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Neuer Spezialist für Harnblasenkrebs

30.10.2017

Seit Oktober arbeitet Professor Georgios Gakis an der Klinik und Poliklinik für Urologie und Kinderurologie des Universitätsklinikums Würzburg. Der Mediziner ist Experte für die Behandlung von Harnblasentumoren.

Georgios Gakis rundet die Expertise der Klinik und Poliklinik für Urologie und Kinderurologie des Uniklinikums Würzburg hinsichtlich des Harnblasenkarzinoms ab. (Foto: Andrey Svistunov / Uniklinikum Würzburg)

In der Urologie sind Harnblasentumore die zweithäufigste Krebsart nach dem Prostata-Karzinom. Schwerpunktmäßig für die bestmögliche Behandlung dieser heterogenen Krankheit gewann die Klinik und Poliklinik für Urologie und Kinderurologie des Universitätsklinikums Würzburg (UKW) zum 1. Oktober 2017 Professor Georgios Gakis als neue Kraft.

In den vergangenen elf Jahren war der 38-Jährige an der Klinik für Urologie des Universitätsklinikums Tübingen tätig, zuletzt als Oberarzt und außerplanmäßiger Professor. Schon während seines Humanmedizin-Studiums an der Eberhard-Karls Universität in Tübingen entdeckte der in Baden-Württemberg geborene Sohn griechischer Eltern sein Interesse an der Urologie.

„Entgegen der sonst verbreiteten Tendenz zu einer immer weiteren Spezialisierung ist die Urologie ein chirurgisches Fachgebiet, das noch weitgehende Kompetenzen in der Hand eines Facharztes vereinigt“, beschreibt Professor Gakis und fährt fort: „Damit verbunden sind eine Vielfalt von unterschiedlichen ärztlichen Tätigkeiten sowie der immer spannende Umgang mit Patienten aus einem sehr breiten Altersspektrum – von kleinen Kindern bis zu betagten Senioren.“

Zwei sehr unterschiedliche Formen von Harnblasentumoren

Auf seine Doktorarbeit in Allgemeinchirurgie in Tübingen im Jahr 2006 folgten sechs Monate als Assistenzarzt an der Klinik für Allgemeinchirurgie des Klinikums München Großhadern, bevor er nach Tübingen zurückkehrte, diesmal an die Universitätsklinik für Urologie. Hier erarbeitete er sich unter Professor Arnulf Stenzl unter anderem seine Spezialkenntnisse in der Behandlung von Harnblasenkarzinomen.

„Krebserkrankungen der Harnblase lassen sich grob in zwei sehr unterschiedliche Formen einteilen“, erläutert Gakis und präzisiert: „Dreiviertel der Fälle sind oberflächliche Tumore, die in der Regel bei einem Eingriff über die Harnröhre abgetragen werden können. Die Harnblase bleibt dabei erhalten. Das restliche Viertel sind wesentlich aggressivere Tumore, die in die Blasenwand einwachsen und zudem Metastasen bilden können. Diese muskelinvasiven Tumore können meist nur durch die vollständige Entfernung der Blase geheilt werden.“

Orthotope Neoblase als Ersatzreservoir „bauen“

Für beide Krebsformen besitzt Gakis das Know-how zu einer Behandlung nach dem aktuell bestverfügbaren Wissensstand. So ist er in der Lage, nach der radikalchirurgischen Behandlung von muskelinvasiven Harnblasentumoren an der Position der entfernten Blase aus patienteneigenem Dünndarmgewebe ein Ersatzreservoir zu bilden. Man spricht dann von einer orthotopen Neoblase.

Zu den weiteren chirurgischen Herausforderungen bei diesem Eingriff zählt es, für die Kontinenz den Schließmuskel unter der ehemaligen Harnblase zu erhalten. Auch für die Beibehaltung der sexuellen Funktion bei Männern wie Frauen ist chirurgisches Können gefragt.

Zur Behandlung der oberflächlichen Harnblasentumoren hat Gakis eine neue Methode „im Gepäck“, die er nun auch am UKW etablieren wird. Bei der von ihm mitentwickelten „En-bloc-Resektion mit Hydrojet“ wird unter den Tumor ein Depot aus Kochsalzlösung injiziert, wodurch das Krebsgewebe in das Blaseninnere angehoben wird.

„Im Gegensatz zu herkömmlichen Methoden, bei denen der Tumor beim Abtragen in viele kleine Segmente zerteilt wird, ist bei diesem Vorgehen das in der Onkologie favorisierte Herausschneiden des Tumors in einem Stück möglich“, erläutert der Mediziner. Nach seinen Angaben wird dieses Verfahren beim Kolonkarzinom schon seit Jahren erfolgreich angewandt.

Gefragter Autor diverser Leitlinien

Speziell in der Fachwelt anerkannte Nachweise für die uro-onkologische Expertise von Professor Gakis sind seine Mitgliedschaften in nationalen und internationalen Komitees. So ist er Erstautor der Leitlinien der Europäischen Vereinigung für Urologie (EAU) zum primären Urethralkarzinom und Mitglied in der EAU-Leitliniengruppe zum muskelinvasiven und metastasierten Harnblasenkarzinom. Darüber hinaus leitete er die Arbeitsgruppe der S3-Leitlinie zum nicht-muskelinvasiven Urothelkarzinom.

Maximilian-Nitze-Preis 2014 für Habilitationsschrift

Als engagierter Forscher kann sich Professor Gakis bislang auf fast 150 wissenschaftliche Publikationen stützen. Unter diesen wurde seine Habilitationsschrift im Jahr 2014 mit dem Maximilian-Nitze-Preis ausgezeichnet. Dies ist der höchste Preis, den die Deutsche Gesellschaft für Urologie zu vergeben hat. „Das Thema war der Einfluss männlicher Hormone auf die Entwicklung von Harnblasenkarzinomen. Es gibt Hinweise darauf, dass Androgene das Wachstum von aggressiven Blasentumoren beeinflussen können. Meine Forschungsarbeit widmete sich den dabei auf genetischer Ebene ablaufenden Mechanismen“, berichtet der Preisträger.

Gute Forschungsmöglichkeiten am UKW

Die an der Klinik und Poliklinik für Urologie und Kinderurologie vorhandenen Forschungsmöglichkeiten zählten auch zu den Faktoren, die Gakis auf die ausgeschriebene Stelle nach Würzburg zogen: „Besonders wertvoll ist zum Beispiel die Anbindung an das eigene Labor der Urologie, was mir die Chance gibt, im Bereich des Urothelkarzinoms weiter zu forschen. Außerdem freue ich mich darauf, von der Expertise von Professor Hubert Kübler zu profitieren.“ Gakis kennt den Direktor der Klinik und Poliklinik für Urologie und Kinderurologie am UKW von der gemeinsamen Arbeit an der S3-Leitlinie zum Harnblasenkarzinom.

Ein weiterer Anziehungspunkt am UKW war für den in der Laparoskopie erfahrenen Urologen die derzeitige, von Professor Kübler in seinem Fachbereich vorangetriebene Ausweitung der Roboterchirurgie.

In puncto Lehre bietet Professor Gakis Tutorenschaften und Doktorarbeiten an. Außerdem hält er einen Teil der Vorlesung zum Harnblasenkarzinom.

Pressemitteilung des Universitätsklinikums

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