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Neuer Direktor der Kinderklinik

26.05.2020

Christoph Härtel ist der neue Direktor der Würzburger Universitäts-Kinderklinik. Der Neonatologe will das breite therapeutische und wissenschaftliche Spektrum der Klinik fortführen und neue Impulse setzen.

Professor Christoph Härtel.
Professor Christoph Härtel. (Bild: Daniel Peter / Universitätsklinikum Würzburg)

Seit Anfang Mai 2020 leitet Professor Christoph Härtel die Kinderklinik und Poliklinik am Universitätsklinikum Würzburg (UKW). Er tritt die Nachfolge von Professor Christian Speer an, der nach 21 Jahren in dieser Position Ende April 2020 in den Ruhestand ging.

Vor seinem Wechsel nach Würzburg war Härtel als Oberarzt und außerplanmäßiger Professor an der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein in Lübeck tätig.

Übergabe kollegial und transparent gestaltet

Dem Ruf ans UKW folgte Härtel aus verschiedenen Gründen sehr gerne. „Die Kinderklinik des UKW ist sehr gut strukturiert. Sie bietet exzellente medizinische Leistungen, die neben der ärztlichen Kompetenz und der technischen Ausstattung nicht zuletzt auch auf einer personell hervorragend aufgestellten Pflege beruhen“, lobt der neue Chef.

Der scheidende Direktor, das Leitungsteam der Klinik und der Klinikumsvorstand hätten ihm den Start in Würzburg leicht gemacht. „Bei mehreren vorbereitenden Besuchen wurden mir die Stärken, Besonderheiten und Herausforderungen der Kinderklinik vollkommen transparent dargestellt. Es zeigte sich, dass hier auch von Seiten der Klinikumsleitung in Klinik, Forschung und Lehre eine ganzheitliche Pädiatrie gewünscht ist, die sich nicht nur an ökonomischen Gesichtspunkten orientiert“, freut sich der neue Professor.

Seinem Vorgänger zollt er – neben dem Dank für die intensive und sehr kollegiale Vorbereitung auf die Klinikübernahme – hohe Anerkennung für dessen fachliche Leistungen. „Professor Speer, den ich schon als Lehrbuchautor meiner Studienzeit und später von vielen neonatologischen Fachkongressen kenne, war für mich als Pädiater immer ein Vorbild. Ähnlich wie ihm liegt auch mir der Blick auf die gesamte Vielfalt der Kinderheilkunde am Herzen.“

In der Pädiatrie breit ausgebildet

Basis für diese generalistische Perspektive Härtels ist seine breite Ausbildung. Das Medizinstudium startete er 1992 in seinem Geburtsort Rostock. Ein Stipendium führte ihn 1995 für ein Jahr an die Universität von Cincinnati in die USA, wo er Immunologie und Biochemie studierte sowie einen ersten Zugang zu wissenschaftlichem Arbeiten fand. Zurück in Deutschland setzte er sein Humanmedizinstudium in Lübeck fort, wo er 2000 auch seine Doktorarbeit auf dem Gebiet der Immunologie abschloss.

Auf die Facharztausbildung in Kinder- und Jugendmedizin in Lübeck folgte eine zweijährige Ausbildung mit den Schwerpunkten Neonatologie und Pädiatrische Onkologie in Sydney, Australien. Ab 2009 bis zum Dienstantritt in Würzburg arbeitete Härtel schließlich als Oberarzt beziehungsweise Geschäftsführender Oberarzt erneut in Lübeck, wo er unter anderem die Bereiche Pädiatrische Infektiologie, Immunologie und Rheumatologie leitete. „Trotz meiner starken klinischen und wissenschaftlichen Fokussierung auf die Frühgeborenenmedizin bin ich kein reiner Neonatologe, sondern in der Kinderheilkunde breit interessiert“, fasst Härtel sein fachliches Selbstverständnis zusammen.

Neue Impulse setzen

Entsprechend gut gefällt ihm die klinisch weitgespannte Struktur der Würzburger Universitäts-Kinderklinik, die zum Beispiel 17 Spezialambulanzen betreibt. Neben dem Erhalt und der Weiterentwicklung der vorhandenen Kompetenzen plant der neue Klinikdirektor eine Stärkung speziell der Neuropädiatrie und Sozialpädiatrie.

Außerdem will er die Zusammenarbeit mit der Kinder- und Jugendpsychiatrie vertiefen. „Es ist längst kein Geheimnis mehr, dass die psychosomatischen Erkrankungen von Kindern und Jugendlichen, wie Essstörungen oder frühes Burn-out, zugenommen haben. Im Schulterschluss mit den psychiatrischen Kliniken des UKW sowie gerne auch im Netzwerk mit den anderen Kliniken und Einrichtungen in Stadt und Region können wir hier viel erreichen“, ist sich Härtel sicher.

Forschung: Immunologie, Infektiologie, Eltern

Die Infrastruktur der Kinderklinik ist im exzellenten Forschungsumfeld des UKW nach Einschätzung des neuen Direktors sehr gut für wissenschaftliche Studien geeignet. In Ergänzung zu den etablierten Themen bringt er als persönlichen Schwerpunkt die Erforschung der Immunabwehr von Frühgeborenen mit nach Würzburg.

So leitet er zum Beispiel die multizentrische Studie PRIMAL (Prägung der Immunantwort am Lebensbeginn). „Frühgeborene tragen aufgrund ihrer Unreife ein hohes Risiko für Infektionen und langfristige Erkrankungen, bei denen Entzündungen eine wichtige Rolle spielen“, erläutert Härtel. „Bei der mittlerweile weit fortgeschrittenen PRIMAL-Studie wollen wir herausfinden, ob diese Empfindlichkeit unter anderem durch eine Störung der frühen Prägung der Immunabwehr und des Wechselspiels der Darmbakterien bedingt ist – und was wir gegebenenfalls gegen diese Störungen tun können.“

Die verschiedenen Bereiche der Kinderheilkunde können sich nach seiner Vorstellung in Zukunft noch stärker an interdisziplinären Kooperationen mit den Grundlagenwissenschaften und den anderen klinischen Fachgebieten beteiligen. Härtel sieht dabei die „kurzen Wege“, die exzellenten wissenschaftlichen Serviceeinrichtungen und vor allem auch den freundlichen, wertschätzenden Umgang miteinander als entscheidende Erfolgsfaktoren für die Forschungslandschaft am UKW an.

„Ferner werden wir auch die Eltern von kranken Kindern zum wissenschaftlichen Thema machen: Wie fühlen sich diese, welchen Stressfaktoren sind sie ausgesetzt?“, kündigt Härtel an, der selbst dreifacher Vater ist.

Ausbildung an Patienten und mit Simulationen

In der Lehre strebt der Klinikdirektor eine gute Mischung aus patientennaher Ausbildung in Kleingruppen und dem Training von Fähigkeiten ohne Patientenkontakt an.

„Bei Letzterem werden wir die modernen Möglichkeiten der Patientensimulation und der virtuellen Realität nutzen“, schildert Härtel. „Beispielsweise werden wir Simulationspuppen anschaffen, die mit ihrer integrierten, hochsensiblen Technologie viele spezifische Krankheitszeichen der unterschiedlichen Altersgruppen in der Kinder- und Jugendmedizin lebensecht simulieren können. Damit werden Studierende, Ärztinnen und Ärzte sowie Pflegekräfte in berufsgruppenübergreifenden Teamtrainings realitätsnahe Szenarios üben.“

Eine Zielgruppe der Lehre sind für ihn auch die Eltern: „Gerade bei Frühgeborenen oder chronisch kranken Kindern ist es wichtig, dass die Eltern sehr gut über die gesundheitliche Situation oder Krankheit ihrer Tochter oder ihres Sohns Bescheid wissen.“

„Lobbyarbeit“ für Kinder und Jugendliche

Neben dem klassischen Dreiklang der Universitätsmedizin aus Klinik, Forschung und Lehre sieht Härtel die Gremienarbeit für sich als viertes wichtiges Aufgabenfeld.

„Als Pädiater müssen wir auch Anwälte der Interessen von Kindern und Jugendlichen in Politik und Gesellschaft sein. Zum Beispiel greifen die Maßnahmen in der Corona-Pandemie tief in die Lebenswelten der Kinder und Jugendlichen ein. Die spezifischen Bedürfnisse junger und jüngster Menschen für eine gesunde körperliche, psychische und soziale Entwicklung müssen allgegenwärtig berücksichtigt werden. Sie brauchen eine öffentliche Stimme.“

Webseite der UKW-Kinderklinik

Von Pressestelle Universitätsklinikum Würzburg

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