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Indisch-deutsche Kooperation in der Infektionsforschung

23.04.2024

Tuberkulose und andere bakterielle Infektionen der Atemwege sind immer noch eine Herausforderung für die Medizin. Indische und deutsche Forschende wollen hier gemeinsam Fortschritte erzielen.

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Gruppenbild vom Treffen der indischen und deutschen Forschenden in Indore. (Bild: Abhi Soni)

Die renommierte indische Forschungseinrichtung Indian Institute of Technology Indore (IITI) und die Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg sind seit 2023 durch eine Kooperationsvereinbarung miteinander verbunden. Initiator der Partnerschaft war Professor Srikanth Karnati vom JMU-Institut für Anatomie und Zellbiologie.

Ebenfalls auf Srikanth Karnatis Initiative und gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft, trafen sich Mitte April 2024 in Indore 15 Forschende von der JMU Würzburg und vom Leibniz-Forschungszentrum Borstel mit 18 Forschenden aus Indien, um die Partnerschaft weiter zu vertiefen. Die Zusammenkunft wurde von IITI-Direktor Professor Suhas S. Joshi unterstützt und von Professor Avinash Sonawane mitorganisiert.

Das Treffen war fruchtbar: Bei einem dreitägigen Workshop präsentierten die Wissenschaftler ihre jüngsten Forschungsergebnisse über bakterielle Infektionskrankheiten der unteren Atemwege und vereinbarten neue Kooperationen. Sie einigten sich insbesondere darauf, ein gemeinsames Graduiertenkolleg auf den Weg zu bringen. Dabei sollen junge Forscherinnen und Forscher aus Indien und Deutschland in gemeinsamen Projekten und bei gegenseitigen Forschungsaufenthalten zusammenarbeiten.

Bakterielle Erreger: zunehmend multiresistent

Nicht erst seit der Corona-Pandemie ist klar, dass Infektionskrankheiten immer noch eine ernsthafte Bedrohung der Gesundheit vieler Menschen darstellen. Gegen Corona ist es sehr rasch gelungen, eine Impfung zu entwickeln, die weltweit viele Millionen Menschenleben gerettet hat. Ebenso stehen für viele lebensbedrohliche Virusinfektionen Impfungen zur Verfügung.

„Dieser glückliche Umstand trifft für die meisten bakteriellen Infektionen aber nicht zu“, sagt Srikanth Karnati. Zwar stehen hier oft Antibiotika zur Verfügung, jedoch entwickeln sich immer mehr infektiöse Bakterienerreger, die nicht mehr mit den derzeit zur Verfügung stehenden Medikamenten behandelt werden können, sogenannte multiresistente Keime. Aus diesem Grund ist es notwendig, neue Wege zu gehen, um wieder wirksame Medikamente zu generieren.

„Gerade bakterielle Infektionen der Atemwege, die sehr leicht über Tröpfchen übertragen werden, sind hier problematisch“, so der Würzburger Professor. Zu dieser Krankheitsgruppe gehört die Tuberkulose, die weltumspannend immer noch jedes Jahr Millionen Tote fordert – gerade auch wegen der zunehmenden Multiresistenz der Erreger. Dieser Entwicklung gelte es mit modernster Technologie, wie Künstlicher Intelligenz, und neuesten zellbiologischen Erkenntnissen entgegenzutreten.

Interaktionen der Bakterien mit den Zell-Organellen im Blick

Eine Reihe bakterielle Erreger, so auch die Tuberkulosebakterien, haben sich das Zellinnere als Lebensraum erobert. Damit das gelingt, müssen sie die zellulären Vorgänge und den Stoffwechsel der Zellen so umprogrammieren, dass ihr Überleben gesichert ist. Innerhalb einer Zelle befinden sich Organellen, die wie die Organe des menschlichen Körpers die Arbeitsteilung für die Funktion der Zelle übernehmen.

„Es ist wenig darüber bekannt, wie die Krankheitserreger mit den Organellen interagieren und wie die Organellendynamik im Infektionsprozess in einer Zelle funktioniert“, erklärt Srikanth Karnati. Die neuesten Forschungsergebnisse der indischen und deutschen Institute deuten darauf hin, dass diese Interaktionen ein großes Potenzial an neuen Ansatzpunkten für die Entwicklung neuer Medikamente bieten.


Kontakt

Prof. Dr. Srikanth Karnati, PhD, Institut für Anatomie und Zellbiologie, Universität Würzburg, T + 49-931-31-81522, srikanth.karnati@uni-wuerzburg.de

Von Srikanth Karnati / Robert Emmerich

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