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Oswald-Külpe-Preis für Jan Born

28.11.2017

Das Institut für Psychologie hat den Oswald-Külpe-Preis 2017 an Professor Jan Born aus Tübingen verliehen: Der Schlaf- und Gedächtnisforscher nahm die Auszeichnung bei einer Feier in Würzburg entgegen.

Verleihung des Oswald-Külpe-Preises 2017 an Jan Born (2.v.r.): Rechts Roland Deutsch, Vorstand des Instituts für Psychologie, links die Laudatoren Paul Pauli und Andrea Kübler. (Foto: Robert Emmerich)

Professor Jan Born hat als einer der ersten Wissenschaftler experimentell untersucht, welche Bedeutung der Schlaf für die Gedächtnisbildung hat. Dabei fand er heraus, dass das Gedächtnis im Schlaf gefestigt wird und dass auch Problemlösungsstrategien im Schlaf weiter ablaufen.

„In weiteren sehr innovativen Studien konnte er nachweisen, dass nicht der REM-Schlaf, sondern der Tiefschlaf entscheidend für die Übertragung von Information in den Langzeitspeicher des Gehirns und damit für die Gedächtnisbildung ist“, so der Würzburger Psychologie-Professor Paul Pauli. Er hielt am 24. November 2017 bei der Feier zur Verleihung des Oswald-Külpe-Preises die Laudatio.

Jan Borns Festvortrag

In seinem Festvortrag gab Jan Born eine Übersicht über sein bisheriges Lebenswerk. Seiner Meinung nach ist die Gedächtnisfunktion die wichtigste Funktion des Schlafes überhaupt.

Dabei sei es nur auf den ersten Blick verwunderlich, dass sich das Gedächtnis in einem Zustand festigt, in dem der Mensch ohne Bewusstsein ist: Im Wachzustand könne der Transfer von Inhalten in den Langzeitspeicher des Gehirns nicht funktionieren, weil es dann zu viele Kollisionen mit der regulären Reizverarbeitung gibt. Das Gehirn wäre damit ganz einfach überfordert.

Born stellte verschiedene Experimente aus seiner Arbeit vor. Das Publikum erfuhr zum Beispiel, dass in den Gehirnströmen spezifische langsame Oszillationen auftauchen, wenn im Schlaf der Langzeitspeicher gefüllt wird. Diese Oszillationen könne man dem Gehirn über Elektroden von außen „aufzwingen“. Sie stellen sich auch ein, wenn man einem Schlafenden leise Klicklaute vorspielt. Auf diese Weise lasse sich die Konsolidierung von Gedächtnisinhalten verbessern.

Lebenslauf des Preisträgers

Den Werdegang des Preisträgers stellte Professorin Andrea Kübler vor. Jan Born, 1958 in Celle geboren, studierte Psychologie und Mathematik in Tübingen und Ulm. Als Professor wirkte er dann in Bamberg und Lübeck, bevor er 2010 zu seinen Wurzeln zurückkehrte: Er wurde Direktor am Institut für Medizinische Psychologie und Verhaltensneurobiologie der Universität Tübingen.

Jan Born war unter anderem Sprecher der DFG-Forschergruppe „Gedächtnisbildung im Schlaf“ und stand dem Sonderforschungsbereich „Plastizität und Schlaf“ vor. 2009 wurde er Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina, 2010 erhielt er den Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis der DFG.

Fakten zum Oswald-Külpe-Preis

In seinem Grußwort zur Feier hatte Institutsvorstand Professor Roland Deutsch betont, dass der Külpe-Preis tief in der Geschichte des Würzburger Instituts für Psychologie verwurzelt sei. Oswald Külpe, nach dem der Preis benannt ist, habe einen wichtigen Grundstein für die heutige Motivations- und Kognitionspsychologie gelegt.

Oswald Külpe (1862-1915) gründete 1896 das Würzburger Psychologische Institut und ging als Vater der „Würzburger Schule der Denkpsychologie“ in die Wissenschaftsgeschichte ein. Die Vertreter dieser Forschungsrichtung waren zu Beginn des 20. Jahrhunderts die ersten, die höhere geistige Prozesse wie das Denken, Wollen und Urteilen experimentell untersuchten.

Zur Erinnerung an ihn vergibt das Institut seit 2005 den mit 4.000 Euro dotierten Oswald-Külpe-Preis im Turnus von zwei Jahren. Er wird Persönlichkeiten verliehen, die bei der experimentellen Erforschung höherer geistiger Prozesse Herausragendes geleistet haben.

Ins Leben gerufen wurde der Preis vom inzwischen emeritierten Würzburger Psychologie-Professor Fritz Strack: Er stiftete ihn durch eine Zuspende zur Sparkassenstiftung der Stadt Würzburg.

Bisherige Preisträger

Die bisherigen Oswald-Külpe-Preisträger sind Asher Koriat (Universität Haifa, 2005), Richard E. Nisbett (University of Michigan, 2007), Michael Tomasello (Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie Leipzig, 2009), Wolfgang Prinz (Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften Leipzig, 2011), Anke Ehlers (Universität Oxford, 2013) und Norbert Schwarz (University of Michigan, 2015).

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