Schlaganfälle als Spezialgebiet
30.10.2018Karl Georg Häusler ist dem Ruf auf eine Professur an der Neurologische Klinik und Poliklinik des Universitätsklinikums Würzburg gefolgt. Hier leitet er die Schlaganfallversorgung und die klinische Forschung auf diesem Gebiet.
Seit dem 1. Juli 2018 ist die W2-Professur für Neurologie mit Schwerpunkt Schlaganfallforschung an der Neurologischen Klinik und Poliklinik des Universitätsklinikums Würzburg (UKW) wiederbesetzt: Professor Karl Georg Häusler hat die Nachfolge von Professor Christoph Kleinschnitz angetreten, der als Ordinarius an die Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Essen berufen wurde.
Karl Georg Häusler war vor seinem Wechsel nach Würzburg an der Klinik und Hochschulambulanz für Neurologie der Charité – Universitätsmedizin Berlin als Oberarzt tätig. Am Centrum für Schlaganfallforschung Berlin – einer Einrichtung, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) als Integriertes Forschungs- und Behandlungszentrum gefördert wird, leitete er das Studienteam.
Sein Medizinstudium absolvierte Häusler an der Freien Universität Berlin und an der Humboldt-Universität zu Berlin. Bei seiner neurowissenschaftlichen Promotion am Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in Berlin-Buch kam er zur Überzeugung, seine Facharztausbildung an der Neurologischen Klinik und Hochschulambulanz der Charité beginnen zu wollen.
Nach dem Abschluss der Facharztausbildung habilitierte er sich an der Medizinischen Fakultät der Charité zum Thema „Interdisziplinäre Aspekte in der Akutversorgung und Prävention des ischämischen Schlaganfalls“ und wurde später zum außerplanmäßigen Professor ernannt.
Klinische Schlaganfallforschung im Mittelpunkt
„Die Schlaganfallversorgung und klinische Schlaganfallforschung hat mich seit Beginn meiner klinischen Tätigkeit fasziniert“, sagt der neue Professor, „zumal der Schlaganfall ein Paradebeispiel für die Notwendigkeit einer fächerübergreifenden Zusammenarbeit darstellt.“ Sein damaliger wissenschaftlicher Mentor an der Charité, Professor Arno Villringer, unterstützte die Umsetzung erster Studien unter Einschluss von Schlaganfallpatienten. Die Studien zielten auf eine Charakterisierung der Immunantwort, die Relevanz der Herzbildgebung oder die Bedeutung der medikamentösen Schlaganfallprävention ab.
Dank der Unterstützung der Professoren Matthias Endres, Direktor der Klinik und Hochschulambulanz für Neurologie der Charité, und Ulrich Dirnagl, der bis 2017 das Centrum für Schlaganfallforschung Berlin leitete, konnte Häusler als Arbeitsgruppenleiter viele weitere klinische Studien durchführen und sich auf diesem Wege für eine Berufung nach Würzburg empfehlen.
Wechselwirkungen zwischen Herz und Gehirn
Ein Ziel von Häusler ist es, mit seiner Forschung auf dem Gebiet der vaskulären Neurologie einen Beitrag zur weiteren Verbesserung der Schlaganfallprävention und der Akutversorgung von Schlaganfallpatienten zu leisten.
Besonders interessant für seine Arbeit seien die mannigfaltigen Wechselwirkungen zwischen Herz und Gehirn. Denn krankhafte Veränderungen des Herzens, wie beispielsweise eine Herzinsuffizienz oder bestimmte Herzrhythmusstörungen, könnten das Risiko für einen ischämischen Schlaganfall erhöhen, aber auch mögliche Folge eines Schlaganfalls sein.
Häusler arbeitet daher sehr eng mit Kardiologen zusammen, beispielsweise als Mitglied im Lenkungsausschuss des Kompetenznetzes Vorhofflimmern e.V. oder als Sprecher der Arbeitsgemeinschaft „Herz & Hirn“ der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie und der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft. Am Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz (DZHI) in Würzburg ist er ein hoch willkommener Kooperationspartner.
Ideale Arbeitsbedingungen in Würzburg
An der Universität und am Universitätsklinikum Würzburg findet der neue Professor nach eigener Aussage ideale Voraussetzungen vor, um seine weiteren beruflichen Ziele zu verwirklichen. Von entscheidender Bedeutung dafür seien die engen Kooperationen zwischen Neurologie, Medizinischer Klinik I, Institut für Diagnostische und Interventionelle Neuroradiologie und Institut für Klinische Epidemiologie und Biometrie.
Mit der Etablierung des DZHI sei in Würzburg zudem ein struktureller Meilenstein geschaffen worden, und die Erforschung der Herzinsuffizienz sie in vielerlei Hinsicht relevant für die Schlaganfallforschung. Des Weiteren strebt Häusler eine intensive Zusammenarbeit mit der Grundlagenforschung an, um im Rahmen seiner Möglichkeiten translationale Forschungsbestrebungen zu unterstützen, die auf eine Übertragung von experimentell erlangten Erkenntnissen in die Patientenversorgung abzielen.
Leitung des Arbeitsbereichs vaskuläre Neurologie
Neben seinem Engagement in der klinischen Forschung leitet Professor Häusler als Geschäftsführender Oberarzt an der Neurologischen Klinik die Stroke Unit, eine zertifizierte Spezialstation für die Behandlung von Patienten mit einem akuten Schlaganfall. Darüber hinaus beteiligt er sich an der ambulanten Versorgung von Schlaganfallpatienten, die in der Neurovaskulären Ambulanz des Universitätsklinikums vorstellig werden.
In Vorlesungen und Untersuchungskursen bemüht sich Häusler nach eigenen Worten um eine multimodal ausgelegte Weiterbildung der Studierenden. Diese soll, neben der Wissensvermittlung zu Differenzialdiagnosen und diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten, stets einen engen Bezug zum Patienten und seinen individuellen Bedürfnissen haben.
Administrative Leitung von TRANSIT-Stroke
Mit der Berufung auf die Professur für Neurologie mit Schwerpunkt Schlaganfallforschung übernahm Häusler auch die Funktion des ärztlichen Gesamtgeschäftsführers des Transregionalen Netzwerks für Schlaganfallintervention mit Telemedizin (TRANSIT-Stroke). Dieser Verbund aus zwölf Kliniken zielt darauf ab, eine flächendeckende und hochqualitative Versorgung von Schlaganfallpatienten in Unterfranken sowie in Teilen von Oberfranken und Baden-Württemberg zu erreichen.
Häusler möchte durch seine Arbeit dazu beitragen, die Bevölkerung für Schlaganfall-assoziierte Symptome zu sensibilisieren, die Patientenversorgung im TRANSIT-Netzwerk noch weiter zu verbessern und die wissenschaftliche Evaluation der geleisteten Arbeit in Zusammenarbeit mit dem Institut für Klinische Epidemiologie und Biometrie zu intensivieren.
Fernziel sei eine Zertifizierung des TRANSIT-Stroke-Netzwerks als „Neurovaskuläres Netzwerk“. Zudem ist Häusler davon überzeugt, dass ein intensiver Austausch mit anderen Telemedizin-Netzwerken für die Verstetigung der telemedizinischen Versorgung in Bayern von Bedeutung ist.