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Politikspiel im Lehr-Lern-Garten

26.07.2016

Normalerweise erfahren Schulklassen im Lehr-Lern-Garten der Universität etwas über Nutzpflanzen oder die Klimazonen der Erde. Was aber hat ein Planspiel zur Politik der Vereinten Nationen dort verloren? Zwei Lehramtsstudierende berichten.

Die Studierenden Lucia Schram und Korbinian Lechner bei der Nachbereitung ihres Sozialkunde-Seminars im Unigebäude am Wittelsbacherplatz. (Foto: Robert Emmerich)
Die Studierenden Lucia Schram und Korbinian Lechner bei der Nachbereitung ihres Sozialkunde-Seminars im Unigebäude am Wittelsbacherplatz. (Foto: Robert Emmerich)

Praxiserfahrung im Umgang mit Schulklassen und anderen Gruppen sammeln: Dafür wurde im Botanischen Garten der Universität Würzburg der Lehr-Lern-Garten eingerichtet. Nicht nur Lehramtsstudierende können dort Methoden der Wissensvermittlung lernen, sondern beispielsweise auch Pädagogikstudierende, die später in der Erwachsenenbildung arbeiten wollen.

Biologie, Geographie, Chemie und vieles mehr: Der Lehr-Lern-Garten bietet einen reichen Themenfundus für den außerschulischen Unterricht – seit Neuestem auch für das Fach Sozialkunde. Im Sommersemester 2016 gab es erstmals ein Seminar über die Komplexität der internationalen Umweltpolitik. Sechs Studierende nahmen daran teil. Am Ende setzten sie das Gelernte mit einer neunten Klasse vom Würzburger Mädchengymnasium St. Ursula um.

Politik und Demokratie können mühsam sein

„Wir wollten den Schülerinnen unter anderem zeigen, wie schwierig und mühsam Politik und Demokratie sein können, weil viele Meinungen unter einen Hut gebracht werden müssen“, sagen die Lehramtsstudierenden Lucia Schram und Korbinian Lechner. Dazu benutzten sie ein Planspiel und stellten eine Sitzung des „United Nations Environment Programme“ (UNEP) nach. Dieses Gremium ist bei der UNO eine Art „Stimme der Umwelt“. Die Schülerinnen schlüpften in dem Spiel in die Rollen von Delegierten aus verschiedenen Staaten.

In der Sitzung ging es um einen Resolutionsentwurf für einen besseren Schutz des Regenwaldes. Die Abholzung eindämmen, ein Gütesiegel für nachhaltig produziertes Tropenholz etablieren, einen Fonds zum Erhalt des Regenwaldes einrichten. Über solche und andere Fragen diskutierten und verhandelten die Schülerinnen. Konfliktpotenzial gab es dabei genug. Nur ein Beispiel: Wer soll Geld in den geplanten Fonds einzahlen? Nur die reichen Staaten oder auch die ärmeren?

Schülerinnen überrascht vom Scheitern

Am Ende scheiterte die Resolution, weil keine Zweidrittel-Mehrheit zustande kam. „Da waren die Schülerinnen schon sehr überrascht, dass nun gar nichts passieren wird für den Regenwald. Und das, wo sie doch einen ganzen Vormittag lang darüber gesprochen hatten“, sagt Lucia, Studentin der Sonderpädagogik fürs Lehramt. „Und wir hatten eines unserer Lernziele erreicht – zu zeigen, dass Politik ein schwieriges Geschäft ist“, ergänzt Korbinian, der Lehramt für Mittelschulen studiert.

Damit die Schülerinnen auch wussten, worüber sie verhandeln, hatten die Studierenden zuvor eine fachliche Basis geschaffen: Im Regenwaldhaus des Botanischen Gartens erklärten sie an Lernstationen unter anderem die biologische Vielfalt, die Bedeutung des Tropenwaldes als Rohstoffquelle und die Gefahren, die dem Regenwald drohen.

Praxis steht im Studium hoch im Kurs

Biologie und Sozialkunde, kombiniert in einem Seminar: Das ist heutzutage nicht mehr ungewöhnlich. „Fächerübergreifendes Unterrichten hat im Studium einen hohen Stellenwert“, erklärt Korbinian. Viel Wert werde im Lehramtsstudium auch auf Praxiserfahrungen gelegt. „Wir bekommen gewissermaßen ständig gezeigt, welche Fächer man wie vermittelt, und das ist immer auch mit Praktika verbunden“, sagt Lucia.

Für „ihre“ Schülerinnen haben die Studierenden nur Lob übrig: „Sie waren ruhig, aufmerksam und haben toll mitgearbeitet.“ Zufrieden mit der Arbeit der Studierenden wiederum zeigte sich Ute Medicus vom Lehr-Lern-Garten: „Sie haben interessante Stationen für die Gewächshäuser entwickelt und das Planspiel sehr gut geleitet.“ Dozent Harald Retsch schließlich weist darauf hin, dass Schüler mit solchen Planspielen hautnah erleben können, warum sich in der Politik komplexe Probleme eben nicht mit einfachen Rezepten rasch lösen lassen.

Fakten zum Seminar

Das Seminar heißt „Umweltpolitik im Sozialkundeunterricht handlungsorientiert unterrichten. Politik im LehrLerngarten“. Auf die Beine gestellt wurde es von Ute Medicus, Koordinatorin des Lehr-Lern-Gartens, und Harald Retsch, Sozialkundelehrer am St.-Ursula-Gymnasium sowie Lehrbeauftragter am Zentrum für Lehrerbildung der Universität, zusammen mit Lehramtsstudierenden.

In dem Seminar wird das vom Wissenschaftsladen Bonn entwickelte Planspiel „Internationale Umweltpolitik hautnah“ mit selbst erarbeiteten Stationen in den Gewächshäusern des Botanischen Gartens verknüpft. Die Schüler können dabei biologische und politische Aspekte lernen.

Zur Homepage des Lehr-Lern-Gartens: www.uni-wuerzburg.de/einrichtungen/llg

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