch in den nächsten Jahren noch engagieren.

Kontakt

Prof. Dr. Hans-Georg Ziebertz, Lehrstuhl für Religionspädagogik und Didaktik des Religionsunterrichts
T: +49 931 31-83130, hg.ziebertz@uni-wuerzburg.de

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