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Alte Schriften: Bürgerinnen und Bürger lesen mit Studierenden

24.09.2024

Interessierte aus Stadt und Umland sind dazu eingeladen, in einem Kurs an der Uni Würzburg Briefe, Rezepte und andere Schriftstücke zu entziffern, die in den alten Schriften Kurrent und Sütterlin verfasst sind.

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In einem Kurs an der Uni können Bürgerinnen und Bürger gemeinsam mit Studierenden das Lesen alter Schriften lernen. (Bild: Sandra Eckardt / Universität Würzburg)

Viele Dachböden und Keller in Franken beherbergen wahre Schätze. Doch die Kochrezepte von Großtante Luise, die Liebesbriefe der Großeltern oder die Feldpostbriefe des Urgroßvaters sind für die meisten ihrer Nachkommen nicht mehr lesbar – weil sie in den Schriften Kurrent oder Sütterlin verfasst sind, die heute kaum noch jemand kennt.

Darum lädt der Lehrstuhl für Europäische Ethnologie/Empirische Kulturwissenschaften der Universität Würzburg interessierte Bürgerinnen und Bürger ein, gemeinsam mit Studierenden der Kulturwissenschaften das Lesen der alten Schriften zu lernen.

Der Online-Kurs „Erlesenes Franken“ beginnt am Dienstag, 22. Oktober 2024, um 18 Uhr und dauert zwei Stunden. Er findet ab da alle 14 Tage statt. Wer teilnehmen möchte, braucht einen internetfähigen Computer und muss sich so bald wie möglich bei der Leiterin des Lehrstuhls anmelden, Professorin Michaela Fenske, michaela.fenske@uni-wuerzburg.de

Diversität in der Gruppe fördert das Lernen

Der Lehrstuhl bietet den gemischten Lesekurs zum vierten Mal an. „Das Curriculum aus verschiedenen Quellen – vom Poesiealbum bis hin zu historischen Briefen – hat sich bewährt“, sagt Dozentin Pearl-Sue Carper. Dabei habe sich die Zusammenarbeit von Menschen verschiedenen Alters und unterschiedlicher Herkunft als sehr lernfördernd erwiesen.

„Nicht wenige Teilnehmende kommen auf den Geschmack und arbeiten nach dem Kurs in der gemischten Selbstzeugnisse-Gruppe  des Lehrstuhls weiter“, erzählt Professorin Michaela Fenske. In dieser Gruppe erschließen Bürgerinnen und Bürger gemeinsam mit Studierenden historische Quellen wie Tagebücher oder Briefe für die weitere Forschung.

Wachsende Sammlung unterfränkischer Schriftstücke

Die historische Kulturanalyse gehört zu den Ausbildungsschwerpunkten am Lehrstuhl. Die Studierenden lernen anhand der stetig wachsenden Sammlung unterfränkischer Selbstzeugnisse aus dem 18., 19. und 20. Jahrhundert das Lesen historischer Quellen. Sie leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Erforschung des früheren fränkischen Alltagslebens. Zugleich sind sie dadurch gut für den Berufsalltag in Museen, Archiven oder Kulturämtern gerüstet.

„Was wir in der Zusammenarbeit mit den Bürgerinnen und Bürgern lernen, was die Studierenden mitnehmen können, ist außerordentlich bereichernd“, freut sich Michaela Fenske.

Wurzeln und Auswirkungen des Lesekurses

Der Lesekurs geht auf das Jahr 2019 zurück. Damals startete Michaela Fenskes Team einen Aufruf in der örtlichen Tageszeitung Main-Post mit dem Ziel, Quellen aus Franken für die Ausbildung der Studierenden zu gewinnen. Daraus erwuchs die Einladung an Bürgerinnen und Bürger, gemeinsam mit den Studierenden zu lernen.

Der erste Lesekurs „Erlesenes Franken“ machte allen Beteiligten Lust auf mehr. Inzwischen hat sich zusätzlich ein gemischte Selbstzeugnisse-Lesekurs etabliert. Darin werden unter der Leitung von Susanne Dinkl und Michaela Fenske zusammenhängende Quellenbestände erschlossen.

Aus dem Lesekurs und der Quellensammlung ergaben sich unter anderem mehrere Masterarbeiten, ein öffentlicher Lese-Abend in Castell und eine gemeinsam von Bürgerinnen und Bürgern mit dem Lehrstuhlteam abgehaltene Sprechstunde für Interessierte. Derzeit arbeitet das Team gemeinsam mit dem Stadtarchiv Würzburg an einem Projekt über Feldpostbriefe aus dem deutsch-französischen Krieg von 1870.

Von Robert Emmerich

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