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Künstler im Licht

26.11.2019

Eine neue Ausstellung in der Universität am Sanderring zeigt Bilder, die von Menschen mit Autismus geschaffen wurden. Die Werke sind bis 20. Dezember 2019 zu sehen.

Drei Werke der Ausstellung „Künstler im Licht“ in der Uni am Sanderring.
Drei Werke der Ausstellung „Künstler im Licht“ in der Uni am Sanderring. (Bild: Robert Emmerich / Universität Würzburg)

Der Förderverein der Stiftung „Menschen und Autismus – Lebensqualität durch Beziehung e.V.“ hat ein beispielgebendes Projekt initiiert. Dabei stehen Kunstschaffende Menschen mit Autismus zur Seite, die sich künstlerisch betätigen möchten. Aus dem Projekt mit dem Namen „Künstler im Licht“ ist eine Sammlung von mittlerweile 150 Exponaten entstanden.

Die Sonderpädagogik der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg pflegt zu diesem Projekt seit einiger Zeit engere Kontakte. Dadurch kam nun in der Uni am Sanderring eine Bilderausstellung zu Stande, die Werke von Menschen mit Autismus zeigt.

Die Ausstellung ist eine gemeinsame Initiative der Universität, des Lehrstuhls für Sonderpädagogik V und des Fördervereins. Sie ist bis 20. Dezember 2019 zu sehen; der Eintritt ist frei.
Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 6 – 22 Uhr, Freitag 6 – 20 Uhr, Samstag 8 – 18 Uhr.

Kontakte mit externen Partnern seien für die Universität sehr wichtig, so Universitätsvizepräsidentin Barbara Sponholz bei der Eröffnung der Ausstellung. Dadurch erhalte die Wissenschaft Informationen und Impulse, die als Basis für neue Fragestellungen und Forschungsarbeiten dienen könnten.

Künstlerische Betätigung fördert Kompetenzen

In der Arbeit des JMU-Instituts für Sonderpädagogik geht es immer wieder auch darum, wie sich künstlerische Begabungen bei Menschen mit Behinderung fördern lassen. Die Frage, inwieweit ästhetische Bildungsangebote für benachteiligte Gruppen kommunikative Kompetenzen und soziale Interaktionen beeinflussen können, erforschen Sonderpädagogik und Kunstpädagogik aktuell in einem gemeinsamen Projekt, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird.

Darüber berichtete bei der Vernissage Professor Roland Stein, Inhaber des Lehrstuhls für Sonderpädagogik V: „Die künstlerisch-ästhetische Arbeit mit Menschen mit Autismus lässt deren Kreativität und Facettenreichtum in den Vordergrund treten.“ Hierdurch würden kreative, soziale und kommunikative Kompetenzen gefördert. Zugleich werde es Menschen mit Autismus ermöglicht, über die Bilder etwas von sich selbst mitzuteilen.

Menschen mit Autismus in ihrer Welt besuchen

Diese Kommunikation funktioniert auch in die andere Richtung. „Menschen mit Autismus erlauben es uns manchmal, sie in ihrer Welt zu besuchen“, sagte Rainer Uschwa, erster Vorsitzender des Fördervereins. Genau solche Besuche will der Verein mit Kunst-Patenschaften ermöglichen.

Wie die Idee in der Praxis funktioniert, berichtete der Veitshöchheimer Künstler José Sanchez in einem Videointerview, das der zweite Vereinsvorsitzende Michael Wenzel aufgenommen hatte.

Sanchez ist der Kunst-Pate von Dominik Rösler, der in der Ausstellung gleich mehrere Bilder zeigt. Im Lauf der gemeinsamen Arbeit ist offensichtlich eine Beziehung zwischen den beiden entstanden. So schildert es die Mutter des 24jährigen Malers. Ihr Sohn habe schon als Kind nie Freunde gehabt und sei immer für sich selbst gewesen. Als „Freunde“ habe er am ehesten noch Comicfiguren wie Pinocchio oder die Biene Maja genannt. Doch inzwischen betrachte er wohl auch seinen Kunst-Paten als Freund. Als seine Mutter ihn fragte, wem er zu Weihnachten etwas schenken wolle, lautete die Antwort: „Dem José“.

Viele Fragezeichen zu Autismus

Autismus tritt bei Männern wesentlich häufiger auf als bei Frauen, und die Zahl der Fälle steige an. „Warum das so ist, wissen wir nicht“, sagte Professor Christoph Ratz, geschäftsführender Vorstand des Instituts für Sonderpädagogik.

Unbekannt seien auch die genauen Ursachen für Autismus. „Das kommt daher, dass sie von ihrer Mutter nur mit Gummihandschuhen angefasst wurde“: Diese Erklärung bekam Ratz Mitte der 1980-er Jahre als Praktikant in einem Wohnheim für Menschen mit Behinderungen aufgetischt. Modernere Erklärungsversuche gehen davon aus, dass Autismus eine Schutzreaktion auf zu viele Reize sein könnte.

Ratz‘ Schlusswort: „Die hier gezeigten Bilder schaffen möglicherweise neue Perspektiven oder Begegnungsmöglichkeiten. Nutzen wir Sie!“

Weitere Bilder

Von Robert Emmerich

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