Lehrkräfte können den Unterschied machen
30.11.2021Verantwortungsvolles unternehmerisches Denken und Handeln soll bereits in der Schule verankert werden. Dafür fördert der Freistaat ein Verbundprojekt der Universitäten Bamberg und Würzburg mit 1,6 Millionen Euro.
Mit einer neuen Fördermaßnahme unterstützt das bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst an ausgewählten bayerischen Hochschulen die Qualifizierung von Studierenden sowie wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu verantwortungsvollem unternehmerischem Denken und Handeln. Insgesamt stellt der Freistaat dafür im Programm „Förderung der impact-orientierten Entrepreneurship-Qualifizierung“ rund 11 Millionen Euro zur Verfügung. Davon konnten die Universitäten Bamberg und Würzburg gemeinsam rund 1,6 Millionen Euro einwerben. Das Verbundprojekt trägt den Titel „Teachers as Changemakers – Lehramtsanwärter:innen als Multiplikatoren für Social Entrepreneurship“ (TaC).
Lehramtsanwärterinnen und -anwärter als Multiplikatoren
Die Universitäten nehmen mit ihrem Projekt eine Zielgruppe ins Visier, die bislang deutschlandweit nur wenig adressiert wurde, wenn es um Gründerinnen- und Gründerausbildung geht. Lehramtsstudierende sollen zu Vermittlern für sozialunternehmerisches Denken und Handeln mit Fokus Nachhaltigkeit ausgebildet werden. Im Lehrberuf können sie so zukünftig ihre Schülerinnen und Schüler bereits an das Thema heranführen. Die beiden Hochschulen streben damit eine vorausschauende und nachhaltige Förderung des Gründungsgeistes zukünftiger Studienanfängerinnen und -anfänger an. Dieses Konzept nennt sich „Social Entrepreneurship Education“.
Konkret sind drei Maßnahmenpakete geplant: Zunächst geht es darum, Offenheit und Begeisterung für das Thema Social Entrepreneurship Education zu schaffen. Um dieses Ziel zu erreichen, laden beide Universitäten Studierende sowie Dozierende zu Veranstaltungen ein, in denen sie über das Thema informieren und etwa Schülerinnen und Schüler zu Wort kommen lassen, die selbst gegründet haben. Darüber hinaus bieten die Universitäten Workshops an, die Lehramtsdozierende dazu befähigen, Social Entrepreneurship Education in ihre vorhandenen Lehrveranstaltungen einzubinden. Im zweiten Schritt führen die Universitäten ein Qualifizierungsprogramm ein. Einheiten zu Social Entrepreneurship Education werden dabei in bestehende Lehrveranstaltungen integriert sowie in freiwilligen Workshops verankert. An der Universität Würzburg werden zudem zwei neue Lehrveranstaltungen zur Social Entrepreneurship Education im Curriculum der Lehramtstudiengänge verankert. In den Schulpraktika können die gelernten Inhalte dann in der Praxis erprobt werden. Drittens sind Maßnahmen zur Qualitätssicherung sowie kontinuierlichen Weiterführung des Programms geplant.
Gesellschaftliche und ökologische Auswirkungen
Für die Umsetzung des Projekts werden an beiden Universitäten Tandems zwischen den Gründungsförderungen und den Weiterbildungseinrichtungen für Lehramtsstudiengänge gebildet. An der Universität Würzburg werden hierfür die Professional School of Edcuation (PSE) unter der Leitung von Professor Thomas Trefzger sowie die Gründungsberatung vertreten durch Professor Lukas Worschech und Tanja Golly eng zusammenarbeiten. Letztere werden die operative Teilprojektleitung in Würzburg übernehmen. „Durch die Zusammenarbeit des Zentrums für Lehrerinnen- und Lehrerbildung der Universität Bamberg und der Professional School of Education der Universität Würzburg sowie den jeweiligen Einrichtungen für Wissenstransfer, haben wir die Möglichkeit, verschiedene Perspektiven in unser Vorhaben einzubinden“, so Lukas Worschech.
„Wir haben in den vergangenen Jahren mit Formaten wie der Social Innovators Challenge und der Zusammenarbeit mit verschiedenen Netzwerken verstärkt einen Fokus auf die Ausbildung von Kompetenzen des sozialen Unternehmertums bei Studierenden und Wissenschaftlichen Mitarbeitenden gesetzt. Umso mehr freut es uns, dass wir diesen Fokus auf soziales Unternehmertum nun gemeinsam mit unseren Partnerinnen und Partnern aus der Uni Bamberg maßgeblich vorantreiben können“, so Tanja Golly. Welche Bedeutung dem Thema in der Lehramtsausbildung zukommt, betont Professor Trefzger: „Lehramtsstudierende werden im Rahmen von TAC in schulpraktischen Phasen Social-Entrepreneurship-Projekte selbstständig und in Kooperation mit gemeinnützigen Organisationen und Schulen umsetzen.“
Die Projektkoordination wird an der Universität Bamberg im Dezernat Forschungsförderung und Transfer Z/FFT mit dem Büro für Innovation und Gründung (BIG) angesiedelt sein. „Der erfolgreiche Projektantrag zeigt, wie gut das Büro für Innovation und Gründung bereits an der Universität Bamberg institutionalisiert ist. Das BIG bietet ideale Voraussetzungen für das neue Projekt, da der Bereich Social Entrepreneurship ein fester Bestandteil unserer Aktivitäten ist“, so Dr. Michael Schleinkofer, Projektleiter und Leiter des Dezernats Z/FFT.
„Diese Förderung ist ein echtes Zukunftsprogramm: Es stärkt unsere Hochschulen darin, die nächste Generation von Problemlöserinnen und Problemlösern auszubilden, die sich um eine auch in Zukunft lebenswerte Gesellschaft kümmern“, betont Bernd Sibler, Bayerischer Staatsminister für Wissenschaft und Kunst. In der Vergangenheit seien vor allem ökonomische Effekte wie Umsatz, Gewinn und Rendite bei der Entrepreneurship-Qualifizierung im Vordergrund gestanden. Inzwischen würden auch die gesellschaftlichen und ökologischen Auswirkungen bei der Planung, Umsetzung und Weiterentwicklung von Gründungen berücksichtigt. „Dafür braucht es neue und integrative Ausbildungsinhalte.“ Wissenschaftsminister Bernd Sibler stimmte der Förderempfehlung für sechs Verbundanträge an 14 beteiligten Hochschulen zu. Der Start der Förderung ist für März 2022 vorgesehen.
Kontakt
Tanja Golly, Servicezentrum Forschung und Technologietransfer (SFT), Universität Würzburg, T. +49 931 – 31 88650, tanja.golly@uni-wuerzburg.de
Prof. Dr. Thomas Trefzger, Direktor Professional School of Education, Universität Würzburg, T. +49 931 – 31 85787, trefzger@physik.uni-wuerzburg.de