Mehr als nur ein neuer Name
21.11.2017Die Professional School of Education treibt die Lehrerbildung in Würzburg voran. Eröffnet wurde die Nachfolgeeinrichtung des Zentrums für Lehrerbildung mit einem Festakt.
Machen Computer Dozenten zu besseren Hochschullehrern? Eine Frage, die kontrovers diskutiert wird. An der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg befasst sich eine Dissertation mit diesem Thema. Gefördert wird sie durch ein Stipendium der Professional School of Education (PSE). Die unterstützt insgesamt zehn junge Doktorandinnen und Doktoranden aus den Fachdidaktiken und Erziehungswissenschaften, die sich mit Themen der Lehrerbildung und Bildungsforschung befassen.
„Professional School of Education“, so heißt die Nachfolgeeinrichtung des 2004 gegründeten Zentrums für Lehrerbildung. Am 11. November 2017 wurde die PSE mit einem Festakt an der Universität feierlich eröffnet. Dabei wurde deutlich, dass es sich bei der Neugründung um weit mehr als um eine Namensumbenennung handelt. Neu ist nicht nur, dass die PSE zehn Forschungsstellen eingerichtet hat. „Die Leitungsperson der PSE wird außerdem in die Erweiterte Universitätsleitung aufgenommen“, informierte Uni-Vizepräsident Wolfgang Riedel.
Lehrerbildung verstärkt internationalisieren
Auch um die Internationalisierung der Lehrerbildung wird sich die PSE verstärkt kümmern. Angehende Lehrerinnen und Lehrer, die einen Praktikumsplatz im Ausland suchen oder die über das EU-Programm Erasmus-plus in einem anderen Land studieren möchten, werden von Astrid Böhme vom PSE-Team unterstützt. Damit reagiert die PSE auf die Notwendigkeit, dass Lehrkräfte internationale Erfahrungen und interkulturelle Kompetenzen gewinnen müssen, um mit der Diversität in ihren Klassenzimmern gut umgehen zu können.
Die PSE trage mit ihren etablierten Projekten wie auch mit ihren neuen Aufgaben der Tatsache Rechnung, dass die Anforderungen an Lehrer immer weiter steigen, so Ministerialdirektor Herbert Püls vom Bayerischen Kultusministerium. Lehrkräfte müssen sich heute mit digitalen Medien auskennen, sie stehen vor der Herausforderung, Kinder mit Migrationshintergrund zu integrieren und auf Schüler einzugehen, die unterschiedliche Handicaps haben. Das erfordert eine sehr gute Ausbildung in Theorie und Praxis. Dabei hilft die PSE von Anfang an – also bereits bei der Entscheidung, ob der Lehrerberuf für einen jungen Menschen überhaupt in Frage kommt.
Die PSE übernimmt diese Aufgabe, indem sie ein umfangreiches Lehrangebot im freien Bereich der Lehramtsstudiengänge koordiniert. Maike Madera aus dem PSE-Team betreut diesen Bereich und verwaltet diese berufsfeldbezogenen Lehraufträge der PSE.
Theorie und Praxis intensiv verzahnen
Dorit Bosse, Professorin für Schulpädagogik an der Universität Kassel, appellierte in ihrem Festvortrag „Lehrerbildung in Deutschland“, Theorie und Praxis der Lehrerbildung intensiv zu verzahnen. Auch hier sei im Zentrum für Lehrerbildung schon eine ganze Menge geschehen, erläuterte PSE-Gründungsdirektor Thomas Trefzger: „Unsere alljährlichen Herbsttagungen sind ein Vorzeigeprojekt für die Zusammenarbeit zwischen Universität und Schulen.“ Ebenso vorbildlich sei die vor sechs Jahren gestartete Initiative „Lehr:Werkstatt“. Hier begleitet ein „Lehr:Mentor“ genannter Lehrer einen „Lehr:Werker“ genannten Studierenden über ein ganzes Schuljahr hinweg.
„Ich hatte mich seit meinem Referendariat nie mehr so intensiv über das Unterrichten ausgetauscht“, erklärte Frank Finkenberg, Physiklehrer am Würzburger Deutschhaus-Gymnasium, der einen Lehr:Werker aufnahm. Nicht nur die Lehr:Werker, sondern auch die Lehr:Mentoren profitieren nach seiner Überzeugung von dieser besonderen Kooperation. So sind die begleitend angebotenen Kompetenzworkshops auch für Lehrkräfte offen.
Studieninteressierte gut beraten
Gut tue die PSE daran, großen Wert auf die Studienberatung zu legen, unterstrich Festrednerin Dorit Bosse. Zwar glauben junge Menschen, keinen Beruf so gut zu kennen wie den des Lehrers: „Schließlich waren sie bis zu 13.000 Stunden an der Schule.“ Dabei haben sie jedoch nur den unterrichtenden Lehrer kennen gelernt. Was alles „backstage“ passiert, angefangen von der Schulentwicklung über das Engagement in Steuergruppen bis hin zu Elternabenden, ist ihnen fremd.
Dass junge Menschen mit dem Berufswunsch „Lehrer“ von Anfang an ein realistisches Berufsbild erhalten, dafür sorgt PSE-Geschäftsführer Matthias Erhardt mit seiner Studienberatung, bei der er von Lore Koerber-Becker unterstützt wird. Sie organisiert auch die unterschiedlichen Informationsveranstaltungen und ist federführend für das Projekt Lehr:Werkstatt verantwortlich.
PSE-Kolleg für die Promovierenden
Während Erhardts Aufgabe vor allem im Bereich der Lehrerbildung und der Kooperation mit den inner- und außeruniversitären Partnern in diesem Bereich liegt, zeichnet Katja Weirauch als stellvertretende Geschäftsführerin vor allem für den Bereich der Forschungsförderung verantwortlich. Sie führt das Promotionskolleg der PSE und organisiert Forschungsworkshops für die Promovierenden. Die PSE versteht sich insgesamt als Querstruktur an der JMU, um Forschungsinteressen im Bereich der Bildungsforschung aus den verschiedenen Fakultäten zu bündeln und den Austausch zwischen den Lehrerbildnern der Universität zu ermöglichen.
PSE-Rat bestimmt die Ziele
Das institutionelle Gremium, das die Zielsetzungen der PSE bestimmt, ist der PSE-Rat. Ihm gehören alle lehrerbildenden Fakultäten sowie die Vertreter der Schulbehörden in einem paritätischen Verhältnis an. Der Rat wird von einem Vorstand geleitet, dem der Direktor sowie ein Mitglied der Universitätsleitung angehören.
Kristin Hofmann als Sekretärin hält die PSE mit ihren Gremien und Arbeitsbereichen am Laufen. Sie wirkt im Hintergrund bei den vielfältigen organisatorischen Aufgaben mit und ist besonders bei der semesterweise stattfindenden Lehramtsabsolventenfeier gefordert.