Medaille für Wolfgang Schneider
15.05.2018Gut 25 Jahre lang hatte Professor Wolfgang Schneider den Lehrstuhl für Pädagogische Psychologie an der Universität Würzburg inne. Jetzt wurde er mit der Verdienstmedaille „Bene Merenti“ in Gold geehrt.
Wolfgang Schneider studierte Psychologie, Theologie und Philosophie in Wuppertal und Heidelberg. Sein Diplom in Psychologie absolvierte er 1975 an der Universität Heidelberg, wo er im Jahr 1979 promovierte. Nach einem Forschungsaufenthalt an der Stanford University (USA) führte er seine Forschungen ab 1982 am Max-Planck-Institut für psychologische Forschung in München weiter. Die Habilitation im Fach Psychologie schloss Schneider 1988 an der Ludwig-Maximilians-Universität in München ab.
Im Jahr 1991 folgte er dem Ruf auf den Lehrstuhl für Pädagogische Psychologie und Entwicklungspsychologie der Julius-Maximilians-Universität Würzburg, den er bis 2016 innehatte. Seitdem ist er weiterhin als Seniorprofessor an der JMU tätig.
Wolfgang Schneiders wissenschaftliche Leistungen zeugen von einer ungewöhnlichen thematischen Vielfalt. Über seine gesamte Laufbahn erforschte er Gedächtnis und Lese-Rechtschreib-Vorgänge, wobei er grundlagenorientierte und praxisrelevante Fragestellungen gleichermaßen in den Blick nahm. Später erweiterte er diese Forschungsaktivitäten um verwandte Themen (zum Beispiel mathematische Kompetenz, Metagedächtnis, Vorwissen und Expertise) wie auch weitere Forschungsfelder (Intelligenz, Hochbegabung, ADHS).
Förderprogramme für die Praxis entwickelt
Schneiders national wie international angelegte Forschungen haben in verschiedenen Handlungsfeldern großen Einfluss auf den fachspezifischen Diskurs ausgeübt. Hervorzuheben sind die von seinen Arbeitsgruppen über Jahrzehnte entwickelten Programme zur vorschulischen Förderung schriftsprachlicher Vorläuferkompetenzen (zum Beispiel das Förderprogramm „Hören, lauschen, lernen“) sowie die von ihm entwickelten Testverfahren zu Lesen, Rechtschreiben und Rechnen, die breite Anwendung in der Praxis finden.
Darüber hinaus engagiert sich Wolfgang Schneider bis heute in hohem Maße in zahlreichen nationalen wie internationalen Gremien und Fachgesellschaften sowie als Gutachter und Herausgeber. 1999 wurde er zum ersten Vizepräsidenten, im Jahr 2002 dann zum Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Psychologie gewählt – ein Amt, das er bis 2004 innehatte.
Zahlreiche Mitgliedschaften in Akademien und Beiräten
Bereits im Jahr 2000 war er Mitglied des OECD-Konsortiums der ersten PISA-Studie, die letztlich den Auftakt für weitreichende Reformen des gesamten Bildungssystems in Deutschland bildete.
Im Jahr 2002 wurde Wolfgang Schneider zum Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina ernannt. 2008 wurde er für fünf Jahre in den wissenschaftlichen Beirat für Familienfragen des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend berufen. Zusätzlich übernahm er neben weiteren Funktionen 2010 für vier Jahre das Amt des Präsidenten der International Society for the Study of Behavioural Development (ISSBD). Wolfgang Schneider wurde unter anderem 2012 mit dem Franz-Emanuel-Weinert-Preis der Deutschen Gesellschaft für Psychologie ausgezeichnet; seit 2013 ist er Honorary Professor der Durham University in England.
In der akademischen Selbstverwaltung hat Wolfgang Schneider in vielerlei Hinsicht wertvolle Beiträge geleistet. Er fungierte unter anderem als Geschäftsführender Vorstand des Instituts für Psychologie, von 1992 bis 1998 als Prodekan und Dekan der damaligen Philosophischen Fakultät III, dann von 2009 bis 2011 als Dekan der Philosophischen Fakultät II (heute Fakultät für Humanwissenschaften) sowie als Senatsmitglied.
Als Vizepräsident für Forschung, wissenschaftlichen Nachwuchs und wissenschaftliche Weiterbildung hat er von 2004 bis 2009 die Weiterentwicklung der JMU entscheidend geprägt. Über viele Jahre war er im Vorstand des Zentrums für Lehrerbildung und Bildungsforschung sowie im Direktorium der Graduiertenschulen der JMU mit großem persönlichen Einsatz aktiv.
Frühstudium und Begabungsberatung
Wolfgang Schneider befasste sich intensiv mit der Förderung hochbegabter Schülerinnen und Schüler. 2004 gründete er die Begabungspsychologische Beratungsstelle, die er bis heute als Direktor leitet und die einen Meilenstein für das Profil der Universität Würzburg darstellt. Hier finden Familien, aber auch Studierende fachgerechte Beratung zu Hochbegabung und Studienfachorientierung.
Eine weitere wichtige Errungenschaft gelang Schneider 2004 durch die Initiierung des Frühstudiums, das seitdem mit großem Erfolg in mehr als 20 Studienfächern angeboten wird. Auf dem Stiftungsfest 2018 verlieh die JMU Wolfgang Schneider für seine besonderen Verdienste um die Universität die Medaille „Bene Merenti“ in Gold. Die Laudatio hielt Universitätsvizepräsident Phuoc Tran-Gia.