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Neue Ringvorlesung: Die Macht des Gelages

31.10.2023

Die Trink- & Esskultur antiker Eliten steht im Zentrum einer öffentlichen Ringvorlesung an der Universität Würzburg. Organisiert hat sie das Würzburger Altertumswissenschaftliche Zentrum (WAZ).

Im klassischen Altertum lagen die Gäste komfortabel auf hohen Betten und frönten in betont lässigem Habitus den Annehmlichkeiten von Speis und Trank.
Im klassischen Altertum lagen die Gäste komfortabel auf hohen Betten und frönten in betont lässigem Habitus den Annehmlichkeiten von Speis und Trank. (Bild: Peter Neckermann / Martin von Wagner Museum)

Das Teilen von Nahrung im Sinne des Gastmahls zählt wohl seit Anbeginn der Menschheitsgeschichte zu den wichtigsten Errungenschaften sozialer Interaktion und genießt bis heute einen hohen Stellenwert, wenn es um die Pflege guter Beziehungen jedweder Art geht. Es sendet ein starkes Signal friedlicher Absichten aus, indem es den oder die „Fremden“ vorübergehend in den eigenen Haushalt integriert und an den erwirtschafteten Gütern des unmittelbaren Lebensunterhalts teilhaben lässt.

Demonstrationen von Geist, Schönheit, Reichtum und Macht

In den zentralen Kulturen des „klassischen“ Altertums war das Gastmahl Gegenstand zunehmender Verfeinerungen und erhielt rasch einen elitären Charakter in Form des Gelages: Die Teilnehmenden lagen nach dem Vorbild orientalischer Herrscher komfortabel auf hohen Betten, zu zweit oder zu mehreren Personen und frönten in betont lässigem Habitus den Annehmlichkeiten von Speis und Trank sowie allerlei Formen der Unterhaltung: Gespräche über Alltägliches und Intellektuelles, Musik, Dichtung, Geschicklichkeitsspiele und Klamauk.

Dabei deutet der steigende Luxus solcher feierlichen Zusammenkünfte, dass es mitnichten bloß um das gesellige Miteinander ging. Gastgeber und Gäste profilierten sich gleichermaßen und wetteiferten miteinander durch das Vorführen ihrer Gaben: Geist, Schönheit, Reichtum, Macht und anderes mehr. Die Gleichheit der Tischgenossen bildete die Fiktion im Moment der Einladung, ihr systematisches Durchkreuzen das unausgesprochene Ziel aller Anwesenden.

Ein zutiefst politischer Ort

Auch wenn der Austausch über Politik beim griechischen Symposion und römischen Convivium grundsätzlich verpönt waren, so bildete das Gelage doch unausgesprochen einen zutiefst politischen Ort, da hier in vermeintlich „ungezwungener“ Atmosphäre nachhaltig Verbindungen geknüpft, Allianzen geschmiedet, Hierarchien ausgehandelt und Statussymbole kommuniziert wurden. Der Rahmen eines Gastmahls mochte vordergründig privat und intim sein. Doch am nächsten Tag waren die wichtigsten Vorkommnisse in aller Munde und Stadtgespräch Nr. 1. Nicht von Ungefähr bildet die Symposion-Literatur ein eigenes Genre, das vom 5. Jahrhundert v. Chr. bis in die Spätantike Bestand hatte.

Die Ringvorlesung nimmt vor allem solche Aspekte elitärer Kommunikation in den Blick. Das kann ganz handfest das Angebot von Speisen und Getränken sowie die Gestaltung von Ambiente und Programm meinen, aber ebenso immaterielle Güter wie die Vorführung von Witz und Verstand, Eloquenz und anderen Begabungen, die in den antiken Gesellschaften wechselhaft oder anhaltend in hohem Kurs standen. Der Blick auf verschiedene Ethnien und Zeithorizonte soll diese Kontinuitäten und Diskontinuitäten und damit grundlegende Merkmale der Kulturgeschichte des antiken Banketts in ihrer historischen Bedeutung sichtbar machen. Am Ende dient er aber auch der Reflexion eigener Sitten und kommunikativer Gewohnheiten angesichts der zeitlosen Konjunktur von Essen und Trinken im Kreise geladener Gäste.

Zeit und Ort

Alle Vorträge finden hybrid statt und beginnen um 18:15 Uhr. Die Teilnahme vor Ort ist möglich im Toscanasaal der Residenz (Südflügel, 2. Stock), der Eintritt ist frei. Wer den Online-Stream via Zoom verfolgen möchte, findet dafür einen Link auf der Homepage des WAZ.

Das Programm:

  • 23. Oktober 2023: Herrscherliche Bankette der Spätantike– Symbolik, Tradition und Neuerung. Prof. Dr. Konrad Vössing (Bonn)
     
  • 6. November 2023: Ein Haus und viele Gäste: Das Gelehrtenbankett des Athenaios als Modell des zeitgenössischen Imperiums. Prof. Dr. Ulrike Egelhaaf-Gaiser (Göttingen)
     
  • 20. November 2023: Kommensalität von Peergroups im ‚klassischen‘ Altertum. Schrift- und Bildquellen im Vergleich. Prof. Dr. Jochen Griesbach-Scriba (Würzburg)
     
  • 4. Dezember 2023: The banquet in Celtic tradition. Dr. Mark Darling (Oxford/Würzburg)
     
  • 18. Dezember 2023: Trinkkultur, Staatsraison und Götterkult im Reich der Hethiter. Jun.-Prof. Dr. Martin Gruber | Dr. James Burgin (Würzburg)
     
  • 15. Januar 2024: Vom Trinken des Weines und der Liebe – Das archaische Symposion als Gegenstand und Aufführungsort frühgriechischer Dichtung. Prof. Dr. Hans Bernsdorff (Frankfurt a. M.)
     
  • 29. Januar 2024: Sieben Tage Gelage: Der hellenistische König und die Übersetzer der Bibel. Prof. Dr. Kai Brodersen (Erfurt)
     
  • 5. Februar 2024: Wein und Bier – die Rolle alkoholischer Getränke in der ägyptischen Gesellschaft. Dr. Dina Faltings (Heidelberg)

Von WAZ

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