Jaroslav Dražil im Martin von Wagner Museum
01.03.2022Zurück ins echte Leben: Am 11. März feiert das Würzburger Universitätsmuseum die erste Ausstellungseröffnung mit Publikum seit über zwei Jahren. Eigens dafür ist ein ganzer Zyklus großformatiger Gemälde entstanden.
Wie die meisten Museen verzeichnet auch das Würzburger Universitätsmuseum derzeit nur wenige Besucherinnen und Besucher. Noch sind die Menschen vorsichtig, gerade im Kulturbereich trauen sich viele noch nicht, zum gewohnten Leben zurückzukehren.
Das wird sich hoffentlich ändern, wenn mit „FACTUM EST“ die erste Sonderausstellung seit über zwei Jahren wieder im gewohnten Rahmen eröffnet wird – mit leibhaftiger Teilnahme, mit Wein, mit Musik und vor allem: mit echten Gemälden vor Augen, nicht nur mit digital vermittelten Bildern.
„Wir sind dankbar für die Möglichkeiten, die uns vor allem in den Monaten der Schließung zur Verfügung standen“, sagt Professor Damian Dombrowski, der die Neuere Abteilung des Martin von Wagner Museums leitet, „sie haben uns auch in ein neues Zeitalter katapultiert.“ Die früheren Bedingungen möchte er trotzdem nicht missen: „Die Digitalität wird uns auch in Zukunft begleiten, doch genauso soll das persönliche Gespräch vor der Kunst wieder möglich sein.“
Elf Leinwände füllen die Kleine Galerie
Die Rückkehr ins Real Life feiert die universitäre Kunstsammlung mit einer Schau von Gemälden, in denen es ebenfalls sehr konkret zugeht. Geschaffen hat sie der 38-jährige Jaroslav Dražil, der zu den erfolgreichsten Künstlern der Region gehört, für die Ausstellung im Martin von Wagner Museum.
Entstanden ist ein Zyklus von Gemälden, deren Abmessungen sehr beachtlich sind. Mit Größen zwischen 170 x 130 und 280 x 185 cm füllen die elf Leinwände die Wände der Kleinen Galerie weitgehend aus. Ein zwölftes Bild ist im Museum am Dom zu sehen, es wirbt dort für die Ausstellung im Universitätsmuseum.
Neues Testament im Blick
Groß sind die Bilder, aber groß ist auch der Gegenstand, dem Dražil sich in diesem Zyklus gewidmet hat: das Neue Testament.
Die Darstellung der Geschichte vom Leben, Tod und Auferstehung Jesu Christi gehörte Jahrhunderte lang zu den höchsten Aufgaben der Bildkünste. Heute, im Zeitalter eines dramatischen und umfassenden Rückgangs des christlichen Glaubens, gilt das sicherlich nicht mehr. Umso ungewöhnlicher ist es, wenn ein jüngerer Künstler sich abseits kirchlicher Aufträge diesem Themenkreis zuwendet.
"Intelligente, künstlerisch überzeugende Bearbeitung"
Nichts in Dražils bisheriger Bildproduktion deutete auf die Auseinandersetzung mit religiösen Sujets hin. Das bisherige Oeuvre des Malers zeigt farbenglühende Birkenwälder und Bergketten einerseits und junge, meist attraktive Menschen in verrätselten Situationen andererseits. Keine Spur von etablierten Themen, reine Gegenwart am Puls der Zeit.
„Und jetzt das“, wundert sich Museumsdirektor Dombrowski noch immer: „Eine intelligente, tiefdringende, künstlerisch überzeugende Bearbeitung des traditionsreichsten Stoffes der westlichen Bildgeschichte.“
Wie der Titel "FACTUM EST" zu verstehen ist
Während der Entstehung der Bilder überlegte sich der Maler, seinen Zyklus „FACTUM EST“ zu nennen. Dombrowski hält diesen Titel für sehr passend.
Mit „Es ist gemacht“ sei nämlich nicht gemeint, dass diese Bilder fertiggemalt sind. „Als eine durch und durch figürliche Kunst kreisen sie um die christliche Grundannahme, dass Gott in Jesus menschliche Gestalt angenommen hat oder – wie es am Anfang des Johannesevangeliums heißt – das Wort Fleisch geworden ist: „verbum caro factum est“. Das Festhalten an der menschlichen Figur als Ausdrucksträger ist also durch die Autorität der Bibel selbst gerechtfertigt.“
Individueller Zugang zu den Evangelien
Dražils künstlerische Interpretation des Neuen Testaments bietet einen sehr individuellen Zugang zu den christlichen Evangelien. In der Formensprache von „FACTUM EST“ treten seine persönlichen Ausdrucksmittel mit Anregungen aus der Pop Art und Impulsen von Zeitgenossen wie Kehinde Wiley oder Neo Rauch zusammen.
Auf diese Weise kommt es zu überraschenden, eigenwilligen, jedoch nie ängstigenden Schöpfungen. Sie können einen Weg weisen, wie religiöse Motive auch für eine durch und durch säkulare Welt neu zu erschließen sind.
Kooperationspartner der Ausstellung
Die Anziehungskraft der Bilder überzeugte auch das Museum am Dom, das Kunstreferat der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche und die Katholische Akademie Domschule – als Kooperationspartner unterstützen sie die Ausstellung.
Öffnungszeiten und Eröffnung
Vom 12. März bis 5. Juni 2022 im Martin von Wagner Museum der Universität Würzburg (Südflügel der Residenz, 2. Stock). Dienstag bis Samstag 10 bis 13:30 Uhr, Sonntag von 10 bis 13:30 Uhr (im wöchentlichen Wechsel mit der Antikenabteilung). Der Eintritt ist frei. Es erscheint ein Katalogheft (3 Euro).
Für die Teilnahme an der Eröffnung am Freitag, 11. März 2022, um 18 Uhr ist eine vorherige Anmeldung erforderlich: T (0931) 31-82283 oder museum.na@uni-wuerzburg.de