Verdienstmedaille für Michael Erler
16.05.2023Michael Erler wurde auf dem Stiftungsfest 2023 mit der Julius-Maximilians-Verdienstmedaille der Universität ausgezeichnet.
Michael Erler wurde am 14.8.1953 in Köln geboren. Er studierte Altgriechisch, Latein und Philosophie an der Universität zu Köln und am University College London. 1977 schloss er sein Magisterstudium als Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes ab. 1977 wurde er an der Universität Köln promoviert und legte 1980 das Staatsexamen ab.
Zunächst wirkte er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Altertumskunde, Abteilung für Papyrologie in Köln, später im Fachbereich Literaturwissenschaft an der Universität Konstanz. 1984/85 habilitierte sich Michael Erler an der Universität Konstanz und wurde in das Heisenberg-Programm aufgenommen.
Nach Lehrstuhlvertretungen in München für Griechisch (1986/87) und Erlangen für Latein (1987/88) forschte Michael Erler von 1987 bis 1988 als Junior Fellow am Center for Hellenic Studies (Harvard) in Washington, D.C. Von 1989 bis 1991 hatte er eine Professur für Latein an der Universität Erlangen-Nürnberg inne, 1990 war er Fellow am Institute for Advanced Studies in Edinburgh und folgte dann im Jahr 1991 dem Ruf auf den Lehrstuhl für Klassische Philologie mit dem Schwerpunkt Gräzistik an der Universität Würzburg, den er bis zu seiner Emeritierung 2019 innehatte.
Einen Ruf an die Universität Erlangen-Nürnberg lehnte er 2001 ab. 2013 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Aristoteles-Universität Thessaloniki. Seit seiner Emeritierung im Jahr 2019 ist er Seniorprofessor an der Alma Julia und Vorsitzender des Direktoriums des Siebold-Collegium Institute for Advanced Studies (SCIAS).
Forschungen in großer Breite
Sein Fach vertrat Michael Erler in Forschung und Lehre in großer Breite – von der Dichtung Homers und dem antiken Drama über hellenistische Dichtung bis hin zur Literatur der griechisch-römischen Kaiserzeit – wobei immer auch Papyrologisches im Blick blieb.
Einen Schwerpunkt seiner Forschungen bildet die antike Philosophie, insbesondere Platon und der Platonismus sowie Epikur und der Epikureismus und ihre Verbindungen zur Literatur. Dieser Schwerpunkt machte das Würzburger Institut für Klassische Philologie zu einem international bekannten Ort des wissenschaftlichen Austauschs in diesem Bereich. Nicht zuletzt der 1994 erschienene Überweg-Band „Epikur und Epikureismus“ sowie der Überweg-Band „Platon“ aus dem Jahr 2007 setzten Maßstäbe und machten Erler zu einem der renommiertesten Vertreter seines Faches.
Interdisziplinär und international
Michael Erler hat sich in seiner Laufbahn an der Universität Würzburg insbesondere für Interdisziplinarität und Internationalität eingesetzt. Er hat Kooperationen sowohl innerhalb der Würzburger Altertumswissenschaften als auch mit anderen Nachbarfächern (z.B. Theologie, Philosophie, Germanistik, Romanistik) ins Leben gerufen oder zu fördern versucht. Zudem hat er maßgeblich die (Wieder-) Etablierung eines Schwerpunkts für Papyrologie in Verbindung mit den Digital Humanities vorangetrieben, nicht zuletzt in enger Kooperation beispielsweise mit Italien (Pisa, Neapel, Herculanensische Papyri).
Dabei hat er sein Wissen mit großem Engagement an die Studierenden weitergegeben, sich aber auch bemüht, Schülerinnen und Schüler für seine Fächer zu begeistern oder bei einem breiten Publikum für sie zu werben.
Ein großes Anliegen war Erler neben der Interdisziplinarität die Internationalität seiner Fächer: Er hat nicht nur zahlreiche Humboldtstipendiatinnen und- stipendiaten und Forschungsgäste aus aller Welt an seinem Lehrstuhl betreut, sondern auch als Präsident der „Gesellschaft für antike Philosophie“ (GanPh) und als Vorsitzender der Mommsengesellschaft Tagungen in Würzburg organsiert. Zu erwähnen ist insbesondere das „Symposium Platonicum“, das er 2004 als Gründungsmitglied und Präsident der „International Plato Society“ in Würzburg mit über 300 Gästen aus zahlreichen Ländern ausgerichtet hat.
Engagement in der JMU-Selbstverwaltung
Das Wirken Michael Erlers innerhalb der Universität beschränkte sich keineswegs auf Forschung und Lehre. Als Mitglied in zahlreichen Gremien der akademischen Selbstverwaltung hat er sich für die Julius-Maximilians-Universität engagiert: 1990 bis 1994 sowie 2004 bis 2007 war er Prodekan der Philosophischen Fakultät; 2002 bis 2004 bekleidete er das Amt des Dekans und des Senators; 2007 bis 2011 wurde er erneut als Senator und als Mitglied des Hochschulrats gewählt.
Erler war Fachgutachter für zahlreiche nationale und internationale Institutionen und Stiftungen; von 1995 bis 2003 war er Gutachter für Klassische Philologie, von 2003 bis 2012 Mitglied des Fachkollegiums „Alte Welt“ der DFG. Seit 2013 ist Michael Erler korrespondierendes Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften und seit 2015 Mitglied der Akademie für gemeinnützige Wissenschaften zu Erfurt.
Als Direktor (Chair) des Siebold-Collegium – Institute for Advanced Studies (SCIAS) seit 2016 und als Seniorprofessor versucht Michael Erler weiterhin die für ihn wichtigen Anliegen Internationalität und Interdisziplinarität zu fördern. Am SCIAS setzt er sich für die Integration von Gastwissenschaftlerinnen und Gastwissenschaftler verschiedener Fachbereiche in die universitäre Gemeinschaft ein.
Persönlichkeit, Forschung und Lehre Michael Erlers sind wohl gut zu charakterisieren mit einem leicht abgewandelten Spruch aus dem Umfeld Epikurs (Gnomologium Vaticanum 41), der fordert: „Lachen muss man und zugleich philosophieren ... und niemals müde werden, die Botschaften der Philosophie (oder Philologie) zu verkünden.“
Das Wirken Michael Erlers für die Julius-Maximilians-Universität Würzburg ist bemerkenswert und verdient höchste Anerkennung. Für seinen jahrzehntelangen vorbildlichen Einsatz und die außerordentlichen Verdienste in Wissenschaft und universitärer Selbstverwaltung gebühren Michael Erler größte Dankbarkeit und Hochachtung.