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Nachhilfe für Lehrkräfte im neuen G9

15.10.2024

Mit der Rückkehr zum G9 startet in diesem Schuljahr an Bayerns Gymnasium ein neues Angebot: Vertiefungskurse in der Oberstufe. Die Mathematikdidaktik der Universität Würzburg ist an deren Gestaltung intensiv beteiligt.

Die neuen Vertiefungskurse in der Oberstufe bayerischer Gymnasien sind so neu, dass auch Lehrkräfte froh sind, wenn sie dazu passende Weiterbildungsangebote besuchen können.
Die neuen Vertiefungskurse in der Oberstufe bayerischer Gymnasien sind so neu, dass auch Lehrkräfte froh sind, wenn sie dazu passende Weiterbildungsangebote besuchen können. (Bild: Nina Unshelm)

Sieben Jahre ist es her, dass die bayerische Regierung die Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium – dem sogenannten G9 – beschlossen hat. Nun kommt der erste Jahrgang der neuen G9’ler in die 12. Klasse und tritt damit in die „Qualifikationsphase der gymnasialen Oberstufe“ ein, wie es in der Ministeriumssprache heißt. Er wird damit auch mit dem ersten Durchlauf der sogenannten neuen Vertiefungskurse konfrontiert. Neu ist dieses Angebot allerdings nicht nur für Schülerinnen und Schüler. Auch Lehrkräften stellt sich damit eine neue Herausforderung.

Veränderungen im Lehrplan des Gymnasiums

„Mit der Verlängerung der gymnasialen Schulzeit haben sich auch das Curriculum und insbesondere die Struktur der Oberstufe geändert“, erklärt Professor Hans-Stefan Siller, Inhaber des Lehrstuhls für Mathematik V – Didaktik der Mathematik der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU). Lehrkräfte an bayerischen Gymnasien lehren deshalb nun neue Inhalte und geben vertiefte fachliche Einblicke im Rahmen dieser Vertiefungskurse in Deutsch und Mathematik.

Das Problem dabei: „Vielen Lehrkräften sind die hierfür notwendigen Inhalte und Kenntnisse teilweise nur noch vage aus der eigenen und manchmal weit zurückliegenden Studienzeit bekannt“, sagt Hans-Stefan Siller. Nötig seien deshalb neue Schulbücher, neue Materialien und Möglichkeiten zur Weiterbildung insbesondere für die gymnasiale Oberstufe.

An der Entwicklung der entsprechenden Materialien arbeitet der Lehrstuhl für Mathematik V – Didaktik der Mathematik intensiv mit. Siller engagiert sich beispielsweise auf Ebene der Kultusministerkonferenz in einem Facharbeitskreis, der an einem Konzept arbeitet, wie der Lernbereich „Globale Entwicklung“ in der gymnasialen Oberstufe im Fach Mathematik integriert werden kann. „Unser Ziel ist es, das Thema ‚Bildung für nachhaltige Entwicklung‘ mit einer globalen Perspektive in Schule und Unterricht zu verankern“, sagt der Mathedidaktiker. Im Arbeitskreis soll dafür ein Bezugsrahmen für die Entwicklung der neuen Lehrpläne und Fachkapitel für mögliche Unterrichtsthemen erarbeitet werden.

Weiterbildungsangebot für Lehrkräfte

Darüber hinaus unterstützt der Lehrstuhl Lehrkräfte bei der Umsetzung der neuen Vertiefungskurse im Fach Mathematik mit einem speziellen Weiterbildungsangebot an drei, über das Schuljahr verteilten, kostenlosen Fortbildungstagen.

Der erste dieser Tage hat Anfang Oktober stattgefunden; mehr als 40 Lehrkräfte haben daran teilgenommen. Mit ein Grund für die rege Nachfrage sei die Tatsache, dass die Weiterbildungsmöglichkeiten zu diesem Thema „sehr beschränkt“ sind, so Siller. „Mit diesem Angebot ist die Universität Würzburg ein Vorreiter auf diesem Gebiet, weshalb sogar Lehrkräfte aus der Umgebung von München angereist kamen“, erklärt der Wissenschaftler.

Inhaltlich werden an den drei voneinander unabhängigen Tagen die fünf Vertiefungsmodule der neuen gymnasialen Oberstufe thematisiert. Nach einem Überblick über die entsprechenden fachlich-theoretischen Hintergründe erproben die Lehrkräfte neue, am Lehrstuhl für Didaktik der Mathematik konzipierte Aufgaben, die sie für den eigenen Unterrichtseinsatz übernehmen können.

„Ziel der neuen Aufgaben ist es, durch lebensnahe Problemstellungen die Freude an der Mathematik – gerade im Hinblick auf die junge Generation – zu fördern und Anwendungsbeispiele für verschiedene mathematische Themen zu geben“, erklärt Hans-Stefan Siller. Beispiele sind Matrizen zur Beschreibung von Abläufen in Gesellschaftsspielen wie beispielsweise Monopoly oder Kniffel oder Folgen und Reihen zur Bestimmung des möglichen Überhangs beim Aufeinanderstapeln von Holzlatten. Die kommenden Angebote im Februar und März werden sich den weiteren Modulen des Vertiefungskurses widmen. Dann stehen die Bereiche Statistik, komplexe Zahlen sowie Zahlentheorie und Kryptologie auf dem Stundenplan.

Positives Feedback

Nach dem ersten Weiterbildungstag äußersten sich viele Teilnehmende dankbar: „Die Zusammenarbeit mit der Uni und anderen Schulen hilft“. Eine weitere Lehrkraft sagte: „Im Team macht es mehr Spaß, es kann ein guter Alltagsbezug hergestellt werden und man darf sich einfach trauen.“ Diese Urteile bestärken das Team des Lehrstuhls V – Didaktik der Mathematik darin, sich auch weiterhin rund um das veränderte Bildungssystem zu engagieren.

Links

Instagram-Kanal des Mathematik-Instituts

Homepage des Projekts „Erweiterung des Orientierungsrahmens auf die Gymnasiale Oberstufe“

Das Weiterbildungsangebot (mit Anmeldemöglichkeit)

Weitere Bilder

Von Deborah Lehrmann / Gunnar Bartsch

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