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Respekt für Roboter zeigen

09.03.2021

Wie sollte die Gesellschaft rechtlich und moralisch mit Robotern umgehen? Vor allem dann, wenn sie menschenähnlich und neue Mitglieder sozialer Welten sind? Dieser Debatte gibt der Philosoph Wolfgang Schröder neue Impulse.

Roboter sollten mit Respekt behandelt werden – um der Kontinuität der Ethik willen, sagt Philosophieprofessor Wolfgang Schröder.
Roboter sollten mit Respekt behandelt werden – um der Kontinuität der Ethik willen, sagt Philosophieprofessor Wolfgang Schröder. (Bild: AndreyPopov / iStockphoto.com)

Der moralische und rechtliche Status vor allem humanoider Roboter gehört zu den aktuellen Top-Themen in Philosophie und Rechtstheorie. Manche betrachten Roboter ausschließlich als Werkzeuge oder Maschinen. Andere sehen mehr in ihnen – zumal Roboter nicht nur ein menschliches Aussehen, sondern zunehmend auch menschliche Eigenschaften verpasst bekommen.

Was die ersteren abstrus finden, sehen die anderen als nötig an: über moralische Regeln für den Umgang mit Robotern oder sogar über Roboter als Rechtspersönlichkeiten zu diskutieren. „Es liegt auf der Hand, dass wir die Mensch-Roboter-Interaktion nach ethischen und rechtlichen Prinzipien organisieren müssen, und zwar nach Prinzipien, die den humanen Nutzen optimieren und möglichen Schaden minimieren“, sagt Philosophie-Professor Wolfgang Schröder von der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg.

So könne die Vermeidung einer respektlosen Behandlung von Robotern dazu beitragen, ein normatives ethisches Grundkontinuum im Verhalten des Menschen zu bewahren. Anders gesagt: Wer respektvoll mit humanoiden Robotern umgeht, wird auch Respekt vor Menschen behalten. Wer Roboter respektlos behandelt, verroht womöglich auch im Umgang mit Menschen. Genau diese Einsicht könne die weiteren Diskussionen über die Mensch-Roboter-Interaktionen inspirieren.

Forschungspapier bei Springer Nature publiziert

Mit dieser Thematik befasst sich Wolfgang Schröder in einem neuen Forschungspapier, das er im Springer Nature Verlag veröffentlicht hat. Der Artikel ist online frei zugänglich. Schon nach wenigen Tagen hatte er ein halbes Tausend Downloads. „Für einen philosophischen Forschungsbeitrag ist das recht stattlich“, freut sich der JMU-Professor.

Schröders Artikel ist Teil des Springer-Bandes „AI, Robotics, and Humanity: Opportunities, Risks, and Implications for Ethics and Policy“. Darin sind Beiträge ausgewählter, international renommierter Autorinnen und Autoren versammelt. Diese haben sich auf Anregung des Pariser Neurowissenschaftlers Professor Stanislas Dehaene vom Collège de France und der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften (Vatikan) zusammengefunden.

Kontroverse Positionen konstruktiv zur Reaktion miteinander bringen

Wolfgang Schröder behandelt in seinem Artikel die international am häufigsten diskutierten neueren Ansätze zur Frage von Roboter-Rechten und zum Thema Roboter als Rechtspersönlichkeiten (E-Personhood). Als Novum macht er zudem einen eigenen Vorschlag für ein Verfahren, mit dem man die kontroversen Positionen in dieser Debatte konstruktiv miteinander reagieren lassen kann: mit einem „overlapping consensus“ im Sinne des Harvard-Philosophen John Rawls (1921-2002).

„Konkret plädiere ich für die Vereinbarung und Beibehaltung eines ethischen Kontinuums, eines umfassenden Raumes ethischer Fragen und Geltungsgründe, der über rein zwischenmenschliche Interaktionen hinaus zum Beispiel auch ethische Aspekte der Human-Robot-Interaction umfasst.“ So könnte der Widerstreit der vielen rationalen, aber inhaltlich widersprüchlichen Positionen zu moralischen Roboterrechten auf der Basis eines fundamental gemeinsamen Interesses an ethischer Regelung und Optimierung ausgetragen werden.

Überlappender Konsens nach John Rawls

Im Rawls'schen Typus eines „überlappenden Konsenses“ würden alle verschiedenen und widersprüchlichen vernünftigen Ethik-Ansätze für Künstliche Intelligenz und Roboterethik das oben zitierte ethische Grundkontinuum unterstützen, jedoch jeder Ansatz aus seiner eigenen Sicht.

„Wenn diese Konfiguration funktioniert, könnten zwei wichtige Desiderate erreicht werden: einerseits eine rationale nicht-eliminative ‚Hybridität‘ des ethischen Diskurses über Roboter und Rechte; andererseits der Ausbau der interdisziplinären Kommunikationsstruktur für die argumentative Weiterentwicklung dieses Diskurses.“

Zur Person

Wolfgang Schröder ist Professor für Philosophie an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Würzburg. Er ist Mitglied verschiedener deutscher und europäischer Institutionen, die sich mit Standards für Künstliche Intelligenz und mit Digitalethik befassen. Unter anderem ist er seit 2020 Mitglied im Beirat des „Digital Autonomy Hub“ der Deutschen Gesellschaft für Informatik / AlgorithmWatch zur Koordination von Forschungsprojekten der BMBF-Förderlinie „Mensch-Technik-Interaktion für digitale Souveränität“.

Publikation

Schröder W.M. (2021) Robots and Rights: Reviewing Recent Positions in Legal Philosophy and Ethics. In: von Braun J., S. Archer M., Reichberg G.M., Sánchez Sorondo M. (eds) Robotics, AI, and Humanity. Springer, Cham, Open Access: https://doi.org/10.1007/978-3-030-54173-6_16

Kontakt

Prof. Dr. Wolfgang Schröder, Professur für Philosophie am Institut für Systematische Theologie, Universität Würzburg, T: +49 931 31-80372, wolfgang.schroeder@uni-wuerzburg.de

Webseite Prof. Schröder

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