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Mit Erasmus in Italien

29.03.2022

Unzufrieden mit der Prüfungsnote? Dann lehn sie ab und mach die Prüfung nochmal. So funktioniert es in Mailand. Das und mehr hat den Erasmus-Studenten Markus Wissel überrascht.

Student Markus Wissel (l.) mit Besuch aus Deutschland auf dem Dach des Mailänder Doms.
Student Markus Wissel (l.) mit Besuch aus Deutschland auf dem Dach des Mailänder Doms. (Bild: Markus Wissel)

Markus Wissel studiert katholische Theologie an der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg. Seit September 2021 ist er mit dem europäischen Austauschprogramm Erasmus in Italien: Er legt zwei Semester in Mailand ein, an der privaten Università Cattolica del Sacro Cuore – und ist bislang sehr begeistert von dieser Uni.

Andere Länder und andere Bildungssysteme sind immer für Überraschungen gut. Markus hatte zum Beispiel in keinster Weise erwartet, dass mündliche Prüfungen an seiner italienischen Uni öffentlich und damit auch sehr transparent ablaufen. Geprüft werden mehrere Studierende gleichzeitig. Wenn einer an der Reihe ist, bleiben die anderen im Raum. Es kann aber auch sonst jede Person zur Prüfung dazukommen, die sich dafür interessiert – andere Dozenten, andere Studierende, sogar völlig Fremde.

Damit hörten die Überraschungen in Mailand noch nicht auf. „Wer mit seiner Prüfungsnote nicht zufrieden ist, kann sie ablehnen. Dann muss die Prüfung wiederholt werden. Und wiederholen kann man, so oft man will“, erzählt der Würzburger Theologiestudent.

Ein weiterer Unterschied zum Studium an der JMU: „Viele ECTS-Punkte gibt es für das Selbststudium, das in erheblichem Umfang verlangt wird.“ Das heißt: Die Studierenden bekommen in Lehrveranstaltungen gesagt, welche Literatur sie zusätzlich zum behandelten Stoff lesen sollen. Und diese Inhalte werden in den Prüfungen dann mit abgefragt.

Mit guter Planung ins Auslandsjahr

Auf sein Auslandsstudium hat sich Markus gut vorbereitet. Schon als Erstsemester informierte er sich bei einem Erasmus-Abend seiner Fakultät über die Möglichkeiten, die ihm in Italien offenstehen. Ab dem dritten Semester belegte er Italienischkurse am Zentrum für Sprachen der JMU. Und bevor er für das siebte und achte Semester nach Mailand ging, klärte er mit dem Erasmus-Koordinator der Fakultät ab, welche Vorlesungen und Seminare die Uni Würzburg ihm anrechnet.

Als Erasmus-Student muss man die im Ausland eventuell anfallenden Studiengebühren nicht bezahlen – an der privaten Uni in Mailand würden sonst 3.000 bis 5.000 Euro im Jahr fällig, je nach Einkommen der Eltern. Außerdem gewährt das Erasmus-Programm einen Zuschuss zu den Lebenshaltungskosten. Für Italien sind das aktuell 390 Euro im Monat.

Italienische Gastfreundschaft erlebt

Weil Markus nicht in einer „Erasmus-Blase“ landen wollte, hat er sich einen Platz in einer WG organisiert. Seine fünf Mitbewohner sind Italiener; die WG legt großen Wert auf ein Gemeinschaftsleben. Auch dadurch konnte der Würzburger Student tief in die italienische Kultur eintauchen – und beispielsweise erleben, dass man in Italien im Umgang miteinander sehr direkt und emotional ist.

Ein Mitbewohner hatte ihn für ein paar Tage mit zu seinen Eltern eingeladen, nach Rimini. Dort konnte Markus eine sehr ausgeprägte Gastfreundschaft kennenlernen. Die Bilanz nach einem Semester: „Ich habe Freundschaften geschlossen und gute Kontakte geknüpft. Auch bei meinen Ausfahrten mit dem Rennrad hatte ich viele schöne Begegnungen.“

Eine andere Kultur erleben, seinen Horizont erweitern: Das passiert, wenn man längere Zeit im Ausland verbringt. Natürlich hat Markus auch seine Italienisch-Kenntnisse stark verbessert, und das nicht nur durch das WG-Leben. Er absolviert alle Lehrveranstaltungen und Prüfungen in italienischer Sprache. „Das ist eine sehr gute Lernerfahrung, sich in einem unbekannten Feld mit einer anderen Sprache zurechtzufinden und zu organisieren“, sagt er.

Pastoralreferent als Berufsziel

Wenn Markus im Herbst 2022 zurück in Würzburg ist, will er sein Magisterstudium der katholischen Theologie an der JMU abschließen und sich dann als Pastoralreferent bewerben.

Diesen Beruf kann man einerseits in Pfarreien oder anderen kirchlichen Organisationseinheiten ausüben. Dort eröffnet sich ein vielseitiges seelsorgerisches Tätigkeitsfeld: Vorbereitungen auf Erstkommunion und Firmung, Trauergespräche und mehr. Andererseits kann man sich auf besondere Bereiche der Seelsorge spezialisieren, etwa in der Jugendarbeit, in Krankenhäusern, bei der Polizei oder in Gefängnissen.

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Von Robert Emmerich

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