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Neue Genmutation bei Fanconi-Anämie

18.07.2017

Die Fanconi-Anämie setzt schon junge Menschen einem stark erhöhten Krebsrisiko aus. Ein Forschungsteam der Universität Würzburg hat jetzt eine neue Genmutation gefunden, die an dieser Krankheit beteiligt ist.

Schematische Darstellung zur Funktionsweise des Enzyms RFWD3. (Abbildung modifiziert nach Inano et al.)
A: Das Enzym RFWD3 markiert Proteine, die auf einsträngiger DNA sitzen. B: Ist es defekt, wird die Reparatur der DNA behindert. (Abbildung modifiziert nach Inano et al.) (Bild: presse@uni-wuerzburg.de)

Die Fanconi-Anämie ist eine seltene Erkrankung mit Blutarmut und einem stark erhöhten Krebsrisiko. Bei den Betroffenen finden sich ungewöhnlich große rote Blutkörperchen und eine verminderte Zahl von Blutplättchen. Beides ist Ausdruck einer verlangsamten Blutbildung.

Bei Patienten, die an dieser erblichen Krankheit leiden, wurden bislang Mutationen in über 20 verschiedenen Genen nachgewiesen. Die Produkte dieser Gene sind gemeinsam wichtig für Reparaturprozesse an der DNA.

Am Biozentrum der Universität Würzburg hat die Forschungsgruppe von Professor Detlev Schindler jetzt ein weiteres Gen identifiziert, das bei Fanconi-Anämie-Patienten verändert ist. Es trägt den Namen RFWD3, ist ebenfalls an diesen komplexen DNA-Reparaturprozessen beteiligt und dürfte bei der Verhütung der Krebsentstehung eine wichtige Rolle spielen. Die Ergebnisse sind im „Journal of Clinical Investigation“ veröffentlicht.

Im Erbgut nach Mutation gefahndet

Schindlers Gruppe hat die Gene eines zwölfjährigen Kindes mit Fanconi-Anämie untersucht, bei dem aber keine einzige der bislang bekannten Mutationen gefunden wurde.

Also durchsuchten die Forscher systematisch das Erbgut des Kindes – und entdeckten eine bislang unbekannte Mutation im Gen RFWD3. Dieses enthält den Bauplan für ein Enzym, das bestimmte andere Proteine an einzelsträngiger DNA so markiert, dass der Organismus sie als „Abbruchobjekte“ erkennt, so dass die DNA-Reparatur fortschreiten kann. Weil diese RFWD3-Funktion in Zellen des Kindes defekt ist, waren sie empfindlicher für Chromosomenbrüche und für DNA-Schäden.

Noch mehr Erkenntnisse über das Gen

Die Mechanismen, über die das Gen RFWD3 die Reparatur von DNA bewerkstelligt, hat Schindlers Team in zwei weiteren aktuellen Publikationen in der Zeitschrift „Molecular Cell“ beschrieben. Die Würzburger Gruppe beschäftigt sich mit den Grundlagen erblicher Krebserkrankungen und verfügt auf diesem Gebiet über enormes Fachwissen: Sie war in den vergangenen Jahren an der Identifizierung mehrerer Fanconi-Anämie-Gene beteiligt.

Die nächsten Forschungsschritte

Weitere Forschungen an dem Enzym RFWD3 sollen nun klären, ob es sich als therapeutisches Ziel für manche Formen der Fanconi-Anämie oder Krebskrankheiten eignet.

„Biallelic mutations in the ubiquitin ligase RFWD3 cause Fanconi anemia“, Kerstin Knies, Shojiro Inano, María J. Ramírez, Masamichi Ishiai, Jordi Surrallés, Minoru Takata, and Detlev Schindler. Journal of Clinical Investigation, 10. July 2017, DOI: 10.1172/JCI92069,
http://www.jci.org/articles/view/92069?key=85a36008596dbac1b621
http://www.jci.org/articles/view/92069

Die Publikationen in “Molecular Cell”

https://doi.org/10.1016/j.molcel.2017.04.022

http://dx.doi.org/10.1016/j.molcel.2017.04.021

Kontakt

Prof. Dr. Detlev Schindler, Institut für Humangenetik, Universität Würzburg, T +49 (0)931 31-88075, schindler@biozentrum.uni-wuerzburg.de

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