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Neue Reihe: Pädagogik und Recht

11.07.2023

Rechtliches Wissen ist für alle pädagogischen Handlungsfelder relevant. Und Pädagog:innen sind dazu prädestiniert, kritisch über Rechtsnormen nachzudenken. Eine neue Reihe soll das bewusst machen.

Joana Rieger, Melissa Silva und Anna-Lena Weber (v.l.) entwickeln an der Uni Würzburg die neue Lehrveranstaltungsreihe „Pädagogik und Recht“.
Joana Rieger, Melissa Silva und Anna-Lena Weber (v.l.) entwickeln an der Uni Würzburg die neue Lehrveranstaltungsreihe „Pädagogik und Recht“. (Bild: Robert Emmerich / Universität Würzburg)

Das pädagogische Spektrum, in dem rechtliche Kenntnisse zum Tragen kommen, ist weit gefächert. Vage Rechtsbegriffe wie zum Beispiel das „Kindeswohl“ müssen auf Grund ihrer Unbestimmtheit interpretiert und pädagogisch ausgelegt werden. Lehrkräfte müssen einschlägige landesspezifische Regelungen ebenso kennen wie ihre Pflichten, sollte ein Verdacht auf Kindeswohlgefährdung vorliegen.

Auch im Bereich der Inklusion sind Rechtskenntnisse wichtig: Wenn Menschen mit Behinderung ihre gesetzlich verankerten Rechte auf unabhängige Lebensführung und Einbeziehung in die Gemeinschaft durchsetzen wollen, profitieren sie erheblich von der professionellen Unterstützung durch Pädagoginnen und Pädagogen.

Ein weiteres Beispiel: Absolventinnen und Absolventen pädagogischer Masterstudiengänge benötigen für Leitungspositionen häufig arbeitsrechtliches Grundwissen, das ihnen beim professionellen Führen eines Teams hilft und ihnen Handlungssicherheit gibt.

Dozentinnen möchten Diskurs eröffnen

Diese Beispiele zeigen: In pädagogischen Studiengängen sollte auch rechtliches Wissen im Fokus stehen. Davon sind drei Dozentinnen der Universität Würzburg überzeugt – auch weil sie bei ihren Studierenden immer wieder großes Interesse an rechtlichen Themen wahrnehmen.

„Es ist uns wichtig, diesen Diskurs zu eröffnen, in Bezug auf rechtliches Wissen in Handlungsfeldern pädagogischer Praxis, aber auch in Bezug auf die wissenschaftlichen Disziplinen Pädagogik und Rechtswissenschaft“, so Joana Rieger und Melissa Silva vom Lehrstuhl für Systematische Bildungswissenschaft und Anna-Lena Weber vom Lehrstuhl für Sonderpädagogik bei Lernbeeinträchtigungen.

Darum arbeiten die drei intensiv an der neuen Veranstaltungsreihe: „Pädagogik und Recht“. Diese startet voraussichtlich im Wintersemester 2023/24 und richtet sich an Studierende aller pädagogischen Fächer.

Studierende sollen eine Haltung entwickeln

Die neue Reihe ist auf zwei Semester angelegt und wird inhaltlich breit gefächert sein. Es geht dabei nicht um das Auswendiglernen von Rechtsparagrafen. Stattdessen sollen den Studierenden Beispiele für pädagogische Handlungsfelder aufgezeigt werden, in denen rechtliches Wissen relevant wird.

Die drei Würzburger Wissenschaftlerinnen haben noch ein weiteres Anliegen: Sie möchten erreichen, dass die Studierenden ihr im Studium erlerntes kritisches pädagogisches Denken auch auf relevante rechtliche Themen anwenden, dass sie eine Haltung entwickeln.

Den Studierenden soll bewusstwerden, dass sie daran mitwirken können, die Grenzen rechtlicher Regelungen aufzuzeigen und Rechtsnormen zu verbessern. Denn Rechte verwirklichen sich nicht von selbst, besonders dort, wo es um unbestimmte Rechtsbegriffe geht. Es bedarf an vielen gesellschaftlichen Schnittstellen des engagierten Eintretens professioneller Pädagoginnen und Pädagogen für ihr Klientel. Und es ist nötig aufzuzeigen, wo Rechtsnormen den Bedürfnissen bestimmter Gruppen nicht entsprechen, sondern ihnen widersprechen.

Gefördert aus dem Fonds für innovative Lehre

Bei ihrer Konzeptionsarbeit an der Reihe „Pädagogik und Recht“ haben die Pädagoginnen schnell gemerkt, dass viele andere Universitäten keine vergleichbaren Lehrangebote haben. Sie denken, dass ihr Projekt in der deutschen Hochschullandschaft einmalig sein dürfte.

„Rechtliches Wissen, Kenntnisse und die kritische Auseinandersetzung mit diesen für Pädagogikstudierende zu eröffnen, bietet großes Potential für unsere Studierenden. Durch die Förderung im Rahmen des Fonds für innovative Projekte in der Lehre können die Rahmenbedingungen für ein solches gewinnbringendes Lehrprojekt geschaffen werden“, schätzt Universitätsvizepräsident Professor Andreas Dörpinghaus, der in der Universitätsleitung für die Bereiche Studium, Lehre und Qualitätsmanagement zuständig ist, das Vorhaben ein.

JMU-Fonds für innovative Projekte in der Lehre

Mit dem Fonds möchte die Universität ihre Lehrenden dabei unterstützen, innovative Ideen schnell und einfach zu realisieren. Der Fonds stellt Personal- und Sachmittel bedarfsorientiert und auch kurzfristig zur Verfügung. Er vergibt beispielsweise Mittel für eine wissenschaftliche Hilfskraft, die bei der Entwicklung und Umsetzung innovativer Konzepte helfen kann. Anträge können an Vizepräsident Andreas Dörpinghaus gerichtet werden.

Weblink

JMU-Fonds für innovative Projekte in der Lehre

Von Robert Emmerich

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