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Mindestens einmal ins Theater gehen

31.01.2017

Sie bringen Flair aus aller Welt auf den Campus: Mehr als 2.600 ausländische Studierende sind in diesem Semester an der Uni eingeschrieben. Eine davon ist die Germanistikstudentin Jianyu Jiao aus China. Hier erzählt sie, was an Deutschland ungewohnt für sie ist.

Die chinesische Studentin Mia vor dem Hörsaalgebäude Z6 auf dem Hubland-Campus der Uni Würzburg. Foto: Lena Köster
Mia kommt aus Changchun und verbringt das dritte Jahr ihres Germanistik-Bachelorstudiums an der Universität Würzburg. (Foto: Lena Köster)

Alleine in einem Zimmer wohnen, das ist Jianyu Jiao nicht gewohnt. „Zuhause wohnen wir zu viert in einem Zimmer“, erzählt die Sprachstudentin, die sich hier Mia nennt. „Den Namen habe ich mir selbst ausgesucht; er ist kurz und einfach zu merken“, erklärt sie.

Überhaupt unterscheidet sich das deutsche Studentenleben sehr von dem in China. „Unter der Woche studieren wir, am Wochenende kümmern wir uns ehrenamtlich um ältere Menschen“, erklärt Mia. Freizeit bleibt ihr da nicht viel. Umso besser gefällt ihr das Leben in der Universitätsstadt Würzburg: Während sie unter der Woche intensiv Sprachkurse besucht, kann sie am Wochenende endlich ihrem liebsten Hobby nachgehen: dem Reisen.

Würzburg begeistert durch Internationalität

Gemeinsam mit Mia hatten sich zwei weitere chinesische Studentinnen von der Uni Changchun für das Austauschprogramm mit der Uni Würzburg qualifiziert. „Wir kennen uns schon von zuhause und unternehmen auch hier viel zusammen, aber dabei sprechen wir immer deutsch“, erklärt die Studentin. Für sie ist es besonders wichtig, ihre Sprachkenntnisse so weit wie möglich zu verbessern.

Am meisten freut sie sich über die internationalen Freundschaften, die sie im Zentrum für Sprachen schließen konnte. „An meiner Fakultät ist die Universität Würzburg für ihre lange Tradition, ihre Persönlichkeiten und ihre Internationalität bekannt“, berichtet die Chinesin.

Nach fast fünf Monaten an der Uni Würzburg fühlt sie sich inzwischen bestens aufgehoben. Vor allem das Angebot der Germanistik für Programm- und Austauschstudierende hat sie überzeugt: Im Seminar „Gaststube“ habe sie bereits viel über die Kultur und Gesellschaft Deutschlands gelernt. Am besten hat Mia der gemeinsame Ausflug ins Theater Chambinzky gefallen. „Man muss mindestens einmal ins Theater gehen“, rät sie allen Austauschstudenten.

Am Geburtstag nach Deutschland

An seinem 21. Geburtstag in ein Land reisen, das knapp 8000 Kilometer von der Heimat entfernt liegt? Mia hat diesen Schritt gewagt. Ende August 2016 nimmt sie den weiten Weg von Changchun im Nordosten Chinas bis nach Würzburg auf sich. Am 1. September kommt sie ganz alleine in Deutschland an.

„Das war am Anfang ganz schön einsam“, erzählt Mia. Hier in Würzburg wohnt sie zum ersten Mal ganz alleine. Einen Vorteil hat das jedoch: „Man wird eigenständig“, sagt die Sprachstudentin. Einsam blieb Mia nicht lange. „Im Sprachenzentrum habe ich viele neue Leute kennengelernt“, erzählt sie glücklich. Am liebsten lädt sie ihre neuen Freundinnen zum Essen ein. Nacheinander ist jeder mal dran und so kann Mia nicht nur ihre chinesischen Kochkünste weitergeben, sondern kommt auch in den Genuss der türkischen und vieler anderen Küchen.

Weihnachten in Deutschland

Ein richtiges Weihnachtsfest mit Tannenbaum, Weihnachtsschmuck und Christmette? Das kennt Mia so nicht. „In China ist das Frühlingsfest das wichtigste Fest“, erklärt sie, „Weihnachten wird bei uns nicht wirklich gefeiert“. Umso mehr hatte Mia sich über das Angebot gefreut, Weihnachten und Neujahr mit einer deutschen Gastfamilie feiern zu dürfen. Zwölf Tage verbrachte sie in Bretzfeld, Baden-Württemberg. „Am Heiligen Abend haben wir Fisch gegessen und Geschenke ausgetauscht“, erinnert sich die Studentin. „Ich bin immer noch begeistert“, sagt sie strahlend.

Auch Neujahr, ein Zirkus- und ein Kinobesuch bleiben ihr im Gedächtnis. Im Vergleich zu ihrem Heimatland China hat sie schon viele Unterschiede festgestellt. „Ich war ganz verwundert: Im Kino waren auch ältere Menschen!“, erzählt sie lachend. „Zuhause ist das nur etwas für junge Menschen“, erklärt Mia, „die ältere Generation schaut lieber Fernsehen oder liest ein Buch“.

Endlich Reisen

Während ihres Aufenthaltes in Deutschland hat Mia ein neues Hobby für sich entdeckt. „Ich reise total gerne“, schwärmt die 21-Jährige. Aufgrund der großen Entfernungen ist das in China für sie kaum möglich. Auch Freizeit hat sie zuhause nicht viel. Hier in Würzburg kann sie nun endlich auf Entdeckungstour gehen und so erkundet sie mit ihren Freundinnen alle nahegelegenen Städte. Aber nicht nur das Umland fasziniert Mia. Würzburg gefällt ihr ganz besonders gut. „So viele schöne Sehenswürdigkeiten“, schwärmt sie.

Zum Schluss hat sie noch einen Ratschlag für ausländische Studierende, die Deutsch lernen wollen: „Übung macht den Meister!“. Während viele junge Leute während des Auslandsaufenthalts eher schüchtern und zurückhaltend sind, hat sich Mia für das Gegenteil entschieden. „Man muss rausgehen und mit so vielen Leuten wie möglich sprechen“, weiß die chinesische Austauschstudentin und ist froh, durch ihre offene Art in Würzburg schnell Anschluss gefunden zu haben.

Ihre Pläne für die Zukunft? „Vielleicht werde ich an einer Universität als Deutschlehrerin unterrichten. Wenn ich die Gelegenheit bekomme, ein anderes Fach zu studieren, dann würde ich gerne im Bereich der Automobilindustrie arbeiten“, sagt Mia.

Kleine Serie über ausländische Studierende

In den kommenden Wochen stellt einBLICK in loser Folge ausländische Studierende der Universität Würzburg vor. Als nächstes ist Giulia Marcuzzi aus Italien an der Reihe, die ebenfalls Deutsch studiert.

Von Lena Köster

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