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Markus Elsholz erhält den Bildungsforschungspreis 2020

21.07.2020

Wie entwickelt sich die fachliche Selbsteinschätzung von Lehramtsstudierenden der Physik in ihren ersten Praxisphasen? Dieser Frage ging der Physikdidaktiker Markus Elsholz nach – und wurde nun für seine Ergebnisse ausgezeichnet.

Dr. Markus Elsholz (Mitte) wurde von Univizepräsidentin Ulrike Holzgrabe (links) und Holger Schumacher (Ergon-Verlang, rechts) der Bildungsforschungspreis 2020 verliehen.
Dr. Markus Elsholz (Mitte) wurde von Univizepräsidentin Ulrike Holzgrabe (links) und Holger Schumacher (Ergon-Verlang, rechts) der Bildungsforschungspreis 2020 verliehen. (Bild: Kristian Lozina / Universität Würzburg)

Was ist das akademische Selbstkonzept von Lehramtsstudierenden der Physik? Sehen sie sich eher als Physiker und Physikerinnen oder als Pädagoginnen und Pädagogen? Und wie verändert sich diese Sicht durch Praxiserfahrungen mit Schülerinnen und Schülern? Diese Fragen hat sich Dr. Markus Elsholz in seiner Promotion zum Thema „Das Akademische Selbstkonzept angehender Physiklehrkräfte als Teil ihrer professionellen Identität – Dimensionalität und Veränderung während einer zentralen Praxisphase“ gestellt. Mit diesem brandaktuellen Thema hat er nicht nur wichtige Erkenntnisse in der Physikdidaktik gesammelt, sondern er wurde am vergangenen Mittwoch auch mit dem Bildungsforschungspreis der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg ausgezeichnet. 

Um herausragende Forschungsarbeiten aus der Bildungsforschung zu würdigen, vergibt die JMU seit 2012 alle zwei Jahre den Bildungsforschungspreis. Möglich gemacht hat dies eine Spende von Holger Schumacher, dem Geschäftsleiter des Ergon-Verlags in Würzburg, der inzwischen zur Familie des Nomos-Verlages gehört. Der Preis ist mit 1.000 Euro dotiert und wurde in diesem Jahr wegen Corona im kleinen Rahmen im Senatssaal verliehen. Mit ihm werden herausragende Promotionen von Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern in den Fachdidaktiken und Erziehungswissenschaften der Lehramtsstudiengänge ausgezeichnet.

Lehrpraxis im M!ND-Center

Der nun fünfte Bildungsforschungspreis ging mit Elsholz erstmals an die Physikdidaktik. Elsholz ist nicht nur Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Physik und ihre Didaktik bei Professor Thomas Trefzger, er ist auch Geschäftsführer des M!ND-Centers an der JMU. Hier können Schülerinnen und Schüler Naturwissenschaften in Lehr-Lern-Laboren entdecken und begleitet von Lehramtsstudierenden zu diversen Themen experimentieren.

Elsholz setzte daher bewusst den Fokus seiner Promotion auf die Lehr-Lern-Labore im M!ND-Center und erhob bei Studierenden des Physiklehramtes die Einschätzung ihrer eigenen Fähigkeiten – also ihr akademisches Selbstkonzept – vor und nach ihrer Praxiserfahrung im Lehr-Lern-Labor.

„Wenn Studierende ihre theoretischen Konzepte im Lehr-Lern-Labor bei der Betreuung der Schülerinnen und Schülern praktisch einsetzen und testen, beginnen sie sich als Lehrperson wahrzunehmen und ihre subjektiven Theorien zu hinterfragen. Diese Identitätsarbeit finde ich spannend! Ich wollte sie theoretisch verorten, quantitativ fassen und sichtbar machen, auch um zu lernen, wie wir unsere Lehre stärker auf diese Prozesse ausrichten können“, erklärt Elsholz. Seine empirische Untersuchung konnte er auf fünf Semester ausdehnen, so dass eine umfangreiche Datenbasis für die Analyse zur Verfügung stand.

Drei Seelen in einer Brust

Elsholz konnte durch seine Befragungen bestätigen, dass ein Lehramtsstudium der Physik mit drei Säulen im akademischen Selbstkonzept einhergeht: Das „Ich“ als Physiker oder Physikerin, das „Ich“ als Fachdidaktiker oder Fachdidaktikerin und das „Ich“ als Pädagoge oder Pädagogin.

Dabei wurde deutlich, dass sich die Studierenden entweder als gute Physiker und Physikerinnen oder als gute Pädagoginnen und Pädagogen einschätzen. Das Ergebnis zeigt, dass Studierende ihre eigenen Fähigkeiten durchaus differenziert im Spannungsfeld der Bereiche Fachwissenschaft, Didaktik und Erziehungswissenschaften verorten.

Entgegen der Erkenntnisse aus Erhebungen bei Schülerinnen und Schülern liegt die Einschätzung ihrer eigenen Fähigkeiten in Bezug auf die Fachwissenschaft Physik bei Frauen im Lehramtsstudium über der Einschätzung ihrer männlichen Kommilitonen. Das Blatt wendet sich, sobald die eigenen Fähigkeiten explizit im Vergleich zu den Kommilitonen und Kommilitoninnen beurteilt werden sollen: Dann schätzen sich die Männer fähiger ein. Wird also durch die Formulierung der Fragebogen ein sozialer Vergleich nahegelegt, so finden sich in den Antwortmustern verstärkt geschlechterstereotype Muster.

Das Selbstkonzept in Bezug auf die fachdidaktischen Fähigkeiten verändert sich während der praktischen Arbeit im Lehr-Lern-Labor. Wie es sich entwickelt, hängt unter anderem von den Lehrerfahrungen ab, auf die Studierende bereits zurückgreifen können. Fehlen diese praktischen Erfahrungen, so kommt es zu einer „Erdung“, einem leichten Rückgang bei der Selbsteinschätzung der Studierenden. „Von einem Praxis-Schock kann aber nicht die Rede sein“, so Elsholz. Können die Studierenden bereits auf unterrichtliche Praxiserfahrungen zurückblicken, so stabilisiert sich ihr fachdidaktisches Selbstkonzept und die Entwicklung zeigt tendenziell wieder nach oben. Das Ergebnis zeigt, dass sich das akademische Selbstkonzept der Studierenden im Laufe des Studiums ausformt und festigt.

„Im Bereich der Lehreramtsausbildung im Fach Physik war vor der Doktorarbeit von Markus Elsholz sehr wenig bekannt darüber, über welche Selbstkonzepte die Studierenden zum Fach Physik zu Studienbeginn verfügen und wie sich diese im Laufe des Studiums entwickeln“, sagt Thomas Trefzger. Entsprechend würdigte der Lehrstuhlinhaber die Arbeit in seiner Laudatio als herausragendes Beispiel einer Promotion in der Physikdidaktik.

Eine Online-Präsentation der Doktorarbeit von Markus Elsholz gibt es auf den Seiten der PSE.

Kontakt

Dr. Markus Elsholz, M!IND-Center, Universität Würzburg, T +49 931 – 31 82734, markus.elsholz@uni-wuerzburg.de

Von Kristian Lozina

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