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Museum der Universität wieder geöffnet

02.06.2020

Der Corona-Lockdown hat auch vor dem Würzburger Universitätsmuseum nicht haltgemacht. Gleich zwei ambitionierte Sonderausstellungen waren wochenlang geschlossen. Nun freuen sich die Museumsdirektoren wieder auf Besucher.

Auch ästhetisch ein Genuss: Blick in die Ausstellung „Im Netz des Sichtbaren“.
Auch ästhetisch ein Genuss: Blick in die Ausstellung „Im Netz des Sichtbaren“. (Bild: Janina Kürschner)

Die Einschränkungen des öffentlichen Lebens im Zuge der Corona-Pandemie haben auch das Martin von Wagner Museum der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg schwer getroffen. Das ist umso misslicher, als erst zwei Wochen vor der Schließung Mitte März eine Sonderausstellung eröffnet worden war, für die sich ein junges Kuratorenteam außerordentlich stark engagiert hatte. Im Widerspruch zum Titel „Im Netz des Sichtbaren“ war diese Ausstellung zwei Monate lang nicht zu sehen und fristete – trotz eines rasch und hochprofessionell produzierten virtuellen Rundgangs – ein geisterhaftes Dasein in der Gemäldegalerie.

In der Antikensammlung ereilte die Ausstellung „Mus-Ic-On! – Klang der Antike“ dasselbe Schicksal. Sie war allerdings schon Anfang Dezember eröffnet worden und hatte von Beginn an – auch wegen des erheblichen Medienechos – großes Publikumsinteresse auf sich gezogen, das dann schlagartig abbrach. Beide Ausstellungen waren auch in finanzieller Hinsicht ungewöhnlich aufwändig, weshalb die ausbleibenden Besucher noch einmal besonders schmerzten.

Seit dem 12. Mai sind nun Antikensammlung und Gemäldegalerie wieder geöffnet. Die Direktoren des Museums und die Kuratorinnen und Kuratoren der Ausstellungen hoffen, dass in der verbleibenden Zeit noch möglichst viele Interessierte den Weg in die Ausstellungen finden. Beide verfolgen sehr ungewöhnliche Konzepte und bieten Erlebnisse, wie sie im Martin von Wagner Museum bisher nicht einmal ansatzweise möglich waren.

Musikkulturen der Antike im Blick

„Mus-Ic-On!“ wagt einen Jahrtausende überspannenden Blick auf die Musikkulturen des Alten Orients, Ägyptens, Griechenlands und Roms. Man könnte auch sagen, in der Ausstellung erschließe sich die Vor- und Frühgeschichte der abendländischen Musik.

Zahlreiche Leihgaben aus dem In- und Ausland lassen über alle Sinne verstehen, wie die Antike geklungen haben mag. Wer „Mus-Ic-On“ besucht, darf nämlich nicht nur Anschauungsunterricht zur konkreten Funktion der Musik anhand von Vasenbildern oder Reliefs erwarten, sondern auch an spielbaren Nachbauten antiker Musikinstrumente selbst aktiv in die antiken Klangwelten eintauchen. „Das viel strapazierte Schlagwort der ‚Mitmachausstellung‘ erfährt hier endlich eine sinnvolle Deutung“, schrieb die Frankfurter Allgemeine Zeitung in einer begeisterten Rezension.

Nun hofft das Museum wieder auf möglichst viele Besucherinnen und Besucher. Immerhin: „Mus-Ic-On!“ ist noch bis 12. Juli 2020 geöffnet.

Website von Mus-Ic-On

Was wir sehen und was nicht

Demgegenüber muss man sich für „Im Netz des Sichtbaren“ ein wenig beeilen. Zwar ist diese Ausstellung um drei Wochen verlängert worden, doch am 21. Juni 2020 geht sie definitiv zu Ende, weil in der Gemäldegalerie dann Folgeprojekte drängen.

Wer sie besucht, wird mit sehr grundsätzlichen Gedanken darüber konfrontiert, was wir sehen und was nicht. Sehen wir alle gleich? Ist für alle dasselbe sichtbar? Welcher Blick wurde uns anerzogen? Und was bleibt uns verborgen? Mit diesen Fragen passt die Ausstellung hervorragend zum Röntgen-Jubiläumsjahr, denn auch Wilhelm Conrad Röntgen holte ja Unsichtbares in die Sichtbarkeit. Durch beziehungsreiche Sichtachsen, durch sorgsame Objektauswahl und -inszenierung, durch innovatives Ausstellungsdesign entstehen veritable „Blick-Erzählungen“.

In vier Themeninseln – „Wahrnehmen und urteilen“, „Sehen lernen und Sehen lehren“, „Zeigen“ und „Andere sehen“ – werden Exponate präsentiert, die auf den ersten Blick unterschiedlicher nicht sein könnten. Dermatologische Wachsmoulagen treffen auf Zeichnungen des Künstlers und Archäologen Martin von Wagner, psychologische Experimente werden mit anatomischen Studien kontrastiert, detailreiche Schulwandbilder fangen Blicke anders als das Sehen mit einer VR-Brille.

So wird Sehen als ästhetisches Erlebnis, als erzieherisches Programm und als ethische Frage sowohl thematisch vorgestellt als auch sinnlich erfahrbar. An historischen Objekten werden Strategien, Technologien und Medien der Sichtbarkeit und des Sichtbarmachens untersucht.

Dabei werden auch Sehkonventionen im gegenwärtigen Wissenschaftsbetrieb kritisch hinterfragt. Damit wird ein Teil der Gemäldegalerie auch zu einem Raum gemeinsamer Reflexion der beteiligten Disziplinen Kulturwissenschaft, Kunstgeschichte, Klassische Archäologie, Pädagogik und Psychologie. Aus ihnen stammen die fünf Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler, die diese unglaublich ideenreiche Ausstellung gemeinsam realisiert haben. Gerade weil sie so spielerisch die gewohnten Grenzen zwischen Geistes- und Naturwissenschaften überschreitet, wendet sie sich nicht zuletzt an die Angehörigen der JMU.

Virtueller Ausstellungsrundgang 

Öffnungszeiten der Ausstellungen

Mus-Ic-On – Klang der Antike: bis 12. Juli 2020 in der Antikensammlung des Martin von Wagner Museums, dienstags bis samstags 13.30 bis 17 Uhr, sonntags 10 bis 13.30 im Wechsel mit der Gemäldegalerie.

Im Netz des Sichtbaren: bis 21. Juni 2020 in der Gemäldegalerie des Martin von Wagner Museums, dienstags bis samstags 10 bis 13.30 Uhr, sonntags 10 bis 13.30 Uhr im Wechsel mit der Antikensammlung.

Bis auf Weiteres gelten im Museum die üblichen Hygienevorschriften (Mund-und-Nasenschutz tragen, Mindestabstand einhalten, beschränkte Personenzahl).

Weitere Bilder

Von Prof. Dr. Damian Dombrowski, Direktor der Gemäldegalerie

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