NetSat: Der erste Kontakt
06.10.2020Die neue Würzburger Satellitenmission NetSat hat einen guten Start hingelegt: Die Bodenstation hat die ersten Datenpakete empfangen. Alle vier Kleinsatelliten sind wohlbehalten im Orbit angekommen.
Sonnenschein, klarer Himmel, kein Wind: Die Bedingungen waren ideal, als am 28. September 2020 um 13:22 Uhr eine Sojus-Rakete vom russischen Weltraumbahnhof Plesetsk abhob. An Bord: Einige große und viele kleinere Satelliten – darunter auch vier Würzburger NetSat-Kleinstsatelliten.
Die vier NetSats sollen eine weltweite Premiere möglich machen: Ihre Mission ist es, im Orbit Formationsflüge zu absolvieren und deren dreidimensionale Anordnung selbstständig zu kontrollieren. Auf diese Weise soll es später möglich werden, die Erde noch detaillierter zu beobachten und damit zum Beispiel Klimaprognosen zu verbessern. Auch die weltumspannenden Kommunikationsnetze sollen einmal von solchen autonomen Satelliten-Formationen profitieren.
2,5-Millionen-Euro-Förderung von Europa
Wissenschaftlicher Koordinator von NetSat ist Professor Klaus Schilling, Leiter des Lehrstuhls für Informatik VII (Robotik und Telematik) der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg. Er hat dafür im Jahr 2012 einen mit 2,5 Millionen Euro dotierten „Advanced Grant“ vom Europäischen Forschungsrat bekommen.
Zur Realisierung des Projekts wählte Schilling das Würzburger Zentrum für Telematik (ZfT) als Partner. Dort gibt es eine europaweit herausragende Test-Infrastruktur für Multi-Satelliten-Systeme. Weiterer Partner ist ein von ZfT und JMU ausgegründetes Würzburger Start-up-Unternehmen, die S4 – Smart Small Satellite Systems GmbH.
Etwa 24 Stunden nach dem Start hatte die Bodenstation der JMU erstmals Kontakt mit den Satelliten: „Wir haben die ersten Datenpakete empfangen; alle vier Satelliten sind wohlauf und haben das Ausstoßen von der Sojus-Rakete gut überstanden. Alle wichtigen Systeme arbeiten perfekt. An Bord herrschen trotz der extremen Umgebungstemperaturen kuschelige 20 Grad, und die Bordelektronik fühlt sich wohl“, freut sich Professor Schilling. Nun beginne die Inbetriebnahme der NetSat-Satelliten.
Launch-Party im Zentrum für Telematik
Den Countdown für den Start der Sojus-Rakete erlebten am 28. September 2020 laut Schilling weltweit über 2000 Menschen mit, die via Youtube zugeschaltet waren.
Zur offiziellen Launch-Party im Zentrum für Telematik konnte Klaus Schilling unter anderem Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger und Digitalministerin Judith Gerlach begrüßen. Ministerpräsident Markus Söder war mit einer Videobotschaft präsent. Klaus Schilling und NetSat-Cheftechniker Julian Scharnagl erklärten Details der neuen Würzburger Weltraummission. Fragen bekam das Publikum bei einer Pressekonferenz und im Chat beantwortet.
Weblinks
Webseite von NetSat, mit Videos und Hinweisen auf Publikationen
Details zu NetSat in einem Bericht des Unimagazins einBLICK vom Mai 2020.
Kontakt
Prof. Dr. Klaus Schilling, Zentrum für Telematik, Magdalene-Schoch-Straße 5, 97074 Würzburg, T +49 931 615-633-10, klaus.schilling@telematik-zentrum.de