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Platz zwei im Science Slam

25.06.2019

Der Würzburger Romanist Dr. Julien Bobineau hat beim Finale eines Science Slams in Hamburg den zweiten Platz belegt. In seinem Vortrag sprach er über Kolonialismus und Afrika-Stereotype.

Constanze Klotz, Julien Bobineau, Gewinnerin Jennifer Timrott mit der Siegprämie, den goldenen Boxhandschuhen, Julia Schnetzer und Mitra Kassai (von links) waren beim Finale des Weltverbesserer-Science-Slams in Hamburg dabei. Rechts Moderator Rainer Holl.
Constanze Klotz, Julien Bobineau, Gewinnerin Jennifer Timrott mit der Siegprämie, den goldenen Boxhandschuhen, Julia Schnetzer und Mitra Kassai (von links) waren beim Finale des Weltverbesserer-Science-Slams in Hamburg dabei. Rechts Moderator Rainer Holl. (Bild: Sveda Gettys)

Großartige Kulisse: 600 Zuhörerinnen und Zuhörer waren im Ballsaal des Millerntor-Stadions im Hamburger Stadtteil St. Pauli versammelt, um das Finale des erstmals ausgetragenen Weltverbesserer-Science-Slams zu erleben. Im Vorfeld hatte es Vorentscheide in sieben deutschen Städten gegeben; die jeweiligen Erstplatzierten durften in Hamburg antreten. Organisiert wurde die Veranstaltung von der Techniker-Krankenkasse und der Initiative „Kiezhelden“, einem Sozialprojekt des Fußballvereins FC St. Pauli.

In nur zehn Minuten mussten die Slammerinnen und Slammer in Hamburg erklären, wie sie die Welt ein Stück besser machen. Verschiedene Wissenschaftsbereiche waren ebenso vertreten wie Social-Start Ups. Der Inhalt der Präsentationen reichte von der Integration von Geflüchteten über das Recycling von Plastikmüll bis hin zur Inklusion.

Finalist Dr. Julien Bobineau, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Französische und Italienische Literaturwissenschaft der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg, wurde für seinen Vortrag auf Platz zwei gewählt. Sein Thema: „Africa is not a country. Wie koloniale Stereotypen unseren Alltag prägen“.

Fehlende Aufarbeitung kolonialer Vergangenheiten

Bereits in seiner Dissertation hat sich Bobineau mit der Kolonialgeschichte und deren Auswirkungen auf die europäischen Gesellschaften beschäftigt. Das Thema seiner 2019 publizierten Arbeit ist die belgische Kolonialherrschaft in der heutigen Demokratischen Republik Kongo.

Bobineau zeichnet diese Zeit anhand der Biographie des ersten kongolesischen Ministerpräsidenten Patrice Lumumba (1925-1961) nach. Lumumba wurde 1961 unter Beteiligung belgischer Geheimdienste ermordet, weil der Westen eine Solidarisierung von Lumumbas Kongo mit der Sowjetunion befürchtete und weiterhin vom Rohstoffreichtum des Landes profitieren wollte.

„Die grausame Kolonialvergangenheit wurde bislang in keinem europäischen Land vollständig aufgearbeitet. Dieser Umstand hat fatale Folgen für die vorherrschenden Afrika-Bilder in Europa“, sagt der JMU-Wissenschaftler. Dass Afrikanerinnen und Afrikaner noch heute in Kinofilmen, Kunst und Werbung als wild, unzivilisiert oder faul dargestellt werden, hängt laut Bobineau mit dem Menschenbild zusammen, das in der Kolonialzeit konstruiert wurde und als Rechtfertigung für Ausbeutung, Unterdrückung und Sklaverei diente.

Ein Format der Wissenschaftskommunikation

„Ein Science Slam ist deshalb so interessant, weil man ein großes Publikum innerhalb kürzester Zeit auf unterhaltsame Weise für wissenschaftliche Problemstellungen und auch für sehr ernste Forschungsthemen sensibilisieren kann“, sagt Bobineau. Science Slams werden als zielgruppenorientiertes Kommunikationsformat zur Verbreitung wissenschaftlicher Ergebnisse in Deutschland immer beliebter.

Die Teilnahme an diesen Formaten fördere auch die Präsentationskompetenzen von Wissenschaftlern, so der JMU-Romanist. Man müsse sich überlegen, wie man spezifische Forschungsthemen in allgemeinverständlicher Form an ein interessiertes Laienpublikum vermitteln kann.

Kontakt

Dr. Julien Bobineau, Lehrstuhl für Französische und Italienische Literaturwissenschaft, Universität Würzburg, T +49 931 31-83826, julien.bobineau@uni-wuerzburg.de

Weblink

Weltverbesserer-Science-Slam

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