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Netzwerk für Kinder und Jugendliche mit psychiatrischen Erkrankungen

24.09.2024

Bei verschiedenen psychiatrischen Erkrankungen hat sich Neurostimulation als wirksame Therapie gezeigt. Bislang gilt dies nur für die Behandlung Erwachsener. Ein neues Netzwerk will das ändern.

Bei verschiedenen psychiatrischen Erkrankungen sind bestimmte Gehirnbereiche nicht ausreichend aktiv oder arbeiten nicht gut zusammen. Mit Neurostimulationen lässt sich die Gehirnaktivität jedoch gezielt beeinflussen. So können elektrische Impulse oder Magnetfelder bestimmte Gehirnregionen stimulieren und Fehlfunktionen im Gehirn, die bei Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen oder Zwangserkrankungen auftreten, korrigieren.

Während die Wirksamkeit von Neurostimulationen bei Erwachsenen gut belegt sind, gibt es bei Kindern und Jugendlichen noch keine Standards. Das will das neue wissenschaftliche Netzwerk „Klinische Neurostimulation in der Kinder- und Jugendpsychiatrie“ ändern. Ziel des Netzwerks, an dem 17 Universitätsklinika beteiligt sind, ist die Etablierung einheitlicher Standards in Vorbereitung spezieller Studien zur therapeutischen Wirksamkeit von Methoden der Neurostimulation bei Kindern- und Jugendlichen mit psychiatrischen Erkrankungen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert das Netzwerk über eine Laufzeit von drei Jahren. Das Uniklinikum Würzburg ist Partner in diesem Netzwerk

Die Versorgung von Kindern und Jugendlichen verbessern

„Nicht-invasive Methoden der Neurostimulation bieten eine vielversprechende Möglichkeit, Behandlungen zu entwickeln, die, basierend auf den neuesten neurowissenschaftlichen Erkenntnissen, gezielt auf die Ursachen der psychischen Erkrankungen eingehen. Für die dafür notwendige Forschung kann unser Netzwerk die notwendigen Rahmenbedingungen definieren. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit“, sagt Professor Lorenz Deserno von der Kinder- und Jugendpsychiatrie des Uniklinikums Würzburg (UKW).

Sprecher des Netzwerks ist Professor Julian Koenig von der Uniklinik Köln und der Medizinischen Fakultät der Universität zu Köln. „Die Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft ermöglicht uns die Entwicklung einheitlicher Standards im deutschsprachigen Raum, die insbesondere vor dem Hintergrund der bisher sehr heterogenen Evidenz, eine notwendige Voraussetzung für zukünftige Studien darstellt. Wir hoffen durch umfangreiche Öffentlichkeitsarbeit die Bekanntheit der Verfahren zu steigern, bestehende Vorurteile abzubauen und letztlich zu einer Verbesserung der Versorgungssituation von Kindern und Jugendlichen mit psychiatrischen Erkrankungen beizutragen – insbesondere den Patientinnen und Patienten, die nicht oder nicht hinreichend auf bestehende therapeutische Angebote ansprechen“, erklärt Koenig.

Bei Kindern und Jugendlichen fehlen Behandlungsstandards

Methodisch beraten wird das Netzwerk durch Til Ole Bergmann, Universitätsprofessor für Neurostimulation an der Universitätsmedizin Mainz, und Professor Andreas J. Fallgatter, Ärztlicher Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum Tübingen. „Ich freue mich sehr, dass die DFG dieses wichtige Wissenschaftliche Netzwerk fördert. Moderne Ansätze der personalisierten, nicht-invasiven Neurostimulation können die Aktivität von krankheitsrelevanten Hirnnetzwerken zeitlich und anatomisch gezielt modulieren, was bei einer medikamentösen Behandlung nicht der Fall ist. Diese Verfahren sind schmerzfrei, gut verträglich, und ihre therapeutische Effektivität bei Erwachsenen sehr gut belegt, zum Beispiel in der Behandlung von Depressionen. Bei Kindern und Jugendlichen fehlen jedoch noch die benötigten multizentrischen Studien und Behandlungsstandards, welche im Rahmen dieses Netzwerkes koordiniert werden können“, so Til Ole Bergmann.

Andreas J. Fallgatter, der eine umfangreiche Expertise zu Verfahren der Neurostimulation bei Erwachsenen mit psychiatrischen Erkrankungen hat und die Infrastruktur „Neuromodulation“ innerhalb des Deutschen Zentrums für Psychische Gesundheit (DZPG) koordiniert, um Methoden der Neuromodulation zu erforschen und weiterzuentwickeln, fügt hinzu: „Ich gratuliere Professor Koenig und den beteiligten wissenschaftlichen Einrichtungen zur Förderung dieses wichtigen Netzwerkes. Ich sehe gerade in der Kinder- und Jugendpsychiatrie besonders große Möglichkeiten durch nebenwirkungsarme, neurostimulatorische Behandlungsverfahren das therapeutische Spektrum zu erweitern, in Ergänzung zur Psychotherapie und der durch Zulassungsbeschränkungen und Nebenwirkungen oft nur eingeschränkt möglichen Pharmakotherapie.“

Transfer in innovative und effektive Therapieverfahren

Im Rahmen des Netzwerks ist eine virtuelle Fortbildungsreihe unter Beteiligung internationaler Expertinnen und Experten zu Themen der klinischen Neurostimulation in der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (DGKJP) geplant, die das Netzwerk unterstützt. Professor Marcel Romanos, Präsident der DGKJP und Klinikdirektor der Kinder- und Jugendpsychiatrie am UKW, kommentiert: „Ich freue mich sehr, dass mit der Förderung des neuen Netzwerks durch die DFG die Bedeutung von psychischen Störungen im Kindes- und Jugendalter für die gesamtgesellschaftliche Gesundheit anerkannt wird. Das Netzwerk zur Neurostimulation in der Kinder- und Jugendpsychiatrie ist ein wesentlicher Schritt, um aus den neurobiologischen Erkenntnissen der letzten Jahrzehnte nun den Transfer in innovative und effektive Therapieverfahren für Kinder und Jugendliche zu leisten.“

Die Kooperationspartner

Im wissenschaftlichen Netzwerk „Klinische Neurostimulation in der Kinder- und Jugendpsychiatrie“ arbeiten zusammen: Uniklinik RWTH Aachen; Universität Bern, Schweiz; Charité - Universitätsmedizin Berlin; Ruhr Universität Bochum; LVR-Universitätsklinik Essen; Universitätsklinikum Frankfurt; Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf; Universitätsklinikum Heidelberg; Uniklinik Köln und Medizinische Fakultät der Universität zu Köln; Universitätsklinikum Leipzig; Zentralinstitut für seelische Gesundheit, Mannheim, Medizinische Fakultät Mannheim; Universität Heidelberg; Medizinische Fakultät der Universität Magdeburg; Philipps-Universität Marburg und Universitätsklinikum Marburg (UKGM); LMU Klinikum München; Universitätsklinikum Regensburg; Universitätsmedizin Rostock; Universitätsklinikum Tübingen; Medizinische Universität Wien, Österreich; Universitätsklinikum Würzburg.

Von Pressestelle UKW

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