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Justitia – Kenne dein Recht

19.07.2022

Julia Hirsch und Jacqueline Sittig haben die Social Innovators Challenge gewonnen. Sie wollen rechtliche Themen für alle Menschen zugänglich machen. Dabei ist ihnen eine weibliche Perspektive wichtig.

Jacqueline Sittig und Julia Hirsch (r.) haben die Idee für „Justitia – Kenne dein Recht“ entwickelt.
Jacqueline Sittig und Julia Hirsch (r.) haben die Idee für „Justitia – Kenne dein Recht“ entwickelt. (Bild: Oliver Eckert)

Es ist wichtig, die eigenen Rechte zu kennen – auch in ganz alltäglichen Situationen. Zum Beispiel wenn man einen Arbeits- oder Mietvertrag abschließen möchte. Julia Hirsch und Jacqueline Sittig wissen über solche Dinge Bescheid: Sie haben sich das entsprechende Wissen in ihrem Jurastudium an der Uni Würzburg angeeignet.

Doch eine Sache trieb die beiden Freundinnen immer mehr um: „Warum sollte uns dieses Wissen vorbehalten sein? Wie könnten wir zumindest grundlegendes Rechtswissen so vermitteln, dass es allen Menschen zur Verfügung steht? Darüber haben wir in den vergangenen Monaten sehr viel diskutiert“, erzählt Julia Hirsch.

Social Media, eBooks und Podcasts

Die Juristinnen überlegten, über welche Medien sie juristisches Basiswissen schnell und einfach aufbereiten könnten. Sie entschieden sich für Social Media, eBooks und Podcasts. Ihren Schwerpunkt haben sie zunächst auf Instagram gelegt. Dort posten sie unter @wirsindjustitia kurze Informationen und testen, wie das beim Publikum ankommt – ein erstes Experimentierfeld sozusagen. Die Inhalte lassen sich ebenso über die Website www.wirsindjustitia.de abrufen. In eBooks und Podcasts wollen sie später auch ausführlichere Infos vermitteln.

Wichtig dabei: „Wir bieten keine Rechtsberatung zu Einzelfällen an, sondern erklären grundlegende Sachen“, sagt Julia Hirsch. Das seien zum Beispiel Informationen wie „Zehn Dinge, die in einem Mietvertrag auf keinen Fall drinstehen dürfen“ oder rechtliche Hintergründe, wenn man ungefragt ein Nacktbild zugesendet bekommt. Gerade letzteres ist ein Sachverhalt, von dem vor allem Frauen betroffen sind.

Weiblicher Blick auf das Recht

Ihr Projekt haben die beiden „Justitia“ genannt. Das ist der Name der Göttin der Gerechtigkeit, die meist als Frau mit verbundenen Augen dargestellt wird, ein Schwert in der einen, eine Waage in der anderen Hand haltend.

Mit dem Namen „Justitia“ verbinden Julia Hirsch und Jacqueline Sittig außerdem ein spezielles Anliegen: Sie wollen auch eine weibliche Sichtweise auf das Recht bieten. Themen ansprechen, von denen Frauen stärker betroffen sind. Etwa wenn es um die Frage geht, warum Frauen in Deutschland im Schnitt immer noch 18 Prozent weniger Gehalt erhalten als Männer und wie das dazu führt, dass Frauen häufiger in Altersarmut geraten. Hierbei spielt auch Recht eine Rolle.

Als die Juristinnen von der Social Innovators Challenge erfuhren, zögerten sie nicht lange mit ihrer Bewerbung. Schlimmeres als eine Absage war schließlich nicht zu erwarten. Am Ende kam dann etwas Besseres heraus: Mit „Justitia – Kenne dein Recht“ gewannen sie den Wettbewerb und ein Startbudget von 2.000 Euro.

Mit dem Geld können sie ihr Projekt nun weiter vorantreiben. Das tun sie nebenberuflich: Jacqueline Sittig ist Doktorandin an der Universität Würzburg und arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin. Julia Hirsch ist im Referendariat und hat vor kurzem den schriftlichen Teil des zweiten Staatsexamens abgelegt.

Die zweit- und drittplatzierten Teams

Die Social Innovators Challenge wird seit 2020 jährlich von den Universitäten Würzburg und Bamberg durchgeführt. Sie bietet Studierenden und Forschenden die Möglichkeit, ihre unternehmerischen Ideen zur Verbesserung der ökologischen Nachhaltigkeit, Gesundheit und sozialen Gerechtigkeit auszubauen.

Platz zwei (1.000 Euro) ging an Ingo von Eitzen mit seinem Projekt how2win. Der Wissenschaftler vom Institut für Psychologie der Uni Würzburg möchte eine neuartige App anwendungsreif machen. Sie ist für Leistungssportlerinnen und Leistungssportler gedacht, die im Bereich E-Sports aktiv sind. Die App soll eine bessere Leistungsdiagnostik bieten und die E-Sport-Treibenden vor mentalen Problemen schützen, die durch eine intensive Nutzung von Videospielen entstehen können.

Den dritten Platz (500 Euro) sicherte sich das Team FarmGrid. Raymond Okokoh und Mercy Jennifer arbeiten an einer auf der Blockchain-Technologie basierenden Investitionsplattform für Landwirtinnen und Landwirte in Afrika.

So lief die Challenge ab

Für die 2022er-Challenge waren insgesamt 20 Projektvorschläge eingereicht worden. Tanja Golly von der Gründungsberatung am Servicezentrum Forschung und Technologietransfer und Dr. Annette Retsch vom Career Centre, beide Uni Würzburg, sowie Sarah Dahnen und Sebastian Hillebrandt vom Büro für Innovation und Gründung der Uni Bamberg wählten daraus acht Teams aus.

Im Anschluss unterstützte das Quartett die Gründungsteams über acht Wochen hinweg bei der Ausarbeitung der Ideen. Es gab Trainings zur Pitch- und Videoentwicklung sowie zum Ausbau der Innovations- und Teamkompetenzen. Bei einem Networking-Event konnten die Teams außerdem neue Kontakte knüpfen.

Videos fürs Finale produziert

Für das Finale am 5. Juli musste jedes Team ein Video produzieren. Die Filme sollten den sozialen Mehrwert und die Zukunftsfähigkeit des Projekts deutlich herausstellen. Und sie mussten geeignet sein, die mehr als 200 Zuschauer sowie die Jury zu überzeugen. Diese bestand aus fünf Fachleuten aus der Social-Start-Up-Szene.

Am Ende war die Jury begeistert: „Die Qualität der Videos ist großartig“, sagte Susanne Pankov, Senior Managerin am Institute for Energy, Ecology und Economy in München. Das Fazit ihres Jurykollegen Johannes Lutz, Mitgründer des Start-ups „Duschbrocken“: „Die Social Innovators Challenge ist ein klasse Event mit einer großen Bandbreite an Projekten und mutigen Future-Entrepreneuren.“

Teams werden weiterhin unterstützt

Mit dem Finale vom 5. Juli ist die Challenge noch nicht vorbei. Ziel der Veranstalter ist es nun, die Teams auch bei der Umsetzung ihrer Ideen zu unterstützen. Dabei profitieren die Teams von den Unterstützungsangeboten der Uni Würzburg und deren Netzwerkpartnern.

„Die Teams können sich weiterhin auf uns verlassen. Sei es bei der Konkretisierung der Geschäftsmodelle, bei der Entwicklung von Crowdfunding-Kampagnen oder bei der Akquise von Fördermitteln. Wir beraten und coachen im gesamten Gründungsprozess ganz nach dem individuellen Bedarf der Projektteams“, so Tanja Golly.

Kontakt

Tanja Golly, T +49 931-31 88650, tanja.golly@uni-wuerzburg.de

Dr. Annette Retsch, T +49 931-31 82420, annette.retsch@uni-wuerzburg.de

Von Robert Emmerich / Tanja Golly

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