Museen im Wandel
14.09.2021Ein Studium der Museologie ist derzeit besonders spannend. Woran das liegt? „Es ist aktuell vieles in Bewegung in der Museumslandschaft“, sagt Studentin Esther Kaack.
In Museen genießt das gehobene Bürgertum die dargebotene Kunst, schwelgt in der Geschichte und gibt seiner Bildung den letzten Schliff. So stellen sich das manche Leute vielleicht noch vor. Die Realität sieht eher anders aus. Die Museumslandschaft ist im Umbruch. Sie öffnet sich zunehmend der Digitalisierung, setzt verstärkt auf Inklusion und die Einbindung der Bevölkerung.
„Museen sind keine verstaubten Orte. Sie verstehen sich als Räume des Austauschs für ein vielfältiges Publikum, nicht nur für bildungsstarke Menschen,“ sagt Esther Kaack, die an der Universität Würzburg Museologie studiert.
Das Historische Museum Frankfurt zum Beispiel setze stark auf Partizipation. „Dort werden für Ausstellungen auch ganz normale Menschen mit ins Boot geholt. Sie arbeiten an den Inhalten und an der Gestaltung mit, und es geht dabei um unterschiedlichste Themen, etwa um Alltagserfahrungen mit Rassismus oder ganz schlicht ums Gärtnern“, erzählt die Studentin.
Wissen modern und zielgruppengerecht vermitteln
Mit solchen Trends der Museumsarbeit befassen sich die Studierenden im Würzburger Museologie-Bachelor. Sie lernen auch, wie Objekte ihren Weg ins Museum finden, wie sie dort inventarisiert, aufbewahrt und präsentiert werden. Und sie erfahren, was bei der Gestaltung von Ausstellungen heutzutage wichtig ist – etwa wie man Wissen modern und zielgruppengerecht vermitteln kann.
Bei den Exkursionen lernen die Studierenden unterschiedlichste Museen kennen. Und das nicht nur in Würzburg und Umgebung: Die Mehrtagesexkursionen der Museologie führten beispielsweise schon nach Amsterdam und Norditalien.
„Unser Professor Guido Fackler hat extrem gute Kontakte in die Museumslandschaft“, sagt Esther. Da komme es dann schon vor, dass die Studierenden von der Museumsleitung höchstselbst empfangen und geführt werden. Dadurch bieten sich noch einmal ganz andere Einblicke als bei einer normalen Publikumsführung.
Digitaler Wandel: Medientische und immersive Räume
Ein großes Thema im Studium ist der digitale Wandel. Texttafeln galten lange Zeit als „das“ Medium der Wissensvermittlung schlechthin. „Diese Art der Frontalpräsentation hat sicher ihre Vorteile. Aber nach dem Lesen mehrerer Texttafeln ist die Aufmerksamkeit dann doch nicht mehr so groß“, erklärt die Würzburger Studentin.
Besser zur Wissensvermittlung geeignet seien zum Beispiel digitale Systeme, bei denen die Besucherinnen und Besucher die Informationen zu den Ausstellungsstücken aktiv abfragen, etwa durch Tippen auf einen Screen. Ebenfalls im Trend, um auf lockere Weise Wissen zu vermitteln: Medientische, an denen Spiele oder Rätsel geboten werden. Oder immersive Räume, in denen Kunstwerke an die Wände projiziert werden, sich dort bewegen und vielleicht noch mit Audioelementen kombiniert werden. Das Publikum taucht dort regelrecht in Erlebniswelten ein.
Jede Menge Nebenfächer stehen zur Auswahl
Wer sich für solche Themen begeistern kann, dürfte im Studiengang Museologie gut aufgehoben sein. Warum sich Esther, die aus Schleswig-Holstein stammt, für die Uni Würzburg entschieden hat?
Als mögliche Studienorte hatte sie Berlin, Leipzig und Würzburg recherchiert. „Das Würzburger Konzept machte auf mich den stimmigsten Eindruck“, sagt sie.
Denn: Museologie wird hier mit einem Nebenfach studiert. Und dafür stehen in Würzburg jede Menge Fächer zur Auswahl. Esther entschied sich für Geschichte. Möglich sind auch Kunstgeschichte, Europäische Ethnologie oder Digital Humanities. Biologie oder Political and Social Studies und weitere Fächer kommen ebenfalls in Frage.
Gute Studierende werden gefördert
Auch die Atmosphäre im Studium gefällt Esther: „Es ist familiär und überschaubar; die Dozentinnen und Dozenten kennen uns Studierende. Und wer gute Leistungen bringt, wird auch gefördert.“
Ihre berufliche Zukunft sieht die Studentin in einem historisch ausgerichteten Museum. Neben Tätigkeiten in Museen und Gedenkstätten eröffnen sich den Absolventinnen und Absolventen unter anderem Optionen im Kunsthandel oder in Galerien. Doch bevor es an die Stellensuche geht, will Esther Kaack einen Master-Abschluss machen. „Mit Blick auf die spätere Gehaltsklasse würde ich das auch allen anderen empfehlen.“