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Learning Nuggets als multimediales Lehrkonzept

13.06.2023

Bei „Wiwi trifft Praxis“ experimentieren Studierende der Wirtschaftswissenschaften mit Microlearning. Als WueDive-Teilprojekt initiiert, fördert die Unileitung das Projekt nun aus dem Fonds für innovative Projekte in der Lehre.

Im Videostudio nehmen Studierende Erklärsequenzen auf.
Im Videostudio nehmen Studierende Erklärsequenzen auf. (Bild: Lea Freimann)

Bei Microlearning geht es darum, Inhalte in kleine „Learning Nuggets“ aufzuteilen. Das können kurze, abwechslungsreiche Videos, Social Media Posts, aber auch prägnante Texte oder kleine Spiele sein. Die Grundidee dabei ist, Lernsituationen didaktisch an das aktuelle Mediennutzungsverhalten der Zielgruppe anzupassen, positive Assoziationen zu wecken und so die Lernmotivation zu steigern. Was bisher vor allem an Schulen erforscht wird, versucht „Wiwi trifft Praxis“ nun mit universitärem Anspruch zu erproben und anzuwenden.

Ein Lehrkonzept für die Generation Z

Als erstes Testfeld dient ein Seminar, das seit dem Wintersemester 2022/23 angeboten wird. Masterstudierende der Wirtschaftswissenschaften und der Medienkommunikation erstellen ergänzend zum Vorlesungsangebot multimediale Lernelemente zu wirtschaftswissenschaftlichen Grundlagen für die sogenannte Generation Z. Je nach Auslegung etwa um die Jahrtausendwende bis in die früher 2010er Jahre geboren, ist diese Generation ganz selbstverständlich mit digitalen Medien aufgewachsen.

Komplexe Inhalte kompakt verdichtet

In einem WueCampus-Kursraum werden die Medienprodukte der Studierenden in Form von thematischen Lektionen gesammelt. Jede etwa halbstündige Lektion besteht aus einem kleinen Einführungstext zum Lernziel, zwei kurzen Videos und einem abschließenden Quiz. Alternativ wird ein Podcast angeboten.

„Die Vielfalt der Formate spricht unterschiedliche Ebenen der Verinnerlichung an. Neben den formellen Lerninhalten sorgt zum Beispiel die Kategorie ‚Random Facts‘ für Abwechslung“, erklärt die Koordinatorin und Dozentin des Seminars, Julia Keller. Sie ergänzt: „Besonders wichtig war uns auch die Verknüpfung zur wirtschaftswissenschaftlichen Praxis. Daher kommen zu jedem Thema auch Vorstände oder Geschäftsführer:innen aus Unternehmen zu Wort, die die Theorie in aktuelle Diskurse oder konkrete Anwendungsfälle einordnen und dem Thema so die nötige Relevanz verleihen.“

Wie möchte ich lernen? Und wie lerne ich gut?

Für viele Studierende ist es das erste Mal vor der Kamera. Im eigenen Videostudio vor Greenscreen werden Erklär- oder Interviewsequenzen aufgenommen, in der Postproduktion experimentieren sie mit unterschiedlichen Gestaltungsformen und -techniken.

Regelmäßige „Peer Reviews“, in denen die Studierenden sich gegenseitig ihre Fortschritte zeigen und Feedback geben, offenbaren den Vorteil der unterschiedlichen Studienhintergründe. Im Laufe der Seminarzeit entwickelt sich so eine gemeinsame Antwort darauf, was erfolgreiches Lernen ausmacht und welche Aspekte dabei eine Rolle spielen.

Die Teilnehmenden des Seminars profitieren gleich auf mehreren Ebenen. Sie reflektieren eigene Lernstrategien, erwerben mediendidaktische Kompetenzen, sind aber auch intensiv mit den Themen konfrontiert. Denn wer einer anderen Person etwas erklärt, beschäftigt sich noch einmal tiefer mit den Inhalten und muss ihren Kern herausschälen.

Grundlagenvorlesungen anreichern

Im Ergebnis können die erstellten Inhalte Studierenden direkt als zusätzliche Lernhilfe an die Hand gegeben werden, allerdings sind auch weitere Anwendungsszenarien denkbar. Würden Microlearning-Einheiten allgemein zur Grundlagenvermittlung im Bachelor-Studiengang genutzt, so könnten Vorlesungen zunehmend anwendend und reflexiv gestaltet werden. Das Prinzip: Grundlagenwissen im Video, Fallbeispiele und Diskussion in der gemeinsamen Präsenzlehre.

„Der Mehrwert digitaler Medien wird in diesem Projekt besonders deutlich“, sagt Dr. Christoph Röseler vom Projekt WueDive und fügt hinzu: „Die Kombination der Darstellungsformen trägt zur Lernförderlichkeit einer Veranstaltung bei und kann auch für andere Fachbereiche inspirierend sein.“

Im Ergebnis sollen aus der Projektarbeit Entwurfsmuster und Vorlagen entwickelt werden, die andere Lehrende zur Übertragung auf ihre Fachkontexte nutzen können.

Kontakt

Prof. Dr. Richard Pibernik, Projektleitung, Lehrstuhl für Logistik und quantitative Methoden in der Betriebswirtschaftslehre, +49 931 31-86969, richard.pibernik@uni-wuerzburg.de

Julia Keller, Projektkoordinatorin, Lehrstuhl für Logistik und quantitative Methoden in der Betriebswirtschaftslehre, +49 931 31-86569, julia.keller1@uni-wuerzburg.de

JMU-Fonds für innovative Projekte in der Lehre

Mit dem Fonds möchte die Universität ihre Lehrenden dabei unterstützen, innovative Ideen schnell und einfach zu realisieren. Der Fonds stellt Personal- und Sachmittel bedarfsorientiert und auch kurzfristig zur Verfügung. Er vergibt beispielsweise Mittel für wissenschaftliche Hilfskräfte, die bei der Entwicklung und Umsetzung innovativer Konzepte helfen können. Anträge können an den Vizepräsidenten für Studium, Lehre und Qualitätsmanagement, Professor Andreas Dörpinghaus, gerichtet werden.

Weblink zum Fonds.

WueDive

Das Projekt WueDive entwickelt digitale Lehre an der JMU zielgerichtet weiter. Mit dem Einsatz von Technologie soll die Wirksamkeit von Lehren und Lernen verbessert und Studierenden ein an ihre individuellen Voraussetzungen und Bedarfe angepasstes Studium ermöglicht werden. Damit die Integration dieser Technologien in den Lehralltag nachhaltig gelingt, muss die Anwendungsvielfalt der Fächer und die pädagogisch-didaktische Modellierung berücksichtigt werden. Im interdisziplinären Ideenaustausch zwischen Studierenden und Lehrenden aller zehn Fakultäten erschließt WueDive so das Potenzial digitaler Lehre und verankert es breitenwirksam im Lehralltag. Ideen für eigene Vorhaben können laufend an das Projektteam herangetragen werden.

Weblink zum Projekt WueDive.

Von Marie Klein

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