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Mit digitalen Medien kompetent lehren und lernen

04.05.2021

Wie nutzen Lehrkräfte digitale Medien im Unterricht? Wie kann Lehren und Lernen mit ihnen gelingen? Diesen Fragen geht ein Forschungsprojekt an der Uni Würzburg nach. Ziel ist, die Digitalkompetenz von Lehrkräften zu verbessern.

Ein digital gestützter Unterricht setzt Kompetenzen voraus, die erlernt und geübt werden müssen. Sie zu vermitteln, ist Ziel eines neuen Forschungsprojekts.
Ein digital gestützter Unterricht setzt Kompetenzen voraus, die erlernt und geübt werden müssen. Sie zu vermitteln, ist Ziel eines neuen Forschungsprojekts. (Bild: pinstock / iStockphoto.com)

Es war schon vorher immer mal wieder Thema, doch die Coronapandemie mit ihren gravierenden Auswirkungen auf den Unterricht hat der Diskussion einen gewaltigen Schub gegeben: Beim Einsatz digitaler Medien zeigen sich an deutschen Schulen enorme Defizite. Die Gründe dafür sind vielfältig: Häufig fehlt es an der technischen Ausstattung – ein Problem, an dem Bund, Länder und Kommunen seit gut einem Jahr arbeiten, indem sie viel Geld für Laptops, interaktive Tafeln und Software zur Verfügung stellen.

Schwieriger zu beheben – vor allem in der Kürze der Zeit –, ist ein weiteres Problem: der Mangel an Digitalkompetenz bei Lehrkräften. Nur wenige von ihnen sind durch Studium, Referendariat oder Fortbildungen ausreichend auf einen pädagogisch-didaktisch sinnvollen Einsatz digitaler Medien sowohl im Distanz- als auch im Präsenzunterricht vorbereitet.

Digitale Technik schon in der Grundschule

Das zu ändern, ist das Ziel eines neuen interdisziplinären Forschungsprojekts an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU). Sein Name: „Digitalkompetenz als Mindset – Professionalisierung der Digitalkompetenzen von Lehrkräften”. Verantwortlich dafür sind die Medienpsychologinnen Dr. Astrid Carolus und Catharina Münch sowie die Professorin Sanna Pohlmann-Rother, Leiterin des Lehrstuhls für Grundschulpädagogik und Grundschuldidaktik. Das Bayerische Forschungsinstitut für Digitale Transformation (bidt) fördert eine Anschubfinanzierung für das Projekt mit rund 57.000 Euro.

„Ein digital gestützter Unterricht setzt Kompetenzen voraus, die erlernt und geübt werden müssen, bevor sie in die Unterrichtsgestaltung gewinnbringend einfließen können“, sagt Sanna Pohlmann-Rother. Gefordert seien dabei nicht nur weiterführende Schulen wie Gymnasien oder Realschulen. Sie ist überzeugt davon, dass bereits Kinder im Grundschulalter auf den Umgang mit digitalen Medien vorbereitet werden müssen.

Weil der Bildungsstand und die Nutzungsgewohnheiten digitaler Medien in Familien stark variieren, sieht sie es gerade in der Grundschule als wichtige Aufgabe an, allen Kindern einen pädagogisch begleiteten und reflektierten Medienumgang zu eröffnen und ihnen so Medienkompetenz zu vermitteln. Das erfordere eine medienerzieherische und bildungsbezogene Begleitung durch die Lehrkräfte.

Lehrkräfte und Studierende sehen Entwicklungspotentiale

Damit dies gelingt, müssten Lehrkräfte auf der einen Seite über die notwendige technische Kompetenz verfügen – also wissen, wie sie die entsprechenden Geräte bedienen. Auf der anderen Seite benötigen sie die entsprechenden pädagogischen und didaktischen Kompetenzen für einen erfolgreichen Unterricht. „In beiden Bereichen weisen sowohl berufstätige Lehrkräfte als auch Lehramtsstudierende Nachholbedarf auf, wie aktuelle Studien zeigen“, so Pohlmann-Rother.

„Digitale Kompetenz“ zielt übrigens nicht nur auf Lehrkräfte ab. Schließlich sind der pädagogisch sinnvolle Einsatz digitaler Medien im Unterricht und die kritische Betrachtung von Medienangeboten auch Voraussetzung dafür, Kinder in die Lage zu versetzen, diese Medien sinnvoll zu nutzen. „Aus pädagogischer Perspektive gilt es also, Schülerinnen und Schüler auf ein verantwortungsbewusstes und selbstbestimmtes Handeln in einer von digitalen Medien geprägten Welt vorzubereiten“, so die Professorin.

Der Blick auf digitale Medien weitet sich

Dieses Problem jetzt anzugehen: Dafür sei die Coronapandemie ein guter Zeitpunkt, finden die Wissenschaftlerinnen. „Digitale Medien werden seit ihrem Einsatz im Fernunterricht nicht mehr reflexartig im Lichte drohender Gefahren insbesondere für die jungen Nutzerinnen und Nutzer diskutiert“, sagt Astrid Carolus. Stattdessen werde immer häufiger ihr Potenzial als „Werkzeuge mit pädagogischem Mehrwert“ betont, deren Einsatz Chancen für den Unterricht bieten.

Auch das Smartphone habe inzwischen einen besseren Ruf: Vom Störfaktor im Klassenzimmer, der mit Verboten auf Distanz gehalten wurde, werden jetzt auch die Potenziale als Kommunikations- und Arbeitsinstrument analysiert. „Selbst die Nutzung von Videoclips, Apps und digitalen Plattformen sowie Messenger-Diensten durch die Schülerinnen und Schüler wird nicht mehr nur auf die Faktoren Unterhaltung, Zeitvertreib, Zeitverschwendung oder Sucht reduziert, sondern im Sinne pädagogischer Potenziale erörtert“, ergänzt Catharina Münch. Diese für viele Lehrkräfte veränderte Perspektive auf digitale Medien und Medieninhalte im Kontext von Schule und Unterricht sehen die Wissenschaftler deshalb als „einzigartiges Momentum“.

Ein Fortbildungskonzept für eine digitalisierte Welt – Lehrkräftebildung vernetzen

Ziel des jetzt gestarteten Forschungsprojekts ist es, in einem ersten Schritt den Status Quo der Digitalisierungsaktivitäten von Lehrkräften genau zu erfassen. Anschließend wollen die Wissenschaftlerinnen herausfinden, wo die Hürden der Digitalisierung aus Sicht der Lehrkräfte liegen, welche Fortbildungsangebote ihnen fehlen und welche Unterstützung sie benötigen, um diese Hürden zu überwinden.

Basierend auf diesen Ergebnissen will das Team im zweiten Schritt ein Fortbildungskonzept entwickeln, das Lehrkräfte auf die Anforderungen vorbereitet, die eine digitalisierte Welt an Lehren und Lernen stellt. Zentrales Element dabei ist die Vernetzung der verschiedenen Phasen der Lehrkräftebildung. „Wir planen, Tandems aus Studierenden und Lehrkräften zu bilden, die voneinander profitieren können“, sagt Sanna Pohlmann-Rother. Während Lehrkräfte Studierenden über Schulbesuche Einblicke in die Praxis ermöglichen, bringen Studierende wissenschaftlichen und medienkompetenten Input mit. Sie können Lehrkräften beispielsweise spezielle Techniken und Verfahren in den Laboren der Universität vorstellen und gemeinsam mit ihnen ausprobieren.

Im dritten Schritt werden diese Maßnahmen evaluiert und weiterentwickelt, bevor diese dann ihren Weg in die Praxis finden sollen.

Die bewilligten Mittel sind als Anschubfinanzierung zunächst auf neun Monate angelegt. Die vorbereitenden Arbeiten und die aus dem Projekt gewonnenen Erkenntnisse sollen dazu dienen, einen Folgeantrag zu erstellen. Ziel der Wissenschaftlerinnen ist es, ein Drittmittelprojekt mit einer längeren Laufzeit und einem umfangreicheren Rahmen zu beantragen.

Kontakt

Dr. Astrid Carolus, Lehrstuhl für Medienpsychologie, T: +49 931 31-82813, astrid.carolus@uni-wuerzburg.de

Prof. Dr. Sanna Pohlmann-Rother, Lehrstuhl für Grundschulpädagogik und Grundschuldidaktik,
T: +49 931 31-86856, sanna.pohlmann-rother@uni-wuerzburg.de

Von Gunnar Bartsch

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