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Medikamenten-Duo gegen Krebs

01.09.2020

Patienten mit einem wiederkehrenden oder therapieresistenten diffus großzelligen B-Zell-Lymphom können von einer Kombinationstherapie aus dem Antikörper Tafasitamab in Kombination mit Lenalidomid profitieren.

Eingang zu den Zentren für Operative und Innere Medizin des Universitätsklinikums.
Eingang zu den Zentren für Operative und Innere Medizin des Universitätsklinikums. (Bild: Universitätsklinikum Würzburg)

Das zeigte die multizentrische Phase-2-Studie L-MIND. Auch die Langzeitanalyse bestätigte diese Daten. Die Medizinische Klinik II des Universitätsklinikums Würzburg (UKW) hatte einen maßgeblichen Anteil an der Studie und auch an der Veröffentlichung in der Zeitschrift Lancet Oncology.

„Alles deutet daraufhin, dass wir mit der Kombination aus dem Antikörper Tafasitamab und dem Immunmodulator Lenalidomid Patienten mit aggressivem B-Zell-Lymphom zukünftig eine aussichtsreiche, vergleichsweise gut verträgliche und chemotherapiefreie Behandlungsoption anbieten können“, freut sich Professor Hermann Einsele.

Der Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik II bezieht sich damit auf die Ergebnisse der Studie L-MIND. Seine Klinik hatte sieben von 80 teilnehmenden Patienten und damit den größten Anteil in das multizentrische, internationale Forschungsvorhaben eingeschlossen. Sie stellt mit Oberarzt Dr. Johannes Düll, Leiter der Studie am UKW, einen der Erstautoren der dazugehörigen Publikation in Lancet Oncology.

Bislang beschränkte Therapieoptionen

An der Studie konnten Patienten mit einem wiederkehrenden oder therapieresistenten diffusen großzelligen B-Zell-Lymphom (DLBCL) teilnehmen, die nicht für eine Stammzelltransplantation in Frage kamen. DLBCL ist eine bösartige Erkrankung des lymphatischen Systems. Diese aggressive Form des Lymphdrüsenkrebses schreitet schnell voran und ist vor allem bei einem Rezidiv sehr schwer zu behandeln.

„Für die bei der Studie selektierten Patienten bietet die CAR-T-Zell-Therapie aktuell nur in ausgewählten Fällen eine vernünftige Option“, so Einsele. Diese Therapie geht beim Rezidiv des DLBCL laut Düll einher mit einem gewissen Risikoprofil, ist komplex und zeitintensiv. Hier spielt nach seinen Worten die neue Medikamentenkombination ihre Vorteile aus. Sie erfordert keine Chemotherapie, zeigt eine sehr gute Verträglichkeit, ist sofort einsetzbar und kann ambulant gegeben werden.

Zielmolekül CD19 als Angriffspunkt

Bei der Studie erhielten die Patienten mindestens eine Dosis sowohl von Tafasitamab als auch von Lenalidomid. „Tafasitamab ist ein humanisierter, monoklonaler Antikörper in klinischer Entwicklung. Er richtet sich gegen das Zielmolekül CD19, das unter anderem auf der Oberfläche von bösartigen B-Zellen breit exprimiert wird und so einen geeigneten Angriffspunkt bildet“, erläutert Düll: „Das parallel verabreichte Lenalidomid ist ein für die Behandlung von Multiplem Myelom zugelassener Arzneistoff aus der Gruppe der Immunmodulatoren. Es stimuliert das eigene Immunsystem, um die Wirkung des Antikörpers zu verstärkten.“

Bislang unerreichte Wirksamkeit

Bei der Studie zeigten 61 Prozent der Patienten ein Ansprechen auf die Therapie und bei 43 Prozent konnte kein aktiver Tumor mehr nachgewiesen werden. Diese Ergebnisse sind vergleichbar gut wie bei der CAR-T-Zell-Therapie und ebenfalls langanhaltend.

„Diese sehr hohe Wirksamkeit geht weit über das hinaus, was man bisher beim Einsatz von Antikörpern bei aggressiven Lymphomen gesehen hat“, zeigt sich Einsele – wie viele andere Blutkrebsexperten weltweit – sehr beeindruckt. „Die Kombination von Tafasitamab und Lenalidomid wurde gerade von der US-amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA zugelassen und wird die Therapie des DLBCL entscheidend verändern“, ist sich der Würzburger Krebsexperte sicher. Düll arbeitet im Rahmen von First mind – einer weiteren Studie – bereits daran, diese Medikamentenkombination schon bei der Erstdiagnose zu testen.

Publikation

Tafasitamab plus lenalidomide in relapsed or refractory diffuse large B-cell lymphoma (L-MIND): a multicentre, prospective, single-arm, phase 2 study. Lancet Oncology 2020 Jul; 21(7):978-988. doi: 10.1016/S1470-2045(20)30225-4

Von Universitätsklinikum Würzburg

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