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  • Blick auf das Gebäude der Neuen Universität am Sanderring im Schnee.

Reise in die Zeit des Ersten Weltkriegs

05.09.2023

Geschichte hautnah erleben – das können Interessierte am 23. September bei einem Leseabend der Uni Würzburg in Castell. Dort wird aus den Briefen der örtlichen Schreinerfamilie Arnoldt vorgelesen.

Auf vielen Dachböden und in Kellern sammeln sich solche historischen Dokumente: Schriftstücke älterer Generationen, die heute kaum noch jemand lesen kann. Ein Bürgerangebot der Uni Würzburg will das ändern.
Auf vielen Dachböden und in Kellern sammeln sich solche historischen Dokumente: Schriftstücke älterer Generationen, die heute kaum noch jemand lesen kann. Ein Bürgerangebot der Uni Würzburg will das ändern. (Bild: Luise Stark / Uni Würzburg)

Was bedeutete es für einen 21-jährigen Handwerker, zum Kriegsdienst in den Ersten Weltkrieg eingezogen zu werden? Wie erlebten Mutter, Vater und Geschwister diese Zeit in ihrem Heimatdorf? Und: Was schrieben sie ihrem Sohn und Bruder in die Ferne? Wer diesen Fragen auf den Grund gehen will, der ist eingeladen zu einem Leseabend der Uni Würzburg und des Heimatvereins Castell am 23. September 2023 um 18 Uhr im Rathaus Castell. Die Veranstaltung ist Teil eines Kooperationsprojektes des Heimatvereins und der Lesegruppe „Historische Selbstzeugnisse“ des Lehrstuhls für Europäische Ethnologie von Professorin Michaela Fenske.

„Auf vielen Dachböden und in zahlreichen Kellern ruhen Zeugnisse älterer Generationen: Briefe, Tagebücher, Schulhefte und Fotoalben“, weiß Michaela Fenske. „Für heute lebende Nachfahren sind diese Dokumente allerdings meistens nicht mehr lesbar. Wir wollen dieses historische Erbe wieder zugänglich machen.“ Beim Leseabend wird es um die Macht des Schreibens gehen und wie Briefe zwischen Front und Heimatdorf den Menschen halfen, den Krieg zu überstehen.

Damit wollen die Forschenden einen authentischen Einblick geben in den Kriegsalltag während des Ersten Weltkriegs in Unterfranken. „Gerade während der derzeitigen weltpolitischen Lage, können die über einhundert Jahre alten Briefe aus und nach Castell zum besseren Verständnis dessen beitragen, was Menschen in extremen Situationen verbindet und zusammenhält“, so die Mitglieder der Gruppe.

Mithilfe von Bürgerforschung fränkisches Kulturerbe erschließen

Seit dem Wintersemester 2020/21 hat der Lehrstuhl für Europäische Ethnologie bestimmte Lesekurse historischer Quellen auch für interessierte Bürgerinnen und Bürger geöffnet. Inzwischen ist aus den Kursen zusätzlich ein Bürgerforschungsprojekt erwachsen. Interessierte lesen gemeinsam historische Briefe, Tagebücher sowie andere Quellen aus Unterfranken und diskutieren deren Inhalte. Die Mitglieder der Gruppen haben selbst zuvor den Lesekurs des Lehrstuhls besucht und üben sich jetzt gemeinsam im Lesen alter Schriften. „Das ist manchmal ziemlich schwierig“, weiß Dr. Susanne Dinkl, akademische Rätin und Gruppenleiterin. „Aber: Gemeinsam historisches Quellen zu erschließen, das macht einfach großen Spaß.“

Über den Lehrstuhl Europäische Ethnologie

Der Lehrstuhl Europäische Ethnologie / Empirische Kulturwissenschaft an der Universität Würzburg, geleitet von Professorin Michaela Fenske, beschäftigt sich mit der Erforschung von Alltagskulturen. Ein Fokus liegt dabei auf der Untersuchung von materiellen und immateriellen Aspekten der Gegenwart und der Geschichte, etwa von Werten, Traditionen und sozialen Praktiken. Zu den Forschungsschwerpunkten gehören unter anderem Studien zu Mehrspezies-Beziehungen, die Anthropologie des Ländlichen, die Untersuchung von Erzählkultur sowie Historische Anthropologie.

Weitere Infos zur Veranstaltung

https://www.phil.uni-wuerzburg.de/eevk/transfer/lesegruppe-fuer-buergerinnen-und-studierende/

Kontakt

Prof. Dr. Michaela Fenske, Lehrstuhlinhaberin am Lehrstuhl für Europäische Ethnologie, Tel.: +49 931 31-89921, Mail: michaela.fenske@uni-wuerzburg.de

Von Sebastian Hofmann

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