Kulturen der Einsamkeit
03.04.2018In seiner neuen Ringvorlesung setzt sich das Kolleg „Mittelalter und Frühe Neuzeit“ mit dem Thema Einsamkeit auseinander. Die Reihe startet am Dienstag, 10. April.
Das Phänomen der Einsamkeit hat die Menschen seit jeher künstlerisch inspiriert – von der frühchristlichen Zeit bis in die Gegenwart, in Amerika und Europa ebenso wie in Asien. Die Darstellungen von Eremiten, Einsiedlern und Einzelgängern hinterfragen dabei immer auch etablierte gesellschaftliche und kulturelle Praktiken.
Einsamkeit kann frei gewählt oder erzwungen, vorübergehend oder endgültig sein. Sie kann als Befreiung oder Beschränkung empfunden werden. Einsamkeit kann physische oder psychische Auslöser und Auswirkungen haben; der Mensch kann in der Natur oder im urbanen Raum einsam sein.
Aktuell ist die Kulturgeschichte der Einsamkeit allemal – nicht zuletzt durch derzeit populäre Tendenzen in Lebensstil und -führung. „Unsere Ringvorlesung will deshalb auch den Blick schärfen für Diskurse über Privatsphäre, Datenschutz, Überwachung, neue Technologien, religiösen Fundamentalismus, Armut, Alter, Krankheit, Simplifizierung, Konsum- und Ökokritik“, so PD Dr. Ina Bergmann vom Lehrstuhl für Amerikanistik.
Ina Bergmann organisiert die Ringvorlesung gemeinsam mit Professorin Dorothea Klein vom Institut für deutsche Philologie. Kooperationspartner sind die Graduiertenschule für Geisteswissenschaften, das Studium Generale der Universität Würzburg und die Katholische Akademie Domschule Würzburg
Termine und Themen
Die Vorträge sind öffentlich und finden immer dienstags um 19:30 Uhr im Toscanasaal der Residenz statt. Der Eintritt ist frei. Hier das Programm:
• 10. April 2018 – Franz Dünzl (Würzburg): Das frühchristliche Anachoretentum und seine Spiritualität
• 17. April 2018 – Matthias Meyer (Wien): Eremitage bei Konrad von Würzburg
• 24. April 2018 – Brigitte Burrichter (Würzburg): Petrarcas Einsamkeit
• 8. Mai 2018 – Andrew James Johnston (FU Berlin): In Gesellschaft einsam: Höfische Einsamkeit in der mittelenglischen Romanze „Sir Gawain and the Green Knight“
• 15. Mai 2018 – Stefan Kummer (Würzburg): Der einsame Gelehrte – Hieronymus im Gehäuse
• 29. Mai 2018 – Franz Eybl (Wien): Adieu Welt, wie froh bin ich, dass ich weg bin. Literarische Kultivierung der Einsamkeit zwischen Simplicissimus und Werther
• 5. Juni 2018 – Seraina Plotke (Basel): Einsamkeit in Heiligenviten des späten Mittelalters und der Frühen Neuzeit
• 12. Juni 2018 – Barbara Hunfeld (Würzburg): Die Sprache der Einsamkeit. Von Gryphius zu Celan
• 19. Juni 2018 – Isabel Karremann (Würzburg): „Robinson Crusoe“ als Utopie der Einsamkeit
• 26. Juni 2018 – Roland Altenburger (Würzburg): Zur Motivik des nicht religiös motivierten Einsiedlertums in der chinesischen Literatur
• 3. Juli 2018 – Catrin Gersdorf (Würzburg): Henry David Thoreau und der Mythos der Einsamkeit in der US-amerikanischen Literatur und Kultur
• 10. Juli 2018 – Damian Dombrowski (Würzburg): Von Cole bis Hopper. Hundert Jahre Einsamkeit in der amerikanischen Malerei