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Neuer Platz für eine alte Mumie

21.12.2021

Eine Mumie im Museum präsentieren: Darf man das? Mit dieser Frage haben sich Museologiestudierende der Uni Würzburg befasst. Das Ergebnis zeigt eine Sonderausstellung auf Kloster Banz.

Noch bis zum 30. Juni 2022 ist die Ausstellung im Museum Kloster Banz zu sehen.
Noch bis zum 30. Juni 2022 ist die Ausstellung im Museum Kloster Banz zu sehen. (Bild: Professur für Museologie)

Was macht eine ägyptische Mumie in einem ehemaligen Kloster in Oberfranken? Was ist über den Menschen bekannt, dessen konservierter Körper dort zu sehen ist? Und: Ist es überhaupt ethisch vertretbar, eine Mumie öffentlich auszustellen?

Mit diesen und vielen weiteren Fragen haben sich 17 Studierende der Museologie an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) über zwei Semester hinweg befasst. Das Ergebnis dieses Projekts zum Ende ihres Bachelorstudiums ist jetzt als Sonderausstellung im Museum Kloster Banz zu sehen. Unter dem Titel „Wissenschaft ENTwickelt“ zeigt sie die spannende Geschichte rund um die Banzer Frauenmumie und präsentiert aktuelle Untersuchungsergebnisse.

Auf Einkaufstour im Orient

Wie kommt überhaupt eine Jahrtausende alte Mumie aus Ägypten ins oberfränkische Koster Banz, das sich heute im Besitz der Hanns-Seidel-Stiftung befindet? „Diese Mumie sowie drei weitere mumifizierte Köpfe sind Teil der ‚Orientalischen Sammlung‘, die Herzog Max in Bayern, der Vater der späteren österreichischen Kaiserin Sisi, 1838 bei einer Reise nach Ägypten und ins Heilige Land zusammengetragen hat“, erklärt Dr. Stefanie Menke. Diese Sammlung stelle eines der letzten Raritätenkabinette der Wittelsbacher dar und sei bis auf den heutigen Tag nahezu vollständig erhalten, so die Museologin.

Menke ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur für Museologie der JMU. Gemeinsam mit Brigitte Eichner-Grünbeck, der Leiterin des Museums Kloster Banz, und mit Edna Elisa Horst (JMU) hat sie die Studierenden bei der Konzeption der Ausstellung angeleitet und begleitet. Ziel des Projekts sei es gewesen, den Studierenden die Erfahrung zu ermöglichen, eine konkrete Ausstellung zu planen und umzusetzen, die anschließend öffentlich zu sehen sein wird. Schließlich könne dies später ein zentraler Bestandteil ihres Jobs sein. Womit die Organisatorinnen bei der Vorbereitung allerdings nicht gerechnet hatten, war die Tatsache, dass es dabei jede Menge an besonderen Herausforderungen zu bewältigen geben würde, so Menke.

Etliche Hürden erschweren die Arbeit

Erste Hürde: „Die Studierenden mussten eine Ausstellung zu einem Thema zu entwickeln, das stark naturwissenschaftlich ausgerichtet war und somit in eine inhaltlich weitgehend fremde Welt führte“, erklärt Menke. Schließlich sei es nur mit dem Einsatz modernster Technik möglich gewesen, Erkenntnisse über das Leben der mumifizierten Frau zu gewinnen.

Zweite und weitaus größere Hürde: die Coronapandemie. „Über zwei Semester hinweg waren Unterrichtssitzungen und Arbeitstreffen nur online möglich, was die Kommunikation enorm erschwerte und gelegentlich zu Missverständnissen führte“, sagt Menke. So trafen beispielsweise pandemiebedingt jüngste Ergebnisse der Mumienforschung erst sehr spät ein – zu spät für einen Teil der Ausstellungstexte, die die Studierende verfassen sollten.

Wegen Corona war es den Studierenden auch nicht möglich, Räume und Exponate vor Ort in Augenschein zu nehmen – „eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit, wenn man eine Sonderausstellung und eine alternative Präsentation der Mumie im Rahmen der Sonderausstellung konzipiert“, sagt Menke. Erst ganz am Ende des Projektes war ein Besuch auf Kloster Banz wieder möglich, zu einem Zeitpunkt also, zu dem ein Großteil der Arbeiten bereits abgeschlossen war.

Der Schritt in die Realität

Lea Sophie Formhals und Lukas Jörger sind zwei der 17 Studierenden, die an dem Projekt beteiligt waren. Die Aufgabe, eine Ausstellung zu konzipieren sei für sie eine „wahnsinnig wichtige praktische Erfahrung“ gewesen, sagen sie. „Nach der ganzen Theorie im Studium sind wir damit in die Realität getreten“, ergänzt Lea Sophie Formhals.

Zusammen mit ihrer Gruppe hat sie sich vor allem um Layout und Grafikdesign rund um die Ausstellung gekümmert – angefangen bei der Suche nach einer lesefreundlichen Schriftart für die Info-Tafeln über das passende Farbschema bis zum Aussehen von Plakaten und Broschüren. „Das war wirklich spannend, denn im Studium hatten wir bislang wenig mit Grafikdesign zu tun gehabt“, sagt die Studentin. Deshalb sei die Zusammenarbeit mit der Grafikdesignerin Sandra Trunk aus Bamberg für sie eine interessante Erfahrung gewesen.

Vermittlungsfragen standen im Zentrum der Gruppe, an der Lukas Jörger beteiligt war. „Wir wollen neue Zielgruppen für die Ausstellung gewinnen, angefangen bei Kindern über Schülerinnen und Schüler sowohl aus der Grundschule als auch aus der Oberstufe bis hin zu Familien“, erzählt Jörger. Gelingen soll dies unter anderem mit der Hilfe von Vermittlungsheften, die mit Informationen und Rätseln den jeweiligen Zielgruppen einen leichten Einstieg in das Thema bieten.

Wichtige Erfahrungen für das Berufsleben

Was hat ihm die Arbeit in dem Projekt gebracht? „Ich habe erleben können, dass die Arbeit im Team und die Vernetzung mit anderen Akteuren wesentliche Teile einer Ausstellungvorbereitung sind. Das war mir vorher nicht so bewusst gewesen“, sagt er. Eine andere wichtige Erfahrung sei der Aspekt „Zeitmanagement“ gewesen. „Mit Fristen und Terminen zu arbeiten, ist man als Student ja gewohnt. Wenn man sich aber mit anderen koordinieren und alles zu einem fixen Termin fertig sein muss, ist das schon anspruchsvoller.“

Teamwork, der Kontakt mit Fachleuten aus den unterschiedlichsten Bereichen und die Verantwortung für das konkrete Vorhaben: Diese Punkte führt Lea Sophie Formhals als für sie prägende Erfahrungen an. Und, ganz wichtig: „Ich habe gemerkt, dass nicht immer alles nach Plan läuft.“ Dann sei es wichtig, flexibel zu bleiben und schnell Alternativen zu finden.

Einig sind sich die beiden in einem Punkt: „Das fertige Ergebnis zu sehen, ist ein wahnsinnig tolles Gefühl“. Das kann vermutlich auch Stefanie Menke nachempfinden. Sie jedenfalls findet: „Dank ihres großen Engagements haben die Studierenden das Projekt mit viel Kreativität zu einem guten Abschluss gebracht und in ein sehenswertes Ergebnis überführt.“ Wer will, kann sich noch bis zum 30. Juni 2022 selbst davon überzeugen bei einem Besuch im Museum Kloster Banz.

„Wissenschaft ENTwickelt – Eine Mumie zwischen Forschung und Verantwortung“ – Sonderausstellung der Professur für Museologie der JMU in Kooperation mit der Hanns-Seidel-Stiftung/Museum Kloster Banz. Bis 30. Juni 2022 im Museum Kloster Banz (Bad Staffelstein).

Von Dezember bis einschließlich Februar ist das Museum nur für vorangemeldete Gruppen geöffnet. Kontakt: (09573) 33 77 44, eichner@hss.de, www.hss.de/museum

Kontakt

Dr. Stefanie Menke, Professur für Museologie, T: +49 931 31-89128, stefanie.menke@uni-wuerzburg.de

Weitere Bilder

Von Gunnar Bartsch

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