Kallimachos-Zentrum geht in die zweite Runde
17.10.2017Seit drei Jahren gibt es das Kallimachos-Zentrum für Digital Humanities an der Universitätsbibliothek Würzburg. Der Verlängerungsantrag hat die Gutachter überzeugt: Das Zentrum erhält für die kommenden zwei Jahre rund eine Million Euro.
Viel wurde in den vergangenen Jahren geleistet, galt es doch zunächst organisatorisch ein Zentrum zu schaffen, das das technische Knowhow und die Infrastruktur bündelt, um Forschungsprojekte aus den „Digital Humanities“ – den „digitalen Geisteswissenschaften“ – zu unterstützen. Zum Beispiel bei der Frage: Wie lässt sich ein Bild mit einer möglichst hohen Zeichenerkennungsrate in einen maschinenlesbaren Text verwandeln? Und funktioniert das auch für Inkunabeln? Den Mitarbeitern der Universitätsbibliothek ist genau das gelungen und damit haben sie einen neuen Maßstab für dieses Gebiet gesetzt.
„Die am Projekt beteiligten Lehrstühle arbeiten an sogenannten ‚Use Cases‘, für die wir mit den Verbundpartnern Software-Lösungen geschaffen haben“, resümiert Uwe Springmann, neuer Leiter des Kallimachos-Zentrums, die erste Projektphase. Dazu gehören Werkzeuge zur Transkription historischer Texte, zum Abgleich von Bild- und Textdaten, zur Annotation von Textkorpora und zur stilometrischen Identifizierung von Autoren.
Text aus Bildern alter Drucke extrahieren
Die besondere Aufgabe der Universitätsbibliothek besteht darin, den für die Geisteswissenschaften immer wichtiger werdenden „Rohstoff Text“ aus digitalisierten Bilddateien alter Drucke zu extrahieren und ihn der Forschung maschinenlesbar in geeigneter Form (korrigiert, normiert, annotiert) zur Verfügung zu stellen. Die Universitätsbibliothek hat bei der OCR, der automatisierten Texterkennung alter Drucke, im ersten Förderabschnitt ein besonderes Profil ausgebildet. Dazu Springmann: „Die zwei weiteren Förderjahre möchten wir dazu nutzen, dieses Profil gemeinsam mit unseren Projektpartnern weiter zu schärfen, beispielsweise über die weitere Verbesserung der Erkennungsleistung durch das Training von OCR-Modellen oder über automatische Nachkorrektur.“
Das Ziel ist, im Verbund einschlägige Open-Source-Softwarekomponenten und prototypische Arbeitsabläufe für rechnergestützte Analyseverfahren zu einem weiten Bereich textwissenschaftlicher Fragestellungen zu entwickeln, zu dokumentieren und der Fachgemeinschaft zur Nachnutzung zur Verfügung zu stellen. Regelmäßige Workshops werden im Projekt für beständigen Informationsaustausch und Technologietransfer sorgen. Bei den Veranstaltungen wird interessierten Geisteswissenschaftlern und insbesondere auch dem wissenschaftlichen Nachwuchs gezeigt, wie sich digitale Texte zur Bearbeitung von Forschungsfragen verwenden lassen. Dabei sollen die Teilnehmer methodisch, technisch und organisatorisch unterstützt werden.
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanziert die Arbeit von Kallimachos in den kommenden zwei Jahren mit rund einer Million Euro. Somit kann die erfolgreiche Zusammenarbeit von Geisteswissenschaftlern und Informatikern an der Universität unter Leitung der Universitätsbibliothek fortgesetzt werden.
Am Projekt Beteiligte
Projektleitung: Dr. Uwe Springmann, Universitätsbibliothek
Projektpartner: Prof. Dr. Brigitte Burrichter, Prof. Dr. Michael Erler, Dr. Holger Essler, Prof. Dr. Joachim Hamm, Prof. Dr. Dag Nikolaus Hasse, Prof. Dr. Andreas Hotho, Prof. Dr. Fotis Jannidis, Prof. Dr. Frank Puppe, alle von der Universität Würzburg, sowie Prof. Dr. Stefan Evert (Korpuslinguist), FAU Erlangen-Nürnberg.
Kontakt
Dr. Uwe Springmann, Tel.: +49 931 31-85697, uwe.springmann@bibliothek.uni-wuerzburg.de
Zur Homepage des Projekts: www.kallimachos.de