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Neue Ausstellung: Die Entwicklung der Psychotechnik

19.12.2017

Eine neue Ausstellung im Adolf-Würth-Zentrum für Geschichte der Psychologie der Universität Würzburg zeigt die Entwicklung der Psychotechnik von der Jahrhundertwende bis in die späten fünfziger Jahre.

Fliegertest bei der deutschen Luftwaffe, eingesetzt bis 1942. (Sammlung AWZ)

Als die Psychologie etwa in der Mitte des 19. Jahrhunderts als neue Wissenschaft entstand und in zunehmenden Maße die Methoden der Naturwissenschaften auf psychologische Fragen anwandte, war sie zunächst für ein halbes Jahrhundert eine reine Grundlagenwissenschaft. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde der Ruf jedoch immer lauter, dass die Psychologie, gleichermaßen wie die Naturwissenschaften, zum Wohle der Gesellschaft eingesetzt werden muss.

William Stern, der heute vorwiegend durch seine Konzeption des Intelligenzquotienten bekannt ist, war einer der ersten, der diese Forderung öffentlich an die Psychologie stellte und ein erstes Institut für angewandte Psychologie gründete. Diese neue „Psychotechnik“ wie er sie nannte, sollte sich auf alle Lebensbereiche erstrecken.

Straßenbahnunfälle gaben den Anstoß

Bekannt als Psychotechniker wurde jedoch in den Anfangsjahren der deutschstämmige Harvard-Professor Hugo Münsterberg. Aufgrund zahlreicher Unfälle in dem noch jungen Straßenbahnwesen erhielt er den Auftrag, ein Ausleseverfahren für Straßenbahnführer zu entwickeln, denn man hatte bemerkt, dass es manche Straßenbahnführer gab, die keine oder nur sehr wenige Unfälle hatten, andere hingegen, die sehr viele Unfälle produzierten. Der Faktor Mensch war damit erstmals in den Fokus des Verkehrswesens und bald auch der Industrie gerückt.

Münsterberg entwickelte neben Eignungstestverfahren für Straßenbahnführer auch weitere für Schiffsdienste und Telefonistinnen. Dabei setzte er auf anforderungsadäquate Simulationen der Tätigkeiten im psychotechnischen Labor.

Einsatz im Dienst des Militärs

Im Ersten Weltkrieg arbeiteten Psychotechniker aller Nationen daran, Ausleseverfahren für die neuen Waffen- und Transporttechniken zu entwickeln, um die Truppen möglichst effizient einzusetzen und die hohen Verluste schnell auszugleichen. Hinzu kamen während und besonders nach dem Krieg apparative Auslesemethoden, um die psychisch und physisch Kriegsversehrten wieder schnell neuen Aufgaben und Berufen zuzuführen.

Die Psychotechnik wurde so bis heute zum festen Bestandteil im Verkehrswesen, in der Wirtschaft und auch bei den Streitkräften. Der von William Stern einst vorgeschlagene Begriff der Psychotechnik konnte sich international allerdings nicht durchsetzen und wurde ab Mitte der fünfziger Jahre durch den Begriff der „angewandten Psychologie“ ersetzt.

Die Ausstellung

Die Ausstellung im Adolf-Würth-Zentrum zeigt zahlreiche psychotechnische Apparate, Fotos und historische Filme aus unterschiedlichsten Anwendungsbereichen. Manche der Apparate dürfen die Besucher sogar ausprobieren, zum Beispiel alte Fahr- und Flugsimulatoren.

Der Besuch der Ausstellung inklusive Führung ist kostenfrei. Spenden sind jedoch herzlich willkommen. Um Voranmeldung und Terminvereinbarung unter zgp@uni-wuerzburg.de wird gebeten.

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