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Raus aus der Komfortzone

28.05.2019

Mit einem International Day hat die Juristische Fakultät Würzburg für ein oder zwei Studiensemester im Ausland geworben. Vertreter aus zwölf Partneruniversitäten haben ihre Angebote vorgestellt.

Gruppenbild mit Gästen aus zwölf Partneruniversitäten. Vorne (v.l.): Vizepräsident Baris Kabak, der Dekan der Juristischen Fakultät Olaf Sosnitza und die  Erasmusbeauftragte Anja Amend-Traut.
Gruppenbild mit Gästen aus zwölf Partneruniversitäten. Vorne (v.l.): Vizepräsident Baris Kabak, der Dekan der Juristischen Fakultät Olaf Sosnitza und die Erasmusbeauftragte Anja Amend-Traut. (Bild: Gunnar Bartsch / Universität Würzburg)

Für ein oder zwei Semester an eine Universität im europäischen Ausland wechseln oder dort ein Praktikum absolvieren? Diese Möglichkeit bietet das EU-Programm Erasmus plus. Studierenden an der Juristischen Fakultät der Universität Würzburg stehen 23 Partnerhochschulen zur Auswahl – von der ältesten in Bologna, gegründet im Jahr 1088, bis zur noch nicht einmal 30 Jahre alten Uni Tarragona in Katalonien, von Bergen im Norden bis Thessaloniki im Süden. Gut 100 Plätze stellt die Fakultät jedes Jahr zur Verfügung, doch die Auslastung liegt bei gerade einmal 40 Prozent. Es ist also noch Luft nach oben.

Aus diesem Grund hat die Juristische Fakultät jetzt den 1. International Day veranstaltet. Vertreterinnen und Vertreter aus zwölf Partner-Universitäten waren dafür nach Würzburg gekommen. An Info-Ständen und in Vorträgen wollten sie Jura-Studierende für den Gang ins Ausland gewinnen und von den Vorzügen ihrer jeweiligen Hochschulen überzeugen. Begleitend dazu trafen sich die Erasmus-Verantwortlichen in Arbeitsgesprächen, um sich persönlich kennenzulernen und über Erfahrungen und Probleme auszutauschen.

Auslandserfahrungen erhöhen die Jobchancen

Wie wichtig ein Auslandsaufenthalt für Juristen ist, zeigen die Ergebnisse zweier aktueller Studien, die im Auftrag der EU-Kommission erstellt wurden, wie Professorin Anja Amend-Traut in ihrer Begrüßung der internationalen Gäste sagte. Amend-Traut hat an der Universität Würzburg den Lehrstuhl für Deutsche und Europäische Rechtsgeschichte, Kirchenrecht und Bürgerliches Recht inne und ist seit zehn Jahren Erasmusbeauftragte der Fakultät. Demnach zeigen die Studien, dass berufs- und studienbezogene Auslandserfahrungen neben der Examensnote das wichtigste Einstellungskriterium sind. „Sie erhöhen die Einstellungswahrscheinlichkeit um 70 bis 90 Prozent“, so Amend-Traut.

Neue kulturelle Eindrücke gewinnen, selbständig werden, internationale Kontakte knüpfen, eine Sprache neu erlernen oder besser beherrschen – und das alles mit finanzieller Unterstützung der EU: Diese positiven Aspekte eines Auslandsaufenthalts mit dem Erasmus-Programm liegen auf der Hand. Dazu kommt: Die Semester an einer anderen Uni werden nicht auf die Regelstudienzeit angerechnet – wichtig für Studierende, die Bafög beziehen oder – wichtig für Juristen – die mit einem Freiversuch zum Ersten Staatsexamen antreten wollen.

Erasmus fördert auch Praktika im Ausland

„Neu im Erasmus-Programm ist jetzt auch das Angebot, ein Praktikum im europäischen Ausland zu absolvieren“, erklärt Anja Amend-Traut. Drei Praktika schreibt die Studienordnung der Juristischen Fakultät derzeit vor. Sie können auch im Ausland abgeleistet werden. Wer dafür nach Frankreich, Rumänien oder in ein anderes europäisches Land geht, schlägt nach ihren Worten „zwei Fliegen mit einer Klappe“: Er verliert keine zusätzliche Zeit und sammelt wichtige Erfahrungen, die für die Karriere von Vorteil sein können. Zusätzliches Plus: Das Geld, das eine Praktikantin, ein Praktikant möglicherweise verdient, wird auf das Stipendium nicht angerechnet, es kommt sozusagen on top.

„Das Erasmusangebot spielt eine fundamentale Rolle in der internationalen Zusammenarbeit der Julius-Maximilians-Universität“, sagte Professor Barış Kabak, Vizepräsident der JMU und dort für die Internationalisierung zuständig. Es sei eine wundervolle Gelegenheit, Menschen miteinander in Kontakt zu bringen, den Horizont zu erweitern und ein gesteigertes Bewusstsein einer globalen Verantwortung für Werte wie Freiheit, Gleichheit und Partizipation zu entwickeln sowie für Probleme wie Umweltzerstörung und Armut.

Studierende rief er dazu auf, ihre „Komfortzone zu verlassen“ und ein cosmopolitan thinking zu entwickeln. Dies sei von höchster Bedeutung in einer Zeit, in der die politische Spaltung in Europa zunehmend voranschreite. Eine Aufforderung, der sich Professor Olaf Sosnitza, Dekan der Juristischen Fakultät, und Katharina Göthner vom International Students Office in ihren kurzen Grußworten anschlossen.

Wer nun also Lust auf ein Auslandssemester verspürte, hatte an den Info-Ständen in der Neubaukirche die Qual der Wahl. Zwei Beispiele:

Von der Erasmusstudentin in Würzburg zur Professorin in Katalonien

1999/2000 war Altana de la Varga Pastor selbst als Erasmusstudentin zu Gast an der Juristischen Fakultät der JMU. Inzwischen ist sie Professorin an der Universitat Rovina i Virgili in Tarragona / Katalonien; am Infostand im Foyer der Neubaukirche wollte sie beim International Day für ein Auslandssemester an ihrer Uni motivieren. „Ich war damals zum ersten Mal so weit weg von zu Hause“, erinnert sie sich. Die Begegnung mit einer neuen Kultur, mit vielen Menschen aus unterschiedlichen Ländern und – im Studium – mit einem anderen Rechtssystem sei eine „sehr gute Erfahrung“ gewesen. Noch heute habe sie Kontakt zu Mitstudierenden aus dieser Zeit.

Und was erwartet Studierende, die nach Katalonien gehen? Unter anderem eine Stadt, ähnlich groß wie Würzburg, mit Wurzeln bis ins römische Reich. Eine Uni, die jedem Erasmusstudierenden einen persönlichen Mentor zur Seite stellt und eine Fakultät mit vielen Studienangeboten auf Englisch.

Aufbruchstimmung auf Estlands Flüssen

„Estnisch gehört zu den finno-ugrischen Sprachen und ist nicht schwer. Selbst kleine Kinder können es sprechen“, sagt Marju Luts-Sootak, Professorin für Rechtsgeschichte an der Universität von Tartu, mit einem Augenzwinkern. Aber auch, wenn Estnisch sich nicht sofort erschließt: Angst vor Verständigungsschwierigkeiten müssen Würzburger Studierende nicht haben, wenn sie nach Estland gehen. „In Tartu kann so gut wie jeder Englisch.“

Die Stadt sei touristisch geprägt und „erobert von Jugendlichen“ – letzteres vor allem dank ihrer großen Zahl an Hochschulen, Universitäten und Gymnasien. Die Uni halte viele englischsprachige Angebote parat, und das Leben finde im Frühling und Sommer großteils draußen statt. „Im Frühling ist unser Fluss voll mit Booten, auf denen Studierende sich treiben lassen und feiern“, erzählt die Professorin. Wer den Aufbruch liebt, sei deshalb während des Frühlingssemesters in Tartu am richtigen Ort. Doch auch das Herbstsemester habe seine Reize – für alle, die es mögen, wenn es dunkler wird, und die sich auf Schnee freuen.

Mehr Informationen zum Erasmusprogramm der Juristischen Fakultät

Kontakt

Prof. Dr. Anja Amend-Traut, T: +49 931 31-82320, anja.amend-traut@uni-wuerzburg.de

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