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Preis für Bachelorarbeit in Geschichte

05.09.2023

Student Jonathan Vieth hat seine Bachelorarbeit über den Nürnberger Kaufmann Anton II. Tucher geschrieben. Dafür erhielt er einen Förderpreis des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg.

Preisträger Jonathan Vieth mit Professorin Charlotte Bühl-Gramer und Professor Georg Seiderer, beides Mitglieder der Jury des Förderpreises.
Preisträger Jonathan Vieth mit Professorin Charlotte Bühl-Gramer und Professor Georg Seiderer, beides Mitglieder der Jury des Förderpreises. (Bild: Kilian Schödel/ Stadtarchiv Nürnberg)

Anton II. Tucher (1457-1524) war ein erfolgreicher und hoch angesehener Kaufmann und Ratsherr in Nürnberg. Mit zwei Vettern führte er die international tätige Tuchersche Handelsgesellschaft. Zum Warensortiment gehörten Samt- und Seidenwaren, Gewürze, Metallwaren, Leder, Felle und mehr.

Ab dem Jahr 1488 war Tucher im Auftrag der Stadt Nürnberg an Fürstenhöfen und auf Reichsversammlungen auch diplomatisch tätig. Außerdem trat der Kaufmann und Politiker als Mäzen hervor. Unter anderem stiftete er für die Nürnberger Lorenzkirche den vom Bildhauer Veit Stoß geschaffenen „Engelsgruß“.

Als Stifter zeigte sich Tucher großzügig; er gab für den „Engelsgruß“ rund 550 Gulden aus. Zum Vergleich: „Der Jahreslohn eines Handwerksgesellen beim Stadtbauamt betrug damals rund 26 Gulden“, sagt Jonathan Vieth, Student der Geschichte an der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg. Er hat in seiner Bachelorarbeit Tuchers Konsumverhalten untersucht.

Förderpreis mit 500 Euro dotiert

Die Arbeit ist offenbar sehr gut gelungen: Jonathan Vieth erhielt dafür im Sommer 2023 einen mit 500 Euro dotierten Förderpreis des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg. Die Betreuerin seiner Arbeit war Professorin Anuschka Tischer, Leiterin des JMU-Lehrstuhls für Neuere Geschichte.

Der Würzburger Student hat sich für seine Abschlussarbeit in die wissenschaftliche Edition von Tuchers Haushaltsbuch vertieft, welche die Jahre 1507 bis 1517 umfasst. In dieser Quelle stieß er auf einige Überraschungen. Denn der Nürnberger Händler konnte sehr freigiebig, aber auch sehr sparsam sein.

Effizientes Wirtschaften durch Sparsamkeit

So brachte Anton II. Tucher trotz seiner hohen Stellung und seines Reichtums seine Schuhe zwecks Neubesohlung lieber zum Schuster als sich ein neues Paar zu kaufen. Für die Renovierung seines Hauses besorgte er gebrauchte statt neuer Ziegeln. „Als Kaufmann war ihm ein gutes und effizientes Wirtschaften wichtig, und das spiegelt sich in seinem Haushalt wider“, sagt Jonathan Vieth.

Ein anderes Beispiel: Der Händler Tucher saß direkt an der Quelle von exotischen und teuren Gewürzen wie Safran. Doch die wurden in seinem Haushalt nicht exzessiv benutzt. Wenn er seine Familienangehörigen oder Freunde mit Gewürzen beschenkte, tat er auch das nicht im Übermaß, sondern in haushaltsüblichen Mengen.

Für Wein wurde viel Geld ausgegeben

Die preisgekrönte Bachelorarbeit dreht sich nicht nur um Tuchers Haushaltsführung. Jonathan Vieth beschreibt zuerst die Wirtschafts- und Sozialstruktur der Reichsstadt Nürnberg zu Tuchers Zeit. Dann geht er biografisch auf den Händler und dessen Stellung in der Nürnberger Gesellschaft ein. Schließlich kommt er zu Tuchers Konsum – zum Eigenbedarf ebenso wie zu Geschenken und Ausgaben für Bewirtungen.

Verblüffenderweise verwendete Tucher die Hälfte des Geldes, das er für Lebensmittel ausgab, für den Kauf von Getränken. Allein für Wein gab die Familie im Schnitt 39 Prozent des Jahresetats aus. „In ihrem Keller lagerten rund 8.000 Liter, darunter waren günstige fränkische Weine, aber auch edlere Tropfen aus dem Mittelmeergebiet“, erzählt der JMU-Student.

Ausgeschenkt wurde der Wein vor allem dann, wenn Tucher hochrangige Gäste aus Handel, Politik und Kirche bewirtete. Privat konsumierte der Händler lieber etwas Preisgünstigeres, und zwar Bier. Auch dieses Beispiel zeigt, dass er nach außen repräsentative Großzügigkeit lebte, nach innen aber Sparsamkeit.

Publikation

„Der Konsum in Nürnberg an der Wende zwischen Spätmittelalter und Früher Neuzeit – dargestellt am Haushalt Anton II. Tuchers“, Bachelorarbeit von Jonathan Vieth

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Von Robert Emmerich

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