Medizin baut Kooperation mit Nagasaki aus
10.10.2017Der Austausch von Studierenden zwischen den Medizinischen Fakultäten von Würzburg und Nagasaki funktioniert seit Jahren. Nun soll auch in der Forschung enger kooperiert werden.
Der Würzburger Arzt und Japanforscher Philipp Franz von Siebold, der Anfang des 19. Jahrhunderts in Nagasaki Schüler um sich scharte, wäre sehr zufrieden gewesen: Zehn Professoren der dortigen Medizinischen Hochschule fanden sich am 29. und 30. September 2017 mit Würzburger Medizin-Kollegen im Welz-Haus zu einem Symposium zusammen. Dabei loteten sie neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit in der Forschung aus.
Auf diesen Gebieten soll kooperiert werden
Das Ziel: die Würzburger Kompetenz in moderner Bildgebung, Nuklearmedizin sowie Stammzellforschung und -therapie mit den Erfahrungen der Strahlenspezialisten aus Nagasaki zu kombinieren. Die dortige Medizinische Hochschule ist auf diesem Gebiet hochkarätig, schon allein wegen ihres renommierten und weltweit einzigartigen „Atomic Bomb Diseases Institute“.
Das Institut beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit den medizinischen Folgen des Atombombenabwurfs von 1945 auf Hiroshima und Nagasaki. Außerdem kooperiert es mit Kollegen in der Ukraine und Weißrussland (wo 1986 in Tschernobyl ein Atomunfall geschah) sowie in Fukushima. Im dortigen Atomkraftwerk kam es 2011 zu einem Unfall mit katastrophalen Folgen.
Andreas Buck, Leiter der Klinik für Nuklearmedizin, freut sich auf eine fruchtbare Zusammenarbeit. Die in seinem Institut vorgehaltene Auffangstation für Opfer eines Atomunfalls diente als Blaupause für die Einrichtung, die nach dem verheerenden Unfall in Fukushima geschaffen wurde.
Auch in der Grundlagenforschung über strahlenbedingte Tumorerkrankungen, zelluläre Reparaturmechanismen und Stammzellbiologie finden sich auf beiden Seiten Experten. So können Nachwuchswissenschaftler im jeweils anderen Land die neuesten Labortechniken kennenlernen und gemeinsam fortentwickeln.
Reger Austausch von Studierenden
Eine Zusammenarbeit zwischen Würzburg und Nagasaki besteht seit 1996, dem 200. Todestag des Japanforschers Philipp Franz von Siebold. Damals vereinbarten die beiden Medizinischen Fakultäten zunächst einen Studentenaustausch. Bis heute konnten auf beiden Seiten jeweils mehr als sechzig junge Mediziner Klinikalltag und Lebensweise im anderen Land kennenlernen.
Eine deutsch-japanische Erfolgsgeschichte im Geiste Siebolds – darin sind sich die beiden Dekane Matthias Frosch und Isao Shimokawa einig. Daran soll nun der Wissenschaftler-Austausch anknüpfen.