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Mein Blick, dein Blick ...

18.10.2016

Wie erlebt eigentlich ein Autist den Alltag in der Schule? Warum reagiert er manchmal so ganz anders als die meisten Kinder? Und was bedeuten seine Reaktionen? Eine neue Broschüre erläutert die autistische Perspektive und wendet sich damit speziell an Schüler von Regelschulen.

Klar: Die Mannschaft, die beim Völkerball-Turnier gewonnen hat, freut sich natürlich riesig und feiert den Sieg so ausgelassen wie lautstark. „Die Lautstärke stört mich und alle wollen, dass ich mich auch so freue. Es ist für mich aber angenehmer, wenn ich den Trubel nicht mitmachen muss“: So könnte ein autistisches Kind die Situationen empfinden.

Wie erleben Schüler mit Autismus verschiedene schulische Situationen? Dieser Frage geht eine neue Broschüre nach, die Studierende der Universität Würzburg im Sommersemester 2016 im Seminar „Inklusion von Kindern mit Autismus-Spektrum-Störung (ASS) in Regelschulklassen“ gemeinsam mit der Dozentin Birgit Carl erstellt haben. An 17 Beispielen aus dem Alltagsleben einer Schule zeigen sie, dass autistische Menschen eine veränderte Wahrnehmung haben und somit viele Situationen gänzlich anders erleben als Kinder ohne Autismus.

Unterstützung von einem Autisten

Das Besondere dabei: Die Studierenden wurden beim Einnehmen der autistischen Perspektive von Pablo unterstützt. Pablo ist Autist und besucht die zehnte Klasse eines Gymnasiums. Er hat mit den Studierenden die Vorschläge diskutiert und seine Sichtweise als Autist dargestellt.

Während also beispielsweise viele Kinder Gruppenarbeit spannend und lustig finden, weil sie dabei eigene Ideen einbringen können, schreckt Pablo daran ab, dass es meist laut und unstrukturiert zugeht. Er möchte lieber eine Aufgabe zugeteilt bekommen und diese alleine bearbeiten. Das liegt daran, dass Autisten „ungefiltert wahrnehmen. Was so harmlos klingt, ist im Alltag oft nur schwierig zu verkraften, da man als Autist ausnahmslos alle Eindrücke wahrnimmt“, so Pablo.

In einem Klassenzimmer mit offenen Fenstern führe dies zu einer Reizüberflutung – einem sogenannten Overload. Die Folge davon beschreibt Pablo so: „Ein sogenannter Meltdown, welcher das Autismus-Phänomen der Medien schlechthin ist. Hierbei handelt es sich um eine Art Wutausbruch, der besonders dann zum Vorschein tritt, wenn ein Autist einen Overload hat, ohne eine Rückzugsmöglichkeit zu besitzen“.

Kontakt

Birgit Carl, birgit.carl@uni-wuerzburg.de

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