Kopfverletzungen im Sport - Neues Netzwerk am UKW
04.12.2018Das „Concussion Center Würzburg“ will sich in Zukunft als neu gegründetes, interdisziplinäres Experten-Netzwerk für eine bessere Diagnostik und Behandlung von Schädel-Hirn-Traumata einsetzen.
Von den jährlich rund 300.000 traumatischen Kopfverletzungen in Deutschland geht ein erheblicher Teil auf Sportunfälle zurück. Vor allem Kontaktsportarten wie Eishockey, Basketball, Handball oder Fußball bergen das Risiko eines – meist leichten – Schädel-Hirn-Traumas (engl.: Concussion). „Viele Sportlerinnen und Sportler brennen trotz einer solchen Gehirnerschütterung darauf, möglichst schnell das Training und auch den Wettkampfbetrieb wiederaufzunehmen“, sagt Diplom-Psychologe Gerhard Müller von der Praxis für Sport-Neuropsychologie Würzburg.
Laut Professor Ralf-Ingo Ernestus, Direktor der Neurochirurgischen Klinik und Poliklinik des Uniklinikums Würzburg (UKW), erholen sich die Athletinnen und Athleten zwar meist innerhalb weniger Tage, aber es können auch langfristige Folgen auftreten, wie chronische Kopfschmerzen, Schlafstörungen oder kognitive Einschränkungen.
Aufklärung und Prävention
Professor Rainer Meffert, Direktor der Klinik und Poliklinik für Unfall, Hand-, Plastische und Wiederherstellungschirurgie des UKW, ergänzt: „Statistische Daten belegen zudem: Wer nach einem Schädel-Hirn-Trauma zu früh in den Sport zurückkehrt, erhöht nicht nur das Risiko für eine erneute Gehirnerschütterung, sondern über eine reduzierte Reaktionsfähigkeit auch sein sonstiges Verletzungsrisiko.“
Vor diesem Hintergrund gründeten die drei Experten mit ihren jeweiligen Teams am 21. November 2018 in einer öffentlichen Infoveranstaltung im Hörsaal des Zentrums für Operative Medizin des UKW das „Concussion Center Würzburg“. Zu den Zielen des multidisziplinären Netzwerkes gehören Verbesserungen bei Aufklärung, Diagnostik, Beratung und Prävention. „Wir sind der festen Überzeugung, dass durch eine noch höhere Sensibilisierung der Sportler selbst, aber auch der Sportlehrer, Mannschaftsärzte, Trainer, Vereinsfunktionäre sowie sonstigen Entscheidungsträgern und Verantwortlichen noch viel dafür getan werden kann, Spätfolgen zu vermeiden“, sagt Gerhard Müller.
Die Rückkehr in den Sport sicherer machen
Auch in der Betreuung der Verletzten verspricht die Zentrumsstruktur weitere Vorteile. „Bei der Versorgung von Gehirnerschütterungen ist es wichtig, den Verlauf im Blick zu behalten. Das Netzwerk ermöglicht es, dass unsere vielfältigen Diagnostikmethoden noch effektiver ineinandergreifen: mit differenzierten medizinisch-therapeutischen sowie neuropsychologischen Behandlungskonzepten“, sagt Professor Ernestus. Nach Einschätzung von Professor Meffert wird das Concussion Center wesentlich dazu beitragen, den Rückkehrprozess der Trauma-Betroffenen in den Breiten- oder Leistungssport noch sicherer zu machen.
Nach dem Concussion Center Hamburg ist das Würzburger Zentrum die zweite Struktur dieser Art in Deutschland. Eine Zertifizierung durch die Gesellschaft für Sport-Neuropsychologie (GSNP) wurde bereits in die Wege geleitet.
Universitätsklinikum Würzburg