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  • Blick auf das Gebäude der Neuen Universität am Sanderring im Schnee.

Neue Ausstellung: Wein & Sinnlichkeit

05.12.2023

Fotografien von Johann Willsberger zeigt eine neue Sonderausstellung im Martin von Wagner Museum der Universität Würzburg. Antike Objekte treffen dort auf moderne Fotos, das griechische Symposion ist ihr gemeinsames Thema.

Glück im Spiel und in der Liebe? Dieser Glockenkrater aus Cumae (Campanien) stammt aus der Zeit um 340 bis 330 v. Chr. und ist in der neuen Sonderausstellung zu sehen.
Glück im Spiel und in der Liebe? Dieser Glockenkrater aus Cumae (Campanien) stammt aus der Zeit um 340 bis 330 v. Chr. und ist in der neuen Sonderausstellung zu sehen. (Bild: Christina Kiefer / Martin von Wagner Museum)

Weingenuss ist und war stets mit der Ansprache vieler simultaner Sinneswahrnehmungen verbunden. Das gilt für den Nuancenreichtum von Geschmack, Bouquet und Farbe der Weine genauso wie für den überwiegenden Kontext ihres Verzehrs: Musik und Gesang, Tanz, Poesie, Scherz und Spiel, Erotik, Erinnerungen, Maskeraden und (philosophische) Gespräche.

In der Antike beschreibt der Reigen dieser sinnlichen Erfahrungen die Welt des Weingottes Dionysos und des Symposions, des Trinkgelages in geselliger Runde. Davon zeugen nicht nur viele literarische Texte, sondern auch zahllose Bilder auf griechischem Bankettgeschirr.

Antike Trinkgefäße treffen auf moderne Fotokunst

Eine neue Sonderausstellung im Martin von Wagner Museum der Universität Würzburg präsentiert jetzt eine zweigleisige Konfrontation der dionysischen Bilderwelt mit Fotokunst der Gegenwart aus der Hand von Johann Willsberger: Digitale Adaptionen übersetzen und verlebendigen den auf Entertainment angelegten Motivschatz der antiken Trinkgefäße im Sinne moderner Sehgewohnheiten.

Demgegenüber steht eine Serie von Nahaufnahmen international renommierter Weine in ihrem Herstellungsprozess, die deutlich machen, warum Wein schon immer die menschliche Phantasie angeregt hat: Im Wein erkennt der Mensch die Wandelbarkeit der Welt und seiner selbst, wie sie einst das Wesen des Dionysos (= der zweimal Geborene) verkörperte.

Stationen eines Pilgerwegs adressieren alle Sinne

Zu sehen ist die Ausstellung in der „Kleinen Galerie“ der Graphischen Sammlung. Die lang gestreckten Proportionen des Raumes erinnern an das Innere eines Tempels mit dem „Kultbild“ des Dionysos als Fluchtpunkt. In sechs Sektionen, die wie Stationen eines Pilgerwegs konzipiert sind, werden die verschiedenen im Symposion adressierten Sinne aufgerufen: Schmecken, Sehen, Hören, Tasten und Spüren, nicht nur als Einzelerfahrungen, sondern vor allem als Erlebnisse der Synästhesie.

Darüber hinaus sind aber auch die Grenzen der Sinnlichkeit einbegriffen: Ekstase und Metaphysik. Die antiken Exponate umfassen dabei nicht nur Bankettgeschirr, sondern auch Münzen sowie Terrakotten in der Funktion von Votiven.

Der Auswahl von 28 antiken Objekten stehen etwa ebenso viele moderne Fotos in verschiedenen Großformaten gegenüber: zum einen „Vasenbilder“ als Pop Art, zum anderen sogenannte Quetsch- und Gärbilder, die rund um den Globus entstanden sind. Weitere Einblicke in das reiche Werk von Johann Willsberger ermöglichen Slide-Shows als Projektion und über eine Medienwand. In einer dort aufrufbaren Animation von André Mischke (Institut für Kunstgeschichte) gewinnen die Figuren auf den Gefäßen weiter an Lebendigkeit, begleitet durch der Antike nachempfundene Blasmusik des Musikarchäologen Callum Armstrong.

Zur Person: Johann Willsberger

Johann Willsberger ist seit vielen Jahrzehnten ein Meister der Food-Fotografie. Von 1976 bis 2001 hat er die Zeitschrift „GOURMET – Das internationale Magazin für Essen und Wein“ herausgegeben und so der kulinarischen Fotografie zu einer völlig neuen Ästhetik verholfen. Darüber hinaus ist er seit langem auch künstlerisch tätig, macht nicht nur Fotos, sondern formt auch Skulpturen aus Stahl, hat mit der WILLSBERGER COLLECTION eine eigene wegweisende Weinglas-Serie designt und eine Vielzahl von Büchern und Bildbänden von der Objekt- bis zur Landschaftsfotografie veröffentlicht.

Eröffnung am 12. Dezember 2023

Die Ausstellung wird am 12. Dezember im Rahmen der jährlichen Winckelmannfeier des Martin von Wagner Museums eröffnet. Auf dem Programm stehen die Jahresberichte der beiden Direktoren, ein Festvortrag zum griechischen Symposion von Dr. Alexander Heinemann (Universität Tübingen) und eine Einführung in die Ausstellung von Professor Jochen Griesbach, Direktor der Antikensammlung des Museums, und von Johann Willsberger.

Die Feier findet im Toscanasaal im Südflügel der Residenz statt, Beginn ist um 18:15 Uhr. Gäste sind willkommen, der Eintritt ist frei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Ein musikalisches Rahmenprogramm, Grußworte der amtierenden fränkischen Weinprinzessinnen Linda Keller und Emmi Wendemuth sowie ein anschließender Wein- und Sektempfang werden das Abendprogramm abrunden.

Öffnungszeiten der Kleinen Galerie

Im Anschluss daran ist die Ausstellung bis zum 26. Mai 2024 in der Kleinen Galerie im Südflügel der Residenz, zu sehen. Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag, 13.30 bis 17 Uhr, sowie jeden zweiten Sonntag von 10 bis 13.30 Uhr.

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Weitere Bilder

Von Jochen Griesbach-Scriba

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