Intern
  • Eine Studentin fährt auf ihrem Roller zur Uni.
  • none
  • none

Ringvorlesung III: Archäologie unter Wasser

22.10.2024

Geheimnisse der Unterwasserarchäologie stehen im Mittelpunkt einer Ringvorlesung im Wintersemester 2024/25 an der Universität Würzburg. Organisiert hat sie das Würzburger Altertumswissenschaftliche Zentrum.

Unterwasserarchäologie ist eine seltene Orchidee unter den archäologischen Fächern. Ihre Themen und Erkenntnisse sind Teil einer Ringvorlesung an der JMU.
Unterwasserarchäologie ist eine seltene Orchidee unter den archäologischen Fächern. Ihre Themen und Erkenntnisse sind Teil einer Ringvorlesung an der JMU. (Bild: Aloïs Aebischer, Antikythera-Projekt, ESAG / Universität Genf)

Funde unter Wasser üben seit jeher eine große Faszination auf den Menschen aus. Das nasse Milieu trübt die Sicht, entzieht sich dem unmittelbaren Zugriff und weckt umso mehr Phantasien von untergegangenen Schätzen, die wie das legendäre Atlantis tief auf dem Meeres­grund im Verborgenen schlummern.

Tatsächlich steckt hinter dieser Vorstellung ein wahrer Kern: Unter Wasser bleiben manche organischen Substanzen länger erhalten, und zudem überdauern die Gegenstände weitgehend ungestört von Eingriffen menschlicher Zivilisation. Archäologische Untersuchungen können hier Einblicke in vergangene materielle Kulturen gewinnen, wie sie zu Lande eher nicht zu erwarten sind.

Unterwasserarchäologie: Eine seltene Orchidee

Archäologie unter Wasser bedeutet allerdings in vielerlei Hinsicht große Herausforderungen an Technik und Methoden: Feuchtböden müssen aufwendig trockengelegt und durchsiebt werden, während Befunde am Grund von Gewässern nur im Tauchgang erkundet werden können. Unter Wasser sind Bewegung und Sicht eingeschränkt, Sand und Erde bilden an der Oberfläche keine konsistenten Schichten, sondern wirbeln leicht auf, und alle Gerätschaften müssen gegen Feuchtigkeit resistent sein.

Das bringt nicht nur umfangreiche Kosten mit sich, sondern erfordert einen hohen Grad an Spezialisierung, über den nicht viele verfügen. Unter­wasserarchäologie ist somit die seltenste Orchidee unter den archäologischen Fächern, die an deutschen Universitäten studiert werden können.

Schiffwracks sind eine Art Pompeji en miniature

Naturgemäß spielt die archäologische Untersuchung von Schiffswracks und allen möglichen mit der Seefahrt verbundenen Infrastrukturen eine besonders prominente Rolle innerhalb der Unterwasserarchäologie. Für die Archäologen sind Wracks eine Art Pompeji en miniature, rühren sie doch häufig von Havarien, durch die die Ladung eines Schiffes als „geschlossener Befund“ sinnfällig wird.

So gewinnen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nicht nur wichtige Aufschlüsse über die Chronologie und Lebensdauer von Artefakten, sondern auch über Handel und Fernbezie­hungen in der Antike. Das gilt für den Verkehr auf hoher See genauso wie für die Flüsse, die als Binnengewässer schon früher wichtige Versorgungsadern bildeten.

Vor diesem Hinter­grund bietet das Vorlesungsprogramm ein breites Spektrum von spektakulären Funden aus fernen und eher nahen Gewässern, die von der Jungsteinzeit bis in die Spätantike reichen.

Tagung der Unterwasserarchäologie in Würzburg

Entstanden ist die Idee zu dieser Vortragsreihe dadurch, dass 2025 die Deutsche Gesellschaft für Unterwasserarchäologie, DEGUWA e.V., an der Universität Würzburg tagen wird: In Poseidons Reich XXX – „Shipping | Images“ (8.–13.04.2025). Dieser Verein vertritt in Deutschland die Interessen der international operierenden Unterwasserarchäologie und setzt sich bei den Vertretungen der Politik seit Jahrzehnten für die Anerkennung und den Schutz von Bodendenkmälern in den Küstengebieten ein. In Zusammenarbeit mit der DEGUWA ist auch eine Ausstellung zu Modellen antiker Schiffe in Vorbereitung, die parallel zur Ringvorlesung vom 19. November 2024 bis zum 13. April 2025 in der Antikensammlung des Martin von Wagner Museums zu sehen sein wird.

Das Programm

4. November
Pfahlbaufieber: Froschschenkel, Ziegenkot & Fischbandwurm
PD Dr. Urs Leuzinger, Amt für Archäologie, Thurgau/Schweiz

18. November
Rückkehr nach Antikythera - Neue Forschungen zum Schiffswrack und dessen Ladung
Prof. Dr. Lorenz Baumer, Universität Genf, und Dr. Angeliki Simosi, em. Dir. Ephorie für Unterwasserarchäologie / ehem. Ephorin von Piräus und der Inseln

2. Dezember
The Uluburun Shipwreck and Late Bronze Age Maritime Trade
Prof. Dr. Cemal Pulak, Texas A&M University / Institute of Nautical Archaeology, Bodrum

16. Dezember
Recent discoveries of ancient ships and boats from Thonis-Heracleion and Alexandria (Egypt).
Dr. Alexander Belov, European Institute of Underwater Archaeology, IAESM, France

13. Januar 2025
Heute hier, morgen dort: Mobilität und soziale Organisation in den Pfahlbauten
PD Dr. Renate Ebersbach, Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg

27. Januar
Hin und wieder zurück. Ein römischer Leerguttransporter im Schwarzen Meer
Dr. Max Fiederling, Universität Trier

Ausführliche Informationen zu den einzelnen Vorträgen gibt es hier

Zeit und Ort

Alle Vorträge finden in Präsenz im Toscanasaal der Würzburger Residenz und digital statt und beginnen um 18:15 Uhr. Wer Zugang zum Webinar erhalten möchte, findet den entsprechenden Link auf der Homepage des WAZ

Von Pressestelle JMU

Zurück